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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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»Ich bin nie da gewesen. Ich darf nicht.«
    Molly sah ihn ungläubig an. »Du darfst nicht? Wie wird man denn vom Limbus verbannt?«
    »Ungestüm«, sagte Roger vage. »Schlechtes Benehmen. Du weißt ja, wie das ist.«
    »Die Erinnerungen verschwinden langsam«, sagte ich mit Bedacht. »Ich muss sagen, bei den meisten bin ich froh, dass sie das tun.«
    »An was erinnerst du dich?«, fragte Molly.
    »Kälte«, sagte ich. »Es war so unglaublich kalt.« Ich schauderte und Molly griff schnell wieder meinen Arm. Ich lächelte sie an. »Wie lange war ich weg? Es scheinen Ewigkeiten gewesen zu sein.«
    »Vielleicht zwanzig Minuten«, sagte Molly. »Die längsten zwanzig Minuten meines Lebens.«
    Ich musste mich zusammennehmen, um nicht wieder zu schaudern.
    In diesem Moment klopfte es höflich und respektvoll an den Türen des Sanktums. Sie öffneten sich und zwei der Sicherheitsleute des Seneschalls kamen herein. Ich sah ihn schnell an und er bedeutete seinen Leuten, die Türen zu schließen und auf Anweisungen zu warten. Sie taten es still und effizient. Der Seneschall hatte seine Leute gut erzogen. Ich warf ihnen trotzdem einen bösen Blick zu, aus Prinzip. Und für den Fall, dass der Seneschall sie gerufen hätte, um mich zum Verhör zu bringen. Er kann sehr eigensinnig sein, wenn es um die Sicherheit der Familie geht. Das ist sein Job.
    »Meine Leute sind hier, um den toten Unsterblichen wegzubringen.« Der Seneschall hatte meine Gedanken richtig interpretiert. »Es ist wichtig, dass wir die Leiche gründlich untersuchen.«
    »Du meinst, ihr wollt ihn sezieren.«
    Der Waffenmeister lächelte glücklich und rieb die Hände aneinander. »Kenne deinen Feind – und sorg verdammt noch mal dafür, dass er tot ist. Wir wissen nicht annähernd genug darüber, wie die Unsterblichen ihre Gestalt ändern, um anderer Leute Identität anzunehmen. Ich habe immer angenommen, es sei eine Art projektiver Telepathie, die uns sehen lässt, was wir sehen wollen. Aber dieses Fleischtänzer-Ding, das sie da draufhaben, scheint mir eher gestaltwandlerischer Natur zu sein: Wirkliche physische Veränderung, bis hinunter auf DNS-Ebene. Ich könnte euch zwar mit jeder beliebigen Menge von Geräten ausrüsten, die genau dasselbe tun, aber die Unsterblichen scheinen das durch schiere und höchstens ererbte Willenskraft zu erreichen. ... Ja, schon gut, ich höre ja auf zu reden.«
    »Einige Unsterbliche sind immer noch auf freiem Fuß, draußen in der Welt«, sagte der Seneschall bedrückt. »Sie beobachten uns in übler Absicht und planen zweifellos ihre Rache. Wir haben nicht alle auf Schloss Frankenstein getötet. Unglücklicherweise.«
    »Wenn ich einen verlässlichen Detektor bauen soll, der so etwas zukünftig vermeidet, muss ich alles wissen, was es über die Unsterblichen zu wissen gibt«, sagte der Waffenmeister entschieden. »Und um sicherzugehen, dass alle in dieser Familie wirklich die sind, die zu sein sie vorgeben. Ich will keine widerlichen Überraschungen mehr.«
    »Hört, hört«, warf ich nüchtern ein.
    Ich ging hinüber, um mir den toten Unsterblichen anzusehen. Molly blieb dicht bei mir. Der Mann, der versucht hatte, mich zu ermorden, sah jetzt sehr jung aus. Beinahe harmlos. Ein einfacher Teenager, wie alle Unsterblichen, die ja nie alterten. Schwarzer Schaum war an seinem Mund getrocknet und hatte eine Kruste gebildet, denn er hatte sich lieber vergiftet, als gefangen zu werden. Seine Augen schienen immer noch aus den Höhlen zu treten, sein Gesicht war verzerrt, sein Körper verdreht von Muskelkrämpfen. Er hatte sich im Tod beschmutzt und der Geruch war ziemlich schlimm.
    »Normalerweise kenne ich die Leute, die mich umbringen wollen«, sagte ich schließlich. »Aber dieses Gesicht habe ich noch nie gesehen. Wahrscheinlich war er gar nicht im Schloss, als wir es stürmten, und deshalb hat er überlebt und die anderen nicht.«
    »Er sah aus wie meine Schwester«, sagte Molly. »Er bewegte sich und sah aus wie Isabella. Ich bin komplett darauf hereingefallen. Er hätte das nie so passend hinbekommen – es sei denn, er hatte Zugang zum Original. Er muss meine Schwester gekannt haben.«
    »Vielleicht halten die restlichen Unsterblichen sie gefangen«, schlug ich vor.
    Molly umklammerte meinen Arm so fest, dass es wehtat. »Wir müssen los und sie finden, Eddie!«
    »Natürlich tun wir das«, sagte ich. »Du bist auch gekommen und hast mich gefunden. Aber wo sollen wir anfangen? Wer von den Unsterblichen überlebt hat, wird

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