Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
denke,
es wäre vielleicht hilfreicher, wenn du mit Vayl sprechen würdest.«
»Wo warst du?« Vayl war nicht sauer. Das erkannte ich an dem Funkeln in seinen Augen. Dem Zucken der Lippe. Jeder andere Mann wäre mit mir durchs Zimmer getanzt, als ich hereinkam.
»Habe die Gegend erkundet«, sagte ich. »Mir war nicht ganz wohl dabei, nicht zu wissen, wie man hier rein- und rauskommt.« Ich hasste es so sehr, in anzulügen, dass ich mir schwor, mich tatsächlich ein wenig umzusehen, sobald ich Zeit dafür hatte.
»Wir müssen reden.« Er führte mich zum Sofa.
»Wo sind die anderen?«, fragte ich.
»Cassandra und Bergman sind in der Küche und arbeiten an der Aufgabe, die ich ihnen gestellt habe. Cole ist mit David und seinem Team ins Hotel Sraosa gegangen, falls sie bei ihrer Erkundungstour einen Übersetzer brauchen. Keine Sorge, wir können frei reden. Bergman hat das ganze Haus mit der Karte abgesucht.«
»Hat er noch mehr Wanzen gefunden?«
»Nein.« Vayl tat meine Frage ab, als wäre sie nicht von Bedeutung, und signalisierte mir, ich solle mich setzen. »Ich habe aufregende Neuigkeiten«, sagte er, als er sich neben mich setzte.
»Wirklich?«
Er legte einen Arm auf die Rückenlehne der Couch und schlug das linke Bein über das rechte, damit er bequem seitwärts sitzen und mich ansehen konnte. Ich hatte ihn noch nie so … entspannt erlebt. Das war echt unheimlich.
»Zarsa sagt, meine Söhne wären hier. In Teheran!«
»Hat … hat sie das gesagt? Aber ich dachte, du solltest ihnen in Amerika begegnen.«
»Das dachte ich ebenfalls. Und sie sagt, dass sie auch eine gewisse Zeit in Amerika verbracht haben. Doch jetzt sind sie hier, und sie sagt, sie könnte mich zu ihnen bringen!«
»Wann?«
»Nachdem ich sie verwandelt habe.«
Ich fühlte mich, als hätte mir jemand die Brust aufgerissen und Eiswasser hineingeschüttet. »Sie … sie will ein Vampir werden?«
»Ja.«
Cirilai an meiner Hand wurde brennend heiß. Doch ich brauchte den Ring nicht, um zu wissen, wie nah Vayl einer Katastrophe war. Und wie niemand, der ihm nahestand, dem Rückstoß ausweichen konnte, wenn das schiefging.
»Wie lange dauert so etwas?«, fragte ich.
»Je länger, desto besser. Idealerweise ein Jahr. Aber mit den richtigen Vorbereitungen können wir es in einer Woche schaffen.«
»Hast du schon, na ja, ihr Blut genommen?«
»Nein, noch nicht.«
»Ah.«
Plötzlich schien sich Vayls Blick zu schärfen. »Du wirkst nicht erfreut. Ich dachte, du würdest dich für mich freuen.«
»Na ja, klar. Ich meine, deine Jungs zu finden, ist lebenswichtig für dich. Und ich wünsche es dir. Solange dabei niemand verletzt wird.«
»Ich werde sie nicht verletzen.«
»Meinst du, bevor oder nachdem du sie getötet hast?«
»Sie hat mich darum gebeten!«, donnerte er.
Ein weiteres Zeichen dafür, dass Vayl nicht mehr ganz bei Sinnen war. Er hob so selten die Stimme, dass ich heftig
zusammenzuckte, als er es tat. Da ich nun umso wütender war, machte ich mir nicht die Mühe, diese Wut aus meiner Stimme herauszuhalten, als ich fragte: »Seit wann verlangt eine Seherin eine so hohe Bezahlung für einen so geringen Dienst?«
Vayl sprang auf. »Dieses Treffen bedeutet mir alles!«
Ich erhob mich ebenfalls und wünschte mir dabei, ich wäre größer, um mich mit ihm auf Augenhöhe zu befinden. »Und genau deshalb bist du völlig durchgedreht! Meinst du nicht, Cassandra hätte es dir gesagt, wenn deine Jungs in Teheran wären?«
»Cassandra ist nutzlos! Sieh sie dir doch an! Sie kann ja noch nicht einmal den Maulwurf aufspüren!«
Völlige Stille, als uns beiden bewusst wurde, dass sie uns gehört haben musste. Vayl stampfte aus dem Haus und knallte die Tür so heftig hinter sich zu, dass die Scheiben in den Fenstern daneben brachen. Das Splittern des Glases rief Bergman auf den Plan; er tauchte in der Tür auf.
»Ich hole einen Besen«, sagte er und ging wieder Richtung Küche.
»Lass es«, rief ich. »Er hat es kaputt gemacht. Da kann er es verdammt noch mal auch selbst aufräumen.« Ich folgte Bergman langsam und dachte: Das lief ja toll, ich sollte wirklich in den diplomatischen Dienst wechseln. Dann könnten sie mich an einen politischen Krisenherd schicken, sagen wir mal, Iran, und hey, vielleicht könnte ich es schaffen, die ganze Welt in die Luft zu jagen!
»Ich werde mich nicht für ihn entschuldigen«, stellte ich klar, als ich die Küche betrat und sah, wie Cassandra sich mit einer Stoffserviette die Tränen
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