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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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über mir auf; mit seinem dunkelblauen Turban war er fast zwei Meter groß. Sein verschlafener Blick und die lange Nase ließen ihn irgendwie mutlos wirken. Wie ein persischer I-Ah.
    »Woher kennst du mich?«, fragte ich fordernd und schaute dabei in die Richtung, in die er gezeigt hatte. Selbst mit aktivierter Nachtsicht konnte ich über uns keinerlei Bewegung erkennen.
    »Dies ist mein Heim. Es ist meine Aufgabe zu wissen, wer hier ein und aus geht.«
    »Na ja, in diesem Fall nicht. Ganz und gar nicht.«
    Als er lächelte, beteiligte sich sein gesamtes Gesicht daran, von den Falten auf der Stirn bis zu den Locken in seinem Bart. Er streckte die Hand aus. »Mein Name ist Asha Vasta.«
    Ich schüttelte ihm nicht die Hand. »Woher weißt du von den Schröpfern?«
    Sein Seufzen kam mir unheimlicherweise bekannt vor. Es glich dem von Vayl, das er immer einsetzte, wenn ich die Beherrschung verlor. Normalerweise folgten danach Worte wie: »Wie kannst du drei Stunden lang durch das Zielfernrohr eines Gewehrs starren, ohne ein Wort zu sagen, und kaum befindest du dich im Straßenverkehr, brüllst du los? Wie gerade eben. Kannst du sicher wissen, ob der Mann ein Idiot ist? Vielleicht hat er einen niedrigen Blutzuckerspiegel. Und diese Frau, die du mit einem leichten Mädchen verglichen hast. Vielleicht hat sie gerade erfahren, dass ihr Mann im Krankenhaus liegt, und sie beeilt sich, um bei ihm sein zu können.«
    Ich bin mir sicher, der Kosmos verfolgt ein höheres Ziel damit, dass er mich mit geduldigen Leuten umgibt. Aber meistens möchte ich einfach nur schreien. Wie jetzt, als ich darauf wartete, dass Asha Vasta aus seiner Hütte kam und anfing, mir Erklärungen zu liefern. Während er sich eine Antwort überlegte, schaute ich noch einmal an den eintönigen, von Fenstern durchbrochenen Mauern eines alten Apartmenthauses hinauf. Da. Eine schnelle Bewegung am Rande meines Gesichtsfeldes, aber nichts Greifbareres. »Ich habe noch nie etwas von den Mahghul gehört«, sagte ich.
    »Das überrascht mich nicht. Obwohl sie sehr alt sind, wurden sie von ihrem Erschaffer nur an dieses Land gebunden.« Ich dachte, er würde mehr ins Detail gehen, was den Erschaffer der Mahghul anging, doch er schüttelte
nur traurig den Kopf. »Ich fürchte, sie haben reichlich Futter gefunden, um sich zu ernähren, und sind daher gediehen, wo sie sonst vielleicht verendet wären.«
    »Und was sind sie?«
    »Sie sind ein parasitisches Übel, für Menschen nur sichtbar, wenn ihr Blut geflossen ist. Sie können einen geplanten Mord spüren, Tage, manchmal sogar Wochen bevor er geschieht. Sie versammeln sich auf den Dächern, wartend, lauernd. Doch sie tun noch mehr als das. Lassen den Ehemann denken: Meine Frau hat einen anderen Mann angesehen . Lassen den Geschäftspartner vermuten: Die Bücher stimmen nicht, weil ich betrogen werde . Lassen die Tochter glauben: Mein Elend wird nie ein Ende haben. Ich kann genauso gut sterben .«
    »Du willst mir doch nicht im Ernst weismachen, dass irgendein überirdischer Krankenwagenjäger dafür sorgt, dass die Menschen sich gegenseitig umbringen. Oder sich selbst. Was ist denn bitte schön mit dem freien Willen passiert?«
    »Ihre Einflüsterungen würden sicher nicht funktionieren, wenn der Geist der Leute nicht offen dafür wäre. Wenn sie nicht bereit wären zuzuhören.« Asha schüttelte den Kopf. »Du würdest nicht glauben, wie viele das sind.«
    Ich starrte in die Dunkelheit hinauf. »Warum kann ich sie nicht sehen?« Immerhin bin ich nicht mehr ganz menschlich. Um den beißenden Schmerz, den dieser Gedanke in mir auslöste, zu beruhigen, fügte ich still hinzu: Zumindest in den Punkten, die nicht so wichtig sind.
    »Es ist leichter, wenn man ihre bevorzugten Plätze kennt. Da. An der Ecke von diesem Dach, wo es leicht hervorsteht. Siehst du?«
    Ohne die erweiterte Sehschärfe, die ich erworben hatte, nachdem ich Vayl Blut gespendet und Kraft von ihm aufgenommen
hatte, hätte ich es nicht gesehen. Und selbst so war es mehr ein Eindruck als ein wirkliches Bild. Die Größe einer Katze. Fledermausflügel. Erschreckend schnelles Lauftempo, unterstützt von vier kräftigen Beinen, an denen beeindruckende Klauen saßen.
    »Was sind das für Stachel unter ihren Augen?«, fragte ich.
    »Der erschreckendste Aspekt an ihnen. Im Augenblick des Mordes stoßen die Mahghul diese Stacheln sowohl in das Gehirn des Opfers als auch in das des Täters und saugen durch sie die Wut, die Angst und alle anderen starken

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