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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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die Schulter. Da, unverwechselbar, diese schwarze Silhouette. Er kam beschwingt eine kleine Straße entlang, die hinter mir lag, und wedelte mit einer Hand vor seinem Bauch herum, als wäre er kilometerweit gerannt. Mit der anderen hielt er sich ein Handy ans Ohr. Alle paar Sekunden kam die wedelnde Hand hoch und schlug nach etwas, das um seinen Kopf zu schwirren schien. Ich schob mich in die Lücke zwischen einem handgeschriebenen Schild, das an einer Ladenfassade angebracht worden war, und dem glatten, verwitterten Stein der Mauer. Ich hielt es für besser, ihn gehen zu lassen. Da ich nun geschützt war, konnte er mich nicht aufspüren. Und ich durfte nicht die Mission gefährden, indem ich mich outete, selbst wenn ich damit die Welt von einem seelenraubenden Monster befreien würde. Wenn wir fertig waren, konnte ich vielleicht zurückkommen. Um ein wenig aufzuräumen.
    Ich hatte gerade angefangen, das alles zu planen, als der Schröpfer an mir vorbeiging. »Ich sage es Ihnen doch, Samos«, knurrte er in sein Telefon, »wir sind ihr in diese Region gefolgt, und dann ist sie einfach verschwunden.« Wieder kam die Wedelhand hoch. Schlag, Schlag, obwohl ich noch von keinen Insekten belästigt worden war, seit ich draußen war. »Wir dachten, wir könnten sie schnappen, während wir diesen einen Körper benutzen, aber jetzt werden wir mehr Zeit brauchen, um sie zu finden. Wir brauchen mehr.« Er sah ruckartig nach links, nach rechts, dann wieder nach links. »Schnauze«, knurrte er, als hätte er unsichtbare Zuhörer. »Ich sage es ihm doch gerade,
oder nicht?« Entweder hatte der Typ eine gespaltene Persönlichkeit, oder …
    Ich schlüpfte aus meinem Versteck und folgte ihm so leise wie möglich. Obwohl er durch sein Telefonat und das Bedürfnis, alle paar Sekunden um sich zu schlagen, so abgelenkt war, dass er mich wahrscheinlich auch nicht bemerkt hätte, wenn ich nackt an ihm vorbeispaziert wäre.
    »Es ist mir egal, was Sie tun müssen!«, fauchte der Schröpfer. »Sie sind der Pate, und wir brauchen Körper. Diese Gestalt war nicht dafür gedacht, sechs Schröpfer in sich aufzunehmen. Ihr Gehirn gibt langsam den Geist auf.« Er hörte ein paar Sekunden lang schweigend zu. »Sie sind derjenige, der seinen avhar verloren hat«, zischte er schließlich. »Wenn Sie Ihre Rache an Lucille wollen, müssen Sie schon mehr tun als das!«
    Es juckte mich in den Fingern, mir dieses Telefon zu schnappen. Gott, wenn ich nur diese Spur weiterverfolgen könnte! Vielleicht wäre ich dann in der Lage, durch das Funksignal Samos’ Aufenthaltsort zu ermitteln.
    »Kanal vierzehn?«, fragte der Schröpfer. »Ja, dieser Körper kennt ihn.« Er lauschte aufmerksam, und so wie sich seine Schultern entspannten, gefiel ihm, was er hörte. »Und Sie sind sicher, dass sie empfänglich sein werden?« Kurze Pause, kurzes Nicken. »Hervorragend. Ich melde mich bei Ihnen, wenn es erledigt ist.« Er beendete das Telefonat, steckte das Handy ein, schlug nach seinen unsichtbaren Quälgeistern, und änderte den Kurs.
    Ich stand in den Schatten und überlegte. Vielleicht wäre es doch besser, ihn auszuschalten. Er schien im Moment geschwächt zu sein. Wenn ich wartete, würde er noch fünf weitere Körper infizieren, und es war schon schwer genug, einen von ihnen zu töten.

    Okay, nicht ganz so schwer, wenn du Daves harte Jungs dabeihast. Aber ich bezweifle doch sehr, dass wir mit gezogenen Manxes durch Teheran segeln können, wenn wir endlich Zeit für die Schröpferjagd haben. Außerdem darf man das Telefon nicht vergessen. Nein. Ich muss das sofort erledigen.
    Ich griff unter den formlosen schwarzen Manteau, den ich über meiner Hauskleidung trug. Zog langsam meine Machete aus der Tasche meiner blauen Hose und trat auf die Straße hinaus. Doch ich blieb sofort wieder stehen, da mir ein breitschultriger Mann mit weißem Bart den Weg versperrte. Er trug einen schwarzen Pullover mit aufwendiger Stickerei am Ausschnitt, dazu passende schwarze Hosen und Sandalen. Doch es war nicht nur seine beeindruckende körperliche Präsenz, die mich innehalten ließ, sondern auch seine Worte: »Bitte bring diesen Schröpfer nicht heute Nacht um, Jasmine.« Bei ihm klang mein Name wie Jas-mi-na, genau wie bei Vayl. »Die Mahghul sind vielleicht nicht deinetwegen hier, aber sie werden dich holen, wenn du hier heute Abend Blut vergießt.« Mit einer Geste forderte er mich dazu auf, die Hausdächer zu mustern, doch ich musterte stattdessen erst einmal ihn.
    Er ragte

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