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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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auf dem langen Weg in ihr Ohr ungeschützt sind und sich verändern, zum Beispiel durch die Stimmen aus dem Fernseher oder einen Duft oder das Wetter, und in ihrem Ohr verändern sie sich dann noch mal, und wenn man zum Beispiel sagt: Ich mag dich lieber als alle anderen, dann erhält man zur Antwort: Wie, du magst mich, also liebst du mich nicht mehr! Bist schon auf dem Sprung, was? Hältst schon Ausschau nach einer Neuen, Jüngeren, Hübscheren, die noch fruchtbar ist und dir noch ein paar Nichtsnutze gebären kann, was?
    Also macht man besser chrrrr – chrrrr – a-h-arrrr.
    Ganz richtig, mein Sohn, ich sehe, du verstehst mich.
    Dann, schon im Einschlafen, dachte Djamel, wie merkwürdig es war, dass ausgerechnet er in Noureddines Bett lag. Einer der Benmedis, die den Vater verloren hatten.

26
    ALGIER
    Kurz vor halb elf, die Place Port Said unterhalb der Kasbah, fast menschenleer. Die zahlreichen trabendistes mit ihren Waren fort, auch die chinesischen Händler mit ihrem Plastik, die Cafés unter den Arkaden geschlossen. Ein paar letzte »Mauerstützer«, mit den Wänden verwachsen, und in den dunklen Gassen in Kachabias gekleidete Männer, geisterhafte Gestalten, tauchten lautlos auf, verschwanden wieder.
    Über der Bucht hing der Mond, kraftvoll und fern.
    Eley überquerte den Platz, blieb in der Nähe einer fünfköpfigen Straßenlaterne vor dem Nationaltheater stehen, den Geruch des Verfalls in der Nase, der aus der Kasbah herunterströmte. Er zündete sich eine Zigarette an, musste nicht lange warten.
    »Eley?«
    Lyon Rigal war Ende dreißig, kräftig, verwahrlost. Sweatshirt und Jeans ausgefranst, die Stoffjacke löchrig, die Füße steckten in Plastiksandalen. Sein Teint war dunkel, die Haare schwarz und ungekämmt, dichte Brauen, lange Koteletten. Auf den ersten Blick ein Mann, dem vieles egal war, nur weniges nicht.
    Sie gingen zum Wasser hinunter, setzten sich am Fischereihafen auf ein Mäuerchen. Bei den Booten waren Männer, Autos kamen an, fuhren weg, hier fielen sie nicht auf. Draußen vor der Bucht lagen Containerschiffe, einsame dunkle Wesen im silbrigen Wasser.
    »Ich habe Sie schon mal gesehen«, sagte Rigal. »Auf einem Botschaftsempfang.«
    »Ihre Botschaft oder meine?«
    »Meine. Ist schon eine Weile her, gut drei Jahre. Sie waren mit Ihrer früheren Botschafterin dort.«
    »Katharina Prinz.«
    Rigal nickte. »Wir sagen du, d’accord? «
    »Ralf.«
    »Lyon.«
    »Wie die Stadt?«, fragte Eley.
    »Wie ein Dorf ein paar Hundert Kilometer südwestlich von hier, das nach der Stadt benannt wurde. Warum interessierst du dich für Soudani?«
    »Wir haben ein Problem in der Botschaft. Er ist involviert.«
    Rigal musterte ihn fragend, sagte dann: »Er war jahrelang abgetaucht. Seit einer Weile ist er wieder da. Mischt sich ein, zieht wieder mit an den Strippen. Schließt einen Rüstungsdeal nach dem anderen ab. Man scheint ihn zu brauchen. Kein gutes Zeichen. Irgendwas … passiert gerade.« Er redete schnell, scherte sich nicht um eine deutliche Aussprache, und Eley musste sich konzentrieren, um alles zu verstehen.
    »Die Rüstungsgeschäfte sind nicht neu. Bouteflika und Merkel haben sie schon vor Jahren angebahnt, 2008. Panzer von Rheinmetall, Fregatten von Thyssen, Unimogs und Geländewagen von Daimler, Grenzelektronik und so weiter.«
    »Die Gewehre und die Panzerbüchsen sind neu.« Rigal gähnte, rieb sich die Augen, als hätte er bis vor wenigen Minuten geschlafen. »Der Westen rüstet Algerien hoch, erst Russland, jetzt der Westen.«
    »Die RPB 10 von Elbe?«
    »Für den Kampf gegen Pick-ups ausgelegt. Der moderne arabische Terrorist fährt Toyota Hilux. Vielleicht will Soudani AQMI auslöschen. Mali liefert ihm die ideale Gelegenheit. Die Franzosen treiben AQMI , MUJAO , Ansar Dine nach Norden. Die Algerier müssen nur warten. Du weißt, wie sie vorgehen?«
    »Ja.« Die berüchtigten ratissages , Strategie vor allem in der Kabylei und anderen gebirgigen Regionen. Vermutete das Militär Terroristen oder Terrorverdächtige in einem Waldgebiet, in Berghöhlen, in scheinbar verlassenen Häusern, kamen Hubschrauber und feuerten Raketen ab. Dann folgte ausführlicher Granatbeschuss, wegen der Minengefahr. Am Ende durchkämmten Soldaten das Gelände. Zivile Opfer waren einkalkuliert.
    »Die RPB 10 bekommt Soudani nicht«, sagte Eley, »Lieferengpass.«
    Rigal streckte den Rücken, sank wieder in sich. »Er kriegt sie auf anderen Wegen. Phil is in town. «
    »Phil?«
    »Ein Landsmann von

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