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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Licht ersetzt.
    Ich war wieder zu Hause.
    Ich erinnerte mich jetzt an alles. Ich erinnerte mich an den Unsterblichen, der als Mollys Schwester Isabella ins Sanktum gestürmt war. Eine so perfekte Tarnung, dass sie sogar die vielen verschiedenen Verteidigungssysteme des Herrenhauses getäuscht hatte. Ich erinnerte mich, dass der Unsterbliche mich erstach. Wie sich das Messer anfühlte, als die Klinge in mein Fleisch sank und mein Herz zerstach. Ich erinnerte mich an den Schmerz, das Blut und daran, wie ich fiel und starb.
    Ich griff an meine Brust und frisches Blut rann mein Handgelenk herunter, als ich mit meiner Hand das zerrissene T-Shirt zerknüllte. Aber als ich den Stoff beiseiteschob, war die Haut darunter unverletzt. Ich ließ meine Finger über die Brust gleiten und suchte nach der tiefen Wunde, an die ich mich erinnerte. Aber sie war komplett verheilt. Ich fühlte mich großartig. Ich sah Molly an.
    »Das ist in Ordnung, Eddie«, sagte sie. Sie versicherte es mir sowohl mit ihren Augen und ihrem Lächeln als auch mit ihren Worten. »Dir geht’s gut. Alles ist wieder gut.«
    »Guck dir mal dieses T-Shirt an«, nuschelte ich. »Ruiniert. Und es war auch noch mein Lieblings-T-Shirt.«
    »Ich hab’s nie gemocht«, meinte Molly.
    »Hast du mir nie gesagt. – In Ordnung, ich bin zurück. Also, was zum Teufel ist eigentlich gerade passiert?«
    Der Waffenmeister streckte mir die Hand hin. Ich ergriff sie und er zog mich auf die Füße. Meine Beine zitterten einen Moment, stabilisierten sich aber dann. Molly stand dicht neben mir, für den Fall, dass ich sie brauchte. Der Waffenmeister begutachtete mich gründlich, dann zog er mich in seine Arme und drückte mich fest.
    »Ich dachte, wir hätten dich verloren, Eddie. Das dachte ich wirklich. Und ich hätte den Gedanken nicht ertragen, dass du tot bist. Ich habe schon zu viele verloren.«
    Ich umarmte ihn ebenfalls vorsichtig. Wir sind noch nie eine besonders zärtliche Familie gewesen. Er ließ mich abrupt los und trat zurück. Er hatte sich wieder unter Kontrolle.
    »Erinnerst du dich an das, was passiert ist, Eddie? Während du ... weg warst?«
    »Ich war in Drood Hall«, sagte ich langsam. »Aber es war nicht das echte Herrenhaus. Es war ein kalter und leerer Ort – voller Toter. Walker war da, und Großmutter und Onkel James.«
    »Eine Nahtod-Erfahrung?«, fragte Harry. »Ist ja gerade echt in Mode gekommen.«
    Er unterbrach sich, als er den Blick des Waffenmeisters auffing. »Faszinierend«, sagte Onkel Jack lebhaft. »Die wollte ich immer schon mal aufnehmen. Was hatte James dir zu sagen? Hat er dir vergeben?«
    »Wir haben einander vergeben«, erwiderte ich.
    »So gesehen warst du gar nicht wirklich tot«, sagte Molly schnell. »Dein Geist war im Limbus. Und nicht jeder, den du da getroffen hast, war notwendigerweise der oder das, was er zu sein schien. Und Walker war beinahe ganz bestimmt nicht Walker.«
    »Vielleicht aber doch«, sagte der Waffenmeister. »Er ist auf jeden Fall tot. Ich hab einen Brief gekriegt.«
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Jemand hat ihn getötet. Ein alter Feind, oder vielleicht war es auch ein alter Freund. Möglicherweise beides. So ist das in der Nightside. Jedenfalls wurde mir das berichtet.«
    »Dennoch hätte er nicht mit dir dort sein dürfen, Eddie«, sagte Molly. »Nicht, wenn du in einem Abbild von Drood Hall warst. Er war doch nie hier.«
    Roger Morgenstern schnaubte laut. »Du verstehst den Limbus auch nicht besser als ich, Molly. Es ist weder Himmel noch Hölle, kein Ort für die Lebenden oder die Toten. Es ist eher ein spirituelles Wartezimmer. Ein Ort zwischen den Orten. Wer weiß schon, wer da Zugang hat? Wenn die Lebenden hineinkönnen, warum nicht auch die Toten? Es könnte gut sein, dass jeder, den du dort gesehen hast, Eddie, genau der war, der er angeblich war.«
    »Du rührst wirklich gerne drin rum, was?«, fragte Molly. »Man kann echt drauf bauen, dass du den advocatus diaboli spielst.«
    »Und man kann drauf bauen, Eddie, dass du eine Nahtod-Erfahrung hast, die völlig anders ist als die jedes anderen«, erwiderte Harry prompt.
    »Ich lebe grade erst wieder ein paar Minuten, aber du nervst mich schon wieder zu Tode, Harry«, stöhnte ich. »Jetzt halt mal die Klappe, während die Erwachsenen reden, oder ich verschaff dir deine eigene Nahtod-Erfahrung. – Ethel? Bist du da?«
    »Eddie, Eddie, Eddie!«, sagte die körperlose Stimme unserer höchsteigenen andersdimensionalen Entität. »Wohin bist du

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