Ein Pirat zum Verlieben
ihrer College-Zeit erinnerte, und durch andere, die ihr völlig fremd waren, bis sie sicher war, ihre Verfolger abgehängt zu haben. Dann parkte sie hinter einem schweren Laster und stellte den Motor ab. Ihr Herzschlag dröhnte in jeder Pore ihres Körpers. Sie langte auf ihrem Rücken nach dem Päckchen und warf das schweißnasse Beweismaterial auf den Sitz. Ein paar Sekunden starrte sie es finster an, packte es dann, erbrach mit unsicheren Fingern das Wachssiegel und kippte den Inhalt auf ihren Schoß.
»Verdammtes kleines Miststück!« Tess Renfrew wusste mit absoluter Sicherheit, dass sie heute Abend in eine Falle gelockt worden war. Zu einer Verabredung mit dem Tod.
2
Tess knallte die Tür zu, wirbelte herum und versperrte hektisch eine Reihe von Schlössern, um sich dann an die Türfüllung wie an einen Schutzwall zu lehnen. Sie kniff die Augen zusammen. Das kann einfach nicht wahr sein, dachte sie fassungslos.
»Hast du es?«
Sie schnappte nach Luft und riss die Augen auf. »Gott, Pen, du hast mich zu Tode erschreckt! Ich hatte ganz vergessen, dass du hier bist!« Penny stand mitten in dem winzigen Wohnzimmer, auf dem Gesicht die Spuren ausgiebigen Weinens, in den Händen ein Taschentuch. »Weg vom Fenster!«, befahl Tess, während sie um das kleine Sofa herumging, das zwischen ihnen stand.
»Warum?« Penny warf kurz einen Blick über die Schulter. »Du hast es doch, oder?«
»Allerdings.« Und noch mehr, dachte sie, als sie die Tasche aufmachte und den Umschlag herausnahm.
»Oh, danke!« Penny stürzte sich auf den Umschlag, aber Tess hielt ihn aus ihrer Reichweite. »Was ist, willst du mich etwa auch erpressen?« Sie bereute ihre Worte sofort. »O Gott, Tess. Tut mir Leid. Es ist nur so, dass …«
»Ich weiß, Kumpel.« Tess öffnete das Päckchen und holte die Fotos und die Negative heraus. »Verbrenn sie. Jetzt gleich.« Als Penny die skandalösen Fotos einfach nur anstarrte, griff Tess nach dem Kristallfeuerzeug, das auf dem Couchtisch stand, hielt die Flamme an die Ecken der Aufnahmen und wartete darauf, dass sie Feuer fingen. Sie ließ sie in einen Zinnaschenbecher fallen und trat ans Fenster, um den Vorhang zurückzuziehen. Die Straßen waren leer. Das monotone Rauschen der See drang beruhigend vom Strand jenseits der Straße zu ihr herüber. Ich bin in Sicherheit, dachte sie, und warf einen Blick über die Schulter.
Ihre ehemalige Zimmergenossin vom College beobachtete, wie die Spuren ihrer Vergangenheit von den Flammen verzehrt wurden. Penelope Hamilton war eine begabte Schauspielerin – kupferrotes Haar, schlank, sexy. Und Liz Claiborne wäre stolz darauf gewesen, wie Penny ihre Entwürfe aus weißem Leinen zur Geltung brachte. Auf ihre stetig größer werdende Fan-Gemeinde wirkte sie weltläufig, gewandt und beherrscht. Tess wusste es besser. Wenn auch aggressiv, was ihren Beruf anging, war Penny im Grunde sanft und verletzlich. Und die Fotos, die jetzt gerade verbrannten, hätten ihre makellose Karriere ruinieren können, wegen einer Dummheit, die sie begangen hatte, als sie hungrig und heimatlos gewesen war. Tess wusste, was das bedeutete.
Sie drehte sich wieder zum Fenster um und sog scharf den Atem ein. Penny wurde aufmerksam.
»Was ist?«
»Geh jetzt, Pen.« Ihre Beine, die in engem Lycra steckten, marschierten bereits durch das kleine Studio, wobei ihre schlanken Hände im Gehen nach der großen Schultertasche und dem Umschlag griffen. Tess hatte immer eine kleine Ausrüstung für Notfälle bereit, Kleidung, Schminke, Verbandzeug, Salben, Medikamente, Zahnbürste – alles. Diese Gewohnheit war ihr aus ihrer Zeit als aktive Sportlerin geblieben, als sie von einem Wettkampf zum nächsten gereist war. Für alles bereit und ständig in Bewegung. Genau wie jetzt, als sie vor ihrem Wandschrank stand und Kleidungsstücke in die Tasche stopfte.
»Jesus, Tess, würdest du bitte mit mir reden?«
»Penelope«, sagte sie warnend, ohne aufzublicken.
Penny rannte zum Fenster und zog den Vorhang beiseite. Zwei durchschnittlich aussehende Männer mit überdurchschnittlichen Muskeln stiegen gerade aus einem dunklen Mercedes.
»Jesus, man ist dir gefolgt!«
»Weg da!«, brüllte Tess und Penny gehorchte. Ihre grünen Augen verlangten eine Erklärung. »Ich wäre beinahe erwischt worden, Pen. Sie haben mein Gesicht gesehen und …« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Und?« Keine Antwort. »Und?«
Tess packte weiter ein, ohne den Kopf zu heben. »Sie haben ein paar Schüsse auf
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