Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
als trüge sie eine Platte mit Hühnermägen, und kreischte: Siehst du? Deshalb musst du lernen, deine Gefühle im Zaum zu halten. Ganz egal, wie verrückt dich das macht. Solche Gespräche nehmen nie ein gutes Ende!
Ich ignorierte sie und machte weiter: »Du hast nie wirklich getrauert. Ich meine, du bist von der Wut über ihren Tod direkt dazu übergegangen, die ultimative Rache zu planen und auszuführen. Und dann hast du, soweit ich das verstanden habe, direkt angefangen, die Tatsache zu verleugnen, dass du sie nie wiedersehen wirst. Du hast nie wirklich getrauert. Und du hast es definitiv nie akzeptiert. Diese ganze Suche war eine lange Demonstration dessen, wie weit du gehen würdest, um die Tatsache zu leugnen, dass Badu und Hanzi gestorben sind. Dass du sie verloren hast. Und dass das ein schreckliches Gefühl ist.«
»Woher willst du wissen, was ich getan oder nicht getan habe?«, fauchte er. »Du warst nicht dabei. Du bist mir nicht jede Nacht zu ihren Gräbern gefolgt.«
»Was hast du dort gemacht?«, fragte ich sanft. »Hast du ihnen gesagt, wie sehr du sie vermisst? Oder hast du ihnen Vergeltung versprochen?«
Vayls Energie verstärkte sich noch etwas mehr. Ich glaubte nicht, dass er mich einfrieren würde, aber ich erkannte an seinem Blick, dass ich ihn nun genau so weit getrieben hatte, wie er zu gehen bereit war. Also versetzte ich ihm noch einen letzten Stoß.
»Ich muss dir vertrauen können. Dass ich das in professioneller Hinsicht kann, weiß ich. Aber wenn du mit mir zusammen sein willst … musst du ganz und gar mit mir zusammen sein.«
»Du stellst mir also ein Ultimatum?«, ätzte er, und seine Augen sprühten rote Funken. »Entweder den Versuch aufgeben, meine Jungs zu finden, oder die Sache mit uns vergessen?«
Ich seufzte. »Liliana hat dir wirklich einiges angetan, oder?« Als er die Augen aufriss, sagte ich: »Ich stelle kein Ultimatum, Vayl. Du wirst tun, was du für richtig hältst. Und ich genauso. Deshalb nennt man uns Erwachsene. Und offen gesagt bin ich schon der Meinung, dass du versuchen solltest, die Seelen zu treffen, die einmal in den Körpern deiner Jungs lebten. Irgendwann. Nachdem du dich von Hanzi und Badu verabschiedet hast. Wenn dir bewusst geworden ist, dass die Männer, denen du in Amerika begegnen wirst, nicht die beiden jugendlichen Roma sind, die du vor über zweihundert Jahren mehr geliebt hast als irgendetwas sonst. Sie werden erwachsen sein. Und von anderen großgezogen worden sein, nicht von dir. Von Männern, die sie Dad nennen.«
Vayl schüttelte heftig den Kopf. »Nein. So darf es nicht sein.«
»Warum nicht?«
»Weil sie alles sind, was ich habe!« Die Worte brachen aus ihm hervor, als wären sie herausgeprügelt worden.
»Nein, Vayl«, widersprach ich sanft. Ich ließ meine Finger über seinen Handrücken gleiten. Nur eine kleine Berührung, um ihn daran zu erinnern, was sein könnte. Er schauderte. Ehrlich gesagt ging es mir genauso. Ich holte tief Luft. Zwang mich zur Konzentration. Dann sagte ich: »Sie waren alles, was du hattest .«
Bevor seine Augen komplett grün werden konnten, hob ich die Hände. »Ich will damit sagen, dass deine Besessenheit mich bereits in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Tatsache, dass du Zarsas Blut genommen hast. Dass du etwas so Intimes mit ihr getan hast. Dass du vorhattest, ihr sogar noch näherzukommen. Du hast Recht. Ich würde dich dafür am liebsten in Gummibänder wickeln und mich dann einfach neben dich setzen und sie jedes Mal schnalzen lassen, wenn ich sauer auf dich bin. Was momentan die ganze Nacht lang dauern würde.«
Er hätte reumütig aussehen sollen. Aber meine Worte schienen eher erregend auf ihn zu wirken. Seine Stimme, die sowieso immer tief und rauchig war, bekam einen zweideutigen Unterton, als er fragte: »Bist du eifersüchtig, Jasmine?«
»Nicht wirklich«, sagte ich sanft. »Aber wenn du mir gehören würdest. Nur mir. Dann wäre ich es.«
Er wusste genau, was ich meinte. Er strich mit den Händen über meine Oberschenkel. Ach. So. Langsam. »Bald«, flüsterte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht, bevor du dazu bereit bist.«
Er zog die Hände zurück. Meine Oberschenkel pulsierten, vermissten ihr Gewicht, ihre Wärme. »Meine Jungs«, flüsterte er.
»Ich liebe sie auch«, versicherte ich ihm. »Weil sie deine waren.« Verstörender Gedanke. Ich wünschte, sie wären meine gewesen. Ich hätte ihnen den Arsch aufgerissen und nach außen gefaltet, bevor ich ihnen erlaubt
Weitere Kostenlose Bücher