Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
an meinem Ring. »Wir glauben, das hier wird es schaffen«, sagte er.
»Okay.« Ich schluckte wieder einen Schwung Tränen hinunter. Das würde dermaßen schiefgehen, wenn ich alle fünf Minuten anfing zu heulen. Ich beschloss, mir einen großen emotionalen Zusammenbruch zu leisten, sobald ich meine Wohnung betreten würde. Ich würde
mich mit Schokolade eindecken. Einem Eimer Cookie-Dough-Eiscreme. Zwei Schachteln Taschentüchern. Und vielleicht noch einem guten Schmachtfetzen, um mich in Stimmung zu bringen. Das Streben nach Glück war da immer ganz nützlich. Ja, da hatten wir doch schon einen Gewinner.
Nachdem ich nun einen Plan hatte, ging es mir besser. »Okay. Wie funktioniert es?«
Bergman antwortete nicht sofort. Schließlich gab er zu: »Ich bin mir nicht ganz sicher. Cassandra hat ihm die Fähigkeit verliehen, den Weg des Ohm zu verfolgen.«
Als ich fragend die Augenbrauen hob, erklärte er: »So nennt man das Ding, das der Nekromant dazu benutzt, um seinen … äh, Zombie zu kontrollieren.« Entschuldigend runzelte er die Stirn. »Cassandra hat endlich diese Frau erwischt, mit der ihr wohl noch reden wolltet, bevor die Mission losging. Wie hieß sie noch gleich?« Er musste eine Sekunde nachdenken. »O ja. Schwester Doshomi. Sie hatte in ihrem Enkyklios eine Geschichte, die uns grundlegend erklärt hat, was mit Dave geschehen war. Er wurde auf dem zweiten Weg erschaffen, den Hilda … Erinnerst du dich noch an sie, die Frau, deren Tochter gestorben war und die dann Professorin für Nekromantie wurde?« Ich nickte und spürte dabei wieder Mitleid mit der Frau, die alles verloren hatte und es trotzdem schaffte, mir über die Schranken der Zeit hinweg zu helfen. »Dave wurde auf dem Weg erschaffen, von dem Hilda vermutete, dass es ihn geben müsse. Und den sie tatsächlich noch entdeckt hat, bevor sie umgebracht wurde.«
Er räusperte sich. Sah mich mitfühlend an, als wären wir auf einer Beerdigung, wonach es sich irgendwie auch anfühlte. »Jaz, Dave ist kein gewöhnlicher Zombie. Er ist ein Zedran. Weshalb es überhaupt nur ein Ohm gibt. Du
weißt schon, damit der Zauberer aus der Distanz mit ihm kommunizieren kann.« Da er vielleicht spürte, dass es mir schwerfiel, all diese Informationen zu verarbeiten, ohne vom Stuhl zu kippen, fuhr er hastig fort: »Die gute Neuigkeit ist, dass das Ohm aus dem Fleisch des Zauberers gemacht sein muss. Wenn wir es also erst mal aus Dave rausgekriegt haben - oder besser gesagt das Gerät, das wir gebaut haben, es aus Dave rausgeholt hat -, können wir es dazu benutzen, den Zauberer zu finden.«
»Wie das?«
»Cassandra kennt da einen Zauber.«
Das weckte meine Aufmerksamkeit. Ich legte Bergman eine Hand auf die Stirn. »Geht es dir gut?«
»Ja, warum?«
»Oh, ich weiß nicht. Vielleicht aber, weil du noch vor drei Wochen einen Schlaganfall erlitten hättest, wenn ich in deiner Gegenwart das Wort ›Zauber‹ ausgesprochen hätte.«
Er nickte bedächtig. »Deshalb wollte ich mitkommen.« Er legte alles aus der Hand und lehnte sich zurück. »Ich habe nicht damit gerechnet, Natchez zu begegnen. Aber ich schätze, ich hatte gehofft, auf dieser Reise jemanden wie ihn zu finden.« Er schüttelte verwundert den Kopf. »Dieser Mann weiß, wie man lebt , Jaz. Ich wüsste nicht, dass er vor irgendetwas Angst hätte. Nicht vor Krankheiten. Oder davor, etwas Neues in sein Verhalten zu integrieren. Oder etwas völlig Hirnverbranntes auszuprobieren. Wusstest du, dass er einmal auf der Straße eine Frau gesehen hat, deren Aussehen er toll fand, und sie dann einfach gefragt hat, ob sie mit ihm ausgeht? Einfach so! Ich meine, sie hätte eine Irre sein können. Sie hätte vier verschiedene Geschlechtskrankheiten haben können.«
»Und?«
»Sie war in Ordnung! Sie sind ein paarmal miteinander ausgegangen. Hatten nicht genug gemeinsam, dass es für eine feste Beziehung gereicht hätte, und dann sind sie als Freunde auseinandergegangen. Ist das nicht erstaunlich?«
»Ja, das ist es.«
»Er ist genauso alt wie ich, Jaz, und er hat im Vergleich zu mir ungefähr zwanzigmal so viel gelebt wie ich.«
»Bewunderst du ihn wirklich so sehr, wie das jetzt klingt? Ich meine, wenn du deine Zeit damit verbracht hättest, aus Flugzeugen zu springen und Berge zu erklimmen, hättest du nicht einmal die Hälfte deiner Erfindungen machen können.«
Er schob die Hände zwischen die Knie und sank in seinem Stuhl zusammen, als wäre ich ein Professor, der ihm eine Rüge erteilte, weil er
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