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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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dir.«
    »Phil wie Philip?«
    »Keine Ahnung«, sagte Rigal. Phil war Phil. Niemand wusste, wie er vollständig oder wirklich hieß. Er flog in Privatjets ein und aus, in Militärmaschinen, kam auf Jachten über die Meere. Er sprach fließend Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch und hielt sich meistens in Ländern auf, in denen Geld wichtiger war als ein Pass. »Er hat sich in den Jugoslawienkriegen einen Namen gemacht, es gab da viel zu tun für Leute wie ihn. Waffen für die Kroaten aus dem Westen, für die Muslime aus islamischen Ländern. Iranische G3, die gute alte Heckler & Koch-Erfindung. Sie waren als Teppiche deklariert, wie man so hört. Vierzig Tonnen Teppiche für Bosnien, 1994.« Rigal lachte leise. »Sie haben sich gestern getroffen, Phil und Soudani und ein paar andere Militärs.« Phil habe vor einer Weile für Elbe Defence mehrere Hundert RPB 10 an ein anderes arabisches Land vermittelt. Von dort, vermutete Rigal, würden sie nun nach Algerien geliefert, inoffiziell, unter arabischen Brüdern. Trotz Endverbleibserklärung, die solche Drittgeschäfte verbiete. »Alltag im Betrieb«, sagte er lakonisch.
    Eley bemerkte eine Narbe seitlich an seiner Wange, ein breiter Fleck. Am Rand der Ohrmuschel fehlte ein Stückchen.
    Rigal tippte mit dem Zeigefinger dagegen. »Irak. Ist lange her.«
    »Eine Kugel?«
    »Eine M43 aus einer Kalaschnikow. Ein Scharfschütze, hat verzogen. Fünf Stunden habe ich gebraucht, um sie zu finden, sie stak in einer Hauswand. Phil ist noch hier, er wohnt im Sofitel. Gestern Abend war er mit seinen Leuten drüben im Sheraton tanzen. Heute hat er sich mit Militärbürokraten getroffen. Sie müssen jetzt komplizierte inexistente Verträge schließen. Viel Geld in große Koffer packen.«
    »Kennst du ihn?«
    »Wir sind uns in Elfenbeinküste und Liberia begegnet. Man trinkt in denselben Hotelbars, unterhält sich, verachtet einander, zahlt die nächste Runde.« Rigal schlug ein Bein übers andere, ließ die Sandale gegen den Fuß flappen.
    »Und wie ist er so?«
    »Süchtig nach Abenteuer, Macht und Spaß. Narzisstisch, profilneurotisch. Geld ist längst nicht mehr das Wichtigste. Er sucht die Schlangennester, springt rein und freut sich darüber, dass er heil rausgekommen ist. Er hat gesagt, dass er früh sterben wird, keine fünfzig wird. Ich hatte das Gefühl, der Gedanke gefällt ihm. Er sieht darin etwas Märtyrerhaftes, Tragisches.«
    »Macht er nur mit Regierungen Geschäfte?«
    »Er macht jedes Geschäft, das ihn reizt.«
    »Mit wem außer Soudani könnte er hier noch abschließen?«
    Rigals Fuß hielt still, die Brauen hoben sich. »Interessanter Gedanke. Keine Ahnung. AQMI .« Der Fuß bewegte sich wieder, die Sandale flappte dagegen, ein trockenes, gleichgültiges Geräusch.
    Der Mond war in Wolkenschleier hineingewandert, die Containerschiffe waren jetzt unsichtbar, das Meer schwarz. Unter dem grellen Licht der Laternen bereiteten die Fischer Netze und Boote vor, hin und wieder drangen Stimmen zu ihnen herüber, meistens herrschte Schweigen.
    Eley spürte, dass Rigal ihn musterte, sah ihn an.
    »Jemand wurde entführt. Ein Deutscher, heißt es.«
    Er ließ den Atem langsam ausströmen. »Sagt wer?«
    »Sagen Stimmen.«
    »Was sagen sie noch?«
    »Rheinmetall MAN oder Elbe Defence Systems.«
    Volltreffer, dachte Eley. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Informationen nach außen drangen. Zu viele Menschen involviert, in Algerien, in Deutschland.
    »Die einen sagen AQMI , die anderen …« Rigal brach ab.
    »Was sagen die anderen?«
    »Sie hätten gehört, es gebe Gerüchte.«
    »Gerüchte worüber?«
    »Eine neue Bewegung.«
    »Ja«, sagte Eley, spürte das Adrenalin.
    »Du weißt was darüber?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nur nicht, dass AQMI dahintersteckt.«
    »Das Militär? Der Geheimdienst?«
    »Du meinst Soudani?«
    Rigal nickte.
    »Nein. Passt nicht«, sagte Eley.
    Wieder nickte Rigal. »Soudani verteidigt das, was ist. Er würde es niemals aufs Spiel setzen oder zerstören. Er steht für le pouvoir , für das Algerien des FLN .«
    »Andere Islamisten? Frühere AQMI -Leute?«
    »Die Leute reden anders«, sagte Rigal. » Andere Leute reden. Wenn du verstehst, was ich meine. Studenten, Intellektuelle, Angestellte. Frauen. Sie sagen, sie hätten gehört, irgendwo entstehe eine demokratische Bewegung. Genaueres weiß niemand.«
    »Eine Partei?«
    »Möglich.«
    Eley zog eine Zigarette aus der Packung, entzündete sie,

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