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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Rande von Ropemaker’s Fields vor, doch keine der Personen, die sie befragten, hatte etwas gesehen, das ihnen weiterhalf, ganz zu schweigen von einem Paar zusammen auf dem Weg zum Pier in – oder kurz vor – der Abenddämmerung. Und wer vielleicht etwas bemerkt hatte, hatte kaum darauf geachtet oder zog es vor, sich nicht daran zu erinnern.
    Doch sie mussten in Erfahrung bringen, wer diese Frau war, was für ein Mensch sie vor dem Verbrechen gewesen war.
    »Wir lassen eine Zeichnung von ihr anfertigen«, erklärte Monk, als sie am Spätnachmittag unter dem sich verdunkelnden Himmel zur örtlichen Polizeiwache zurückkehrten. »Die Kollegen haben einen Mann, der sich auf den Umgang mit dem Bleistift versteht und ein gutes Auge für Gesichter hat. Wir werden ihn bitten, mindestens zwei Skizzen für uns zu zeichnen. Dann können wir es morgen früh noch einmal versuchen.«
    Müde, wie er war, schlief Monk in dieser Nacht gut. Von der Frau am Pier erzählte er Hester nichts, denn er wollte den kurzen Frieden des Abends nicht zerstören. Und falls sie schon ahnte, dass ihn eine Sorge bedrückte, war sie zu klug oder zu sanftmütig, um es zu sagen.
    Zeitig am nächsten Morgen wachte er auf und ging vor dem Frühstück los, um an der Ecke Paradise Street und Church Street mindestens zwei Tageszeitungen zu kaufen. Er war auf dem Rückweg noch keine hundert Meter gelaufen, als sich schon seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten. »Frau auf dem Limehouse Pier grausam ermordet!«, lautete die eine Schlagzeile, und: »Frau wie ein Stück Vieh abgestochen«, plärrte ihm die andere entgegen.
    Als er die Küchentür erreichte, hatte Monk die Zeitungen so zusammengefaltet und sich unter den Arm geklemmt, dass die Überschriften verdeckt waren. Ihn empfingen die Gerüche von Schinken und Toast und das Pfeifen des Wasserkessels auf dem Herd.
    Mit der Toastgabel in der Hand stand Hester am Herd und nahm gerade eine frisch geröstete Scheibe von der Platte, um sie zu den anderen in das Gestell zu stecken, damit sie knusprig blieb. Jetzt schloss sie die Herdklappe und drehte sich lächelnd zu Monk um. Heute trug sie ihren geliebten tiefblauen Rock. Bei ihrem Anblick fiel es Monk leichter, die Erinnerung an Gewalt, Verlust, Kälte, den sich ständig bewegenden Fluss und den Geruch des Todes noch für eine Weile zu verdrängen.
    Vielleicht hätte er ihr gestern Abend doch von der Frau erzählen sollen, aber er war müde und durchfroren gewesen und hatte nur den Wunsch gehabt, nicht mehr an die entsetzliche Szene denken zu müssen. Er hatte es nötig gehabt, sich zu wärmen und zu trocknen, an ihrer Seite zu liegen und sie von anderen Dingen reden zu hören – egal, von was, solange es sich um Gesundes und die kleinen, heilsamen Angelegenheiten des Lebens drehte.
    Doch Hester brauchte ihn nur anzuschauen, um an seinem Gesicht ablesen zu können, dass irgendetwas überhaupt nicht stimmte. Sie kannte ihn zu gut, als dass er ihr etwas vormachen konnte – was er auch nie getan hatte. Zwölf Jahre zuvor, als sie sich noch nicht gekannt hatten, war sie im Krimkrieg bei der Armee Krankenschwester gewesen. Von dem Grauenvollen und Bedrückenden, über das er ihr berichten konnte, gab es nur wenig, was sie nicht mindestens genauso gut kannte wie er.
    »Was ist passiert?«, fragte sie, vielleicht auch in der Hoffnung, er würde es ihr erzählen, bevor der zwölfjährige Scuff voller Vorfreude auf den Tag und mit großem Appetit zum Frühstück herunterkam. Vor ungefähr einem Jahr hatten sie und Scuff einander adoptiert, Hester und Monk den Jungen, weil er heimatlos war und sich am Flussufer in elenden Verhältnissen von Tag zu Tag durchschlug. Eine Waise war er streng genommen nicht, aber seine Mutter und deren neuer Mann hatten ihn nicht gewollt. Scuff wiederum hatte Monk adoptiert, weil er glaubte, der Ältere wüsste nicht genug über das Leben am Hafen, um seine Aufgaben verrichten zu können, und wäre auf jemanden wie Scuff angewiesen, der sich um ihn kümmerte. Die Nähe zu Hester hatte er nur sehr widerwillig zugelassen und stets nur in kleinen Schritten; beide waren aus Angst zu verletzen extrem vorsichtig gewesen. Das ganze Unterfangen war auf allen Seiten sehr zögernd begonnen worden, doch im Laufe des Jahres hatte sich ein ungezwungenes Verhältnis entwickelt.
    »Was ist passiert?«, wiederholte Hester, eindringlicher jetzt.
    »Gestern in der Abenddämmerung haben wir auf dem Limehouse Pier eine Frauenleiche entdeckt.«

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