Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
laute, protestierende Geräusche von sich, als er sich gegen den rigor mortis wehrte. Der Tote sah in Rogers brennende Augen. Und dann schrie er schrecklich, ein furchtbarer, verlorener und gefangener Laut.
»Hör auf damit«, sagte Roger beinahe beiläufig, und der Schrei stoppte abrupt. Die Leiche bewegte ihren Mund, der vom Gift und Rogers dunklem Blut, das er getrunken hatte, befleckt war. Als der Unsterbliche endlich sprach, klang seine Stimme, als ob er in einer unvorstellbaren Entfernung unterwegs war. Es klang wie jemand, der sich erst daran erinnern musste, wie eine menschliche Stimme klang.
»Wer ruft mich zurück?«, fragte es. Und auf einmal wollte ich nichts mehr hören, was auch immer es zu sagen gehabt hätte.
»Ich«, rief Roger. »Sprich zu mir, Unsterblicher.«
Der Mund der Leiche verzog sich langsam zu einem furchtbaren Lächeln. »Willst du die Geheimnisse von Leben und Tod kennenlernen? Soll ich das schreckliche Wissen der schimmernden Ebenen und der Höfe der Heiligen mit dir teilen oder vielleicht das über die Häuser der Schmerzen, unten in den Schwefelklüften?«
»Verschwende nicht meine Zeit«, erwiderte Roger. »Ich weiß über all das derzeit vielleicht besser Bescheid als du. Hör auf, anzugeben und sag mir: Wer hat dich hergeschickt, um Eddie Drood zu töten? Und gibt es noch andere Unsterbliche da draußen in der Welt, die Angriffe auf Drood Hall planen?«
»Es sind nur noch wenige von uns übrig«, sagte die Leiche und sah immer noch allein Roger an. »Zersprengt. In Verstecken. Ich weiß nicht, wo sie sind. Das war alles meine Idee. Wenn ich schon kein echter Unsterblicher sein konnte, keine Privilegien und keine Macht mehr hatte, so entschied ich, wollte ich lieber sterben und meinen verhassten Feind mit mir nehmen.« Er wandte den Kopf langsam, um mich anzusehen, und es kostete mich alles, was ich hatte, um nicht vor dem schieren Hass in diesem Blick zurückzuweichen. »Wir waren die Herren der Welt und du hast uns all das genommen. Der Barbar vor den Toren Roms. Der Wilde, der die Herrlichkeit Roms, die er zerstört, nicht einmal begreift. Ich wollte deinen Tod, Drood, und beinahe hätte ich es geschafft ...« Er versuchte, nach mir zu spucken, aber aus seinem schwarz verkrusteten Mund kam nichts.
Der Seneschall trat vor, um sich zwischen mich und den Toten zu stellen. Er war zu kleinen Gesten fähig, wenn er das wollte.
»Wie bist du hereingekommen?«, grollte er. »An all den Verteidigungen des Herrenhauses vorbei?«
»Rafe war einer von uns«, sagte die Leiche. »Er hat uns alles gesagt. Glaubt ihr wirklich, er sei der Einzige gewesen?«
»Ich muss diesen Detektor endlich zum Laufen bringen«, warf der Waffenmeister ein. »Und ein für alle Mal aussortieren, wer wer ist.«
Molly schob sich vor und starrte dem Toten kalt ins Gesicht. »Du hast dir das Aussehen meiner Schwester Isabella gegeben. Wo ist sie? Hältst du sie irgendwo gefangen? Wo ist sie? Wo ist Isabella?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte die Leiche. »Ich hatte sie nie in meiner Gewalt. Das musste ich nicht. Ich konnte jeden kopieren, den ich je getroffen hatte, und ich kannte Isabella von jeher. Sie hat bei mehreren Gelegenheiten mit uns zusammengearbeitet – in gegenseitigem Interesse.«
»Deine Schwester hat mit den Unsterblichen gearbeitet?«, fragte ich Molly.
»Zum Teufel, Eddie«, sagte Molly. »Iz hat mit jedem irgendwann mal zusammengearbeitet.«
»Zu ein paar Gelegenheiten sogar mit uns«, sagte der Waffenmeister heiter. »Bei Situationen von gegenseitigem Interesse. Ich habe ihr ein paar sehr nützliche Gerätschaften hergestellt, von denen sie mir keine wiedergegeben hat. Du bist doch eine Zeitlang mit ihr gegangen, Cedric, oder?«
Wir alle sahen den Seneschall an, aber er hatte dazu nichts zu sagen.
»Könnten wir vielleicht beim aktuellen Thema bleiben, Leute?«, sagte Roger. »Ihr glaubt doch nicht, was ich hier tue, ist einfach, oder? Die Leiche zerfällt bereits. Was auch immer ihr fragen wollt, tut es schnell. Er wird nicht mehr lange bleiben.«
Wir alle sahen den toten Unsterblichen an. Seine Haut war fleckig und brach, dicke Flüssigkeiten rannen aus ihm heraus, während Rogers dunkles Blut ihn von innen verbrannte. Seine Augen waren in ihre Höhle zurückgesunken und bildeten jetzt nichts weiter als eine Masse schwarzen Gelees. Die Leiche bewegte den Kopf blindlings vor und zurück.
»Bitte lasst mich nicht so. Bitte. Lasst mich nicht hier in diesem verfallenden
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