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Ein Pirat zum Verlieben

Ein Pirat zum Verlieben

Titel: Ein Pirat zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Fenster.
    Ein Klacks. Sie ging in die Knie, warf die Arme zurück und machte einen Satz. Starke Finger schlossen sich um die Kante des Verandadachs. Sie rollte sich hinüber und richtete sich auf. Genau wie damals, als ich acht Jahre war, dachte sie, und Dad mich erwischt hat. Auf dem Dach der Veranda stehend, drehte sie sich zur Hausmauer um und balancierte über das Ziersims zu dem darüber liegenden Fenster. Fünfzehn Zentimeter breit, wie praktisch. Indem sie sich mit den Fingern und nackten Zehen auf der Krenelierung vorantastete, arbeitete sie sich langsam nach oben vor und erwischte den oberen Rand. Sekunden später war sie auf dem geschwungenen Fries über dem Fenster.
    Konzentrieren. Tief durchatmen. Rauchgraue Augen fixierten den Fahnenmast, der ein kurzes Stück über ihr senkrecht zur Wand befestigt war. Der einzige Laut, der zu hören war, war ein leises Rauschen, als sie einen Satz machte, den Mast packte und sich mit einem Handstand hinüberschwang, Zentimeter für Zentimeter schoben sich ihre Hände in Richtung Mauer. Den Rücken durchgedrückt, ließ sie ihre Beine nach unten sinken, bis sie die Bolzen und Scharniere berührten, die den Mast hielten. Gott, war es dunkel! Ohne den silbrigen Schimmer der Fahnenstange hätte Tess nicht gewusst, wo ihre Füße Halt fanden. Zehn Punkte. Nein. Achteinhalb. Ein Stockwerk noch, dachte sie, als sie sich vorsichtig aufrichtete und nach oben schaute. Das Zimmer war ungefähr anderthalb Meter über ihr. Kein Sims. Was jetzt? Das Gesicht an die Hausmauer gepresst, streckte sich Tess, so weit sie konnte, um nach Rillen zu tasten, die tief genug waren, um ihren Händen sicheren Halt zu bieten. Sie lächelte, als sie auf kleine Vertiefungen stieß.
    »Spiderman, Spiderman, macht, was jede Spinne kann«, summte sie vor sich hin, während sie den schwierigen Aufstieg in Angriff nahm. »Kann er das? Aber ja.« Finger und Zehen schoben sich in alte Risse.
    Tess war durchtrainiert und kräftig und trotzdem anmutig. Diese Eigenschaften waren es, die sie zu einer erstklassigen Sportlerin machten. Ihre Spezialgebiete waren Schwebebalken und Stufenbarren. Sie kannte keine Höhenangst, und das Straßenkind in ihr sehnte sich nach ein wenig Aufregung in einem ansonsten eintönigen Leben. Aber als Pflegetochter eines Oberfeldwebels der Marine, der sie nach einem strengen Ehrenkodex erzogen hatte, sträubte sich etwas in ihr gegen das, was sie gerade tat. Dad würde es ganz und gar nicht billigen. Mom auch nicht. Leise Schuldgefühle nagten an ihr. Sie sind nicht mehr da, und Penny braucht mich. Nicht schlappmachen, Tess, ermahnte sie sich, während sie den Gedanken verdrängte und sich wieder dem Fenster zuwandte. Auf den Knien kauernd, riss sie vier Metallstreifen ab, die sie um ihr Handgelenk geschlungen hatte, und klebte sie auf das Glas unter den Fensterriegeln. Alarmableiter, die hoffentlich funktionierten. Wenn nicht, würde sie in Kürze im Gefängnis sitzen.
    Nachdem sie den Glasschneider aus ihrer Werkzeugtasche geholt hatte, schnitt sie einen kleinen Kreis in die Fensterscheibe. Es klang, als würden Fingernägel über eine Schultafel kratzen. Dann drückte sie ihren Kaugummi auf das Glas, klopfte leicht an die geschnittene Linie und zog an. Das Glas löste sich lautlos, und sie legte es rechts neben sich auf das Fenstersims. Vorsichtig schob sie etwas, das wie ein langer, dünner Zahnstocher aus Metall aussah, durch die Öffnung und fing an, das Schloss zu bearbeiten. Schweißperlen traten auf ihre Oberlippe und Tess leckte sie ab. Beinahe geschafft. Sie drehte den Dietrich hin und her. Meine Knie tun weh. Denk nicht dran.
    Als sie ein Geräusch hörte, erstarrte sie. Schritte. Schwere Schritte. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie glaubte, wer auch immer da drinnen war, müsste sie hören. Panik vermischte sich schmerzhaft mit Adrenalin und ihr Blut schoss wie arktisches Eiswasser durch ihre Adern.
    Auf den Knien balancierend, eine Hand auf der gemauerten Fenstereinfassung, die andere bedrohlich über dem scharfen Glas schwebend, wartete sie mit angehaltenem Atem und verkrampften Muskeln, bis die Schritte verklangen, um dann in Rekordtempo weiterzumachen. Was genug war, war genug! Nichts war diese Angst wert. Zwei Umdrehungen und drei Schnaufer weiter gab das Schloss nach. Tess schob das Fenster nach oben und ließ sich hineingleiten. James Bond wäre stolz auf sie gewesen, wenn er gesehen hätte, wie sie das Schloss des Schreibtischs knackte und die unterste

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