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Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Titel: Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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getrunken, und eines Morgens wachte ich auf, und da war es: Blut lief mir aus Mund und Arsch. Mein Stuhlgang war schwarz vor Blut. Blut, Blut, ganze Wasserfälle von Blut. Blut stinkt schlimmer als Scheiße. Sie rief einen Arzt an, und der Krankenwagen kam an, um mich abzuholen. Die Krankenträger sagten, ich sei ihnen zu schwer, ich solle selbst die Treppe runtergehen. »Okay, Männer«, sagte ich, »soll mir ein Vergnügen sein. Ich möchte nicht, daß ihr euch überarbeitet.« Unten vor dem Haus legte ich mich auf die Bahre; sie klappten das Ding für mich auseinander, und ich kroch drauf wie eine welke Blume. Und was für eine Blume. Die Nachbarn hingen aus den Fenstern, standen in ihren Hauseingängen, als ich vorbeigetragen wurde. Sie kannten mich die meiste Zeit nur betrunken. »Schau, Mabel«, sagte eine, »da haben sie diesen schrecklichen Mann!« – »Gott sei seiner Seele gnädig«, kam die Antwort. Die gute alte Mabel. Ich ließ einen Mundvoll rotes Zeug über die Kante der Bahre rauschen, und jemand machte OOOOOhhhhh000oh.
    Ich ging zwar arbeiten, hatte aber trotzdem kein Geld, und so ging es wieder mal ins Armenkrankenhaus. Die Ambulanz war proppenvoll. Man lag in mehreren Regalen übereinander und durcheinander. »Full House«, sagte der Fahrer, »ab geht’s.« Es war eine schlimme Fahrt. Wir schwankten, wir schleuderten um die Kurven. Ich gab mir alle Mühe, das Blut zurückzuhalten, um niemand mit dem Stinkzeug vollzumachen. »Oh«, hörte ich eine Negerin sagen, »ich kann’s nicht fassen, daß ich so was durchmachen muß, ich kann’s nicht fassen, o Gott, hilf mir.«
    Gott bringt es bei solchen Gelegenheiten zu beachtlicher Popularität.
    Sie steckten mich in einen dunklen Kellerraum, und jemand gab mir etwas in einem Glas Wasser, und das war das. Immer wieder kam es mir hoch, und ich würgte Blut in die Bettpfanne. Wir waren zu viert oder zu fünft da unten. Einer der Männer war betrunken und nicht mehr ganz bei Verstand, aber er schien noch bei Kräften zu sein. Er stand von seiner Pritsche auf und lief herum, stolperte herum, fiel auf die anderen Männer drauf, warf Sachen herunter. »Wa wa was, I am wawa the joba, I am juba I am Jumma jubba wasta, I am juba.« Ich wollte ihm den Wasserkrug über den Schädel hauen, aber er kam nie nahe genug an mich ran. Schließlich fiel er in einer Ecke auf den Boden und regte sich nicht mehr. Ich war die ganze Nacht in diesem Keller, und den nächsten Tag bis um die Mittagszeit. Dann verlegten sie mich nach oben. Die Abteilung war überfüllt. Sie legten mich in eine dunkle Ecke. »O je, der wird uns sterben in dieser dunklen Ecke«, sagte eine Krankenschwester. »Yeah«, sagte eine andere.
    In einer der folgenden Nächte stand ich auf und schaffte es nicht mehr bis ins Klo. Mitten im Zimmer kotzte ich den Fußboden mit Blut voll. Ich fiel um und war zu schwach, um wieder aufzustehen. Ich rief nach der Schwester, doch die Türen waren mit Blech beschlagen und 10 bis 20 Zentimeter dick. Niemand hörte mich. Alle zwei Stunden kam eine Schwester durch, die nachsah, ob jemand gestorben war. Sie rollten nachts eine Menge Leichen raus. Ich konnte nie schlafen, deshalb sah ich mir’s immer an. Sie kippten so einen Kerl vom Bett, zerrten ihn auf die Bahre und zogen ihm das Leintuch über den Kopf. Die Räder dieser Bahren waren gut geölt. »Schwester«, heulte ich, ohne recht zu wissen, wozu. »Halt’s Maul!« sagte einer der Männer. »Wir wollen schlafen.« Ich verlor die Besinnung.
    Als ich wieder zu mir kam, waren sämtliche Lichter an. Zwei Schwestern versuchten mich hochzuheben. »Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen nicht aufstehen«, sagte die eine. Ich konnte nichts sagen. Trommeln dröhnten in meinem Schädel. Ich hatte das Gefühl, daß ich nur noch eine leere Hülle war. Es schien, daß ich noch alles hören konnte, aber sehen konnte ich nichts mehr, nur noch Flecken von Licht. Doch ich spürte keine Panik, keine Angst; es war nur noch ein Warten auf irgend etwas, ein teilnahmsloses Warten.
    »Sie sind zu schwer«, sagte die eine. »Setzen Sie sich auf diesen Stuhl.«
    Sie hoben mich auf den Stuhl und zogen mich durchs Zimmer. Ich hatte das Gefühl, gerade noch sechs Pfund zu wiegen.
    Dann standen alle um mich herum. An einen der Ärzte erinnere ich mich noch. Er trug einen grünen Kittel, einen Operationskittel. Er schien wütend zu sein. Er redete mit der Oberschwester.
    »Warum hat dieser Mann keine Transfusion bekommen? Er ist runter bis auf

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