Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
passenden Ledergürtels um seine schmalen Hüften, und ich war mir sicher, dass seine Schuhe von einem meisterhaften Schuhmacher hergestellt worden waren, der seine Ware in den Straßen von Mailand verkaufte. Einerseits hätte ich diese cremige Masse an Männlichkeit am liebsten in eine Eiswaffel gepackt und in den nächsten achtundvierzig Stunden mein Dessert genossen. Andererseits hätte ich ihm am liebsten einen Arschtritt verpasst.
Da er mein Blut genommen hatte, konnte Vayl meine Gefühle lesen. Deshalb wandte er sich mir überrascht zu
und machte auf dem Weg in die Küche einen Abstecher ins Wohnzimmer.
Oh-oh.
Ich hatte mich an der Stelle an die Couch gelehnt, die Cam freigemacht hatte. Nun wich ich hinter den Zweisitzer zurück und brachte so das Möbelstück und unsere Berater, die noch darauf saßen, zwischen meinen Boss und mich. »Hey, wie geht’s?«, fragte ich ruhig und versuchte, ihn nicht böse anzustarren. Ich hatte meine Kämpfe für heute Nacht bereits festgelegt. Unserer war nicht dabei.
Vayl nickte Bergman und Cassandra kurz zu, was sie als Aufforderung verstanden, uns alleinzulassen. Sie halfen einander hoch und brachten holprige Entschuldigungen vor, warum sie jetzt gehen müssten.
»Wow, sieh nur, wie spät es schon ist«, sagte Bergman. »Ich sollte besser schon mal den TV-Van vorbereiten, für später.«
Gleichzeitig sagte Cassandra: »Ich werde noch ein wenig an dem Zauber arbeiten, den ihr brauchen werdet, um den Zauberer aufzuspüren. Vielleicht hilft mir das dabei, den Kopf freizukriegen. Wenn ich nur ein einzige Vision aus diesem Nebel saugen könnte, um David zu helfen …« Sie verstummte und ließ sich von Bergman aus dem Zimmer führen.
»Sie sind gute Leute«, stellte ich fest, als sich diverse Türen hinter unseren Beratern schlossen. Wenn es nach mir ging, würde keiner von den beiden in den nächsten sechs Monaten auf eine Mission gehen.
»Das sind sie«, stimmte Vayl mir zu. »Aber deine stärksten Emotionen sind gerade nicht auf sie gerichtet. Und es sind auch keine positiven Gefühle.«
Ich presste die Lippen aufeinander. Wenn ich das fest
genug machte, würde diese ganze unangenehme Geschichte vielleicht verschwinden, und wir konnten mit dem Mordanschlag weitermachen. Oder auch nicht.
»Ich bin verwirrt«, fuhr Vayl fort und zuckte kurz mit den Lippen, was so viel bedeutete wie ein Stirnrunzeln. »Ich bin gerade erst aufgestanden. Wie kann ich dich da bereits so tief verstört haben?«
»Ha, ha, ha.« Was habe ich doch für ein liebreizendes, perlendes Lachen. »Weißt du, ich denke gerade über diese, äh, Sache heute Nacht nach. Bringe mich in die richtige Stimmung. Wie ich das immer mache. Du kennst mich doch.«
»Ja, das tue ich.« Er kam langsam auf mich zu. Als würde ich bei plötzlichen Bewegungen erschrecken. Er zog die Brauen zusammen. »Zwischen dir und mir sollte alles in Ordnung sein. Ich habe meine Vereinbarung mit Zarsa annulliert. Ich werde nicht versuchen, Badu und Hanzi zu treffen, bevor ich sicher bin, dass sie durch unsere Wiedervereinigung keinen Schaden davontragen. Und trotzdem kann ich spüren, dass du mit Freuden meinen Kopf gegen die Wand schlagen würdest, wenn du der Meinung wärst, ungestraft damit durchzukommen. Warum?«
»Äh.« Meine Stimme brach. Ich räusperte mich, und meine Kehle war viel zu trocken dafür, dass ich gerade ein ganzes Glas Tee in mich reingekippt hatte. »Haben wir jetzt wirklich Zeit für so etwas?« Ich tippte auf meine Armbanduhr. »Wir müssen bald im Café sein, in etwa …« Ich schaute auf die Uhr. Mist! In einer Stunde? Wie sollte ich ihn so lange hinhalten?
Verdammt. Ich setzte mich. Auf den Boden. Schaute zu ihm hoch, bis er sich vor mir niederließ. Eigentlich wollte ich ihm wegen Zarsa noch eine verpassen. Ihn wissen
lassen, dass ich nicht gerne die andere Frau war. Doch ein Teil von mir wusste, dass das nicht das eigentliche Problem war. Und als ich den Mund aufmachte, sprach genau dieser Teil.
»Du musst deine Jungs vergessen«, sagte ich.
Sofort verlagerte sich seine Energie. Als hätte ich ihn körperlich bedroht, ließ er seine Fähigkeiten aufsteigen, wie ein Boxer seine Fäuste hebt. »Wie meinst du das?« Er sprach abgehackt. Seine Augen, die ihr typisch entspanntes Braun gezeigt hatten, verdunkelten sich.
Der Geist meiner Mutter erhob sich vor mir. Nicht so, wie ich sie in der Hölle gesehen hatte, sondern die Version aus Lebenszeiten. Sie hatte die nikotinfleckigen Finger gespreizt,
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