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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Stimme verlor sich. Als er von seinem Glas zu Molly und mir aufsah, waren seine Augen eindeutig desinteressiert. »Macht euch nichts aus Ammonia. Sie ist nur sie selbst. Ihr Problem ist, dass sie ständig Schwierigkeiten damit hat zu entscheiden, wo sie selbst aufhört und andere Leute anfangen. Die Grenzen sind für Telepathen nie ganz festgelegt. Dinge schleichen sich ein, Gedanken, Emotionen, Intentionen ... Sie hat keine soziale Kompetenz. Überhaupt keine. Ich bin nicht einmal sicher, ob sie selbst eine Person ist, wirklich.«
    »Peter ...«
    »Ja, Liebling, ich weiß. Wir haben Gäste. Wo bleibt mein Benehmen! Kann ich euch einen Drink anbieten? Ich habe hier einen. Ich habe eigentlich immer einen.«
    Molly und ich lehnten ab. Peter nickte verständnisvoll, trank mit einem Schluck, was noch im Glas war, und schlenderte hinüber zu dem sehr modernen Sideboard, um sein Glas aus einer funktionellen, aber überaus hässlichen Kristallkaraffe nachzufüllen, die bereits halb leer war.
    »Ammonia trinkt nicht«, verkündete er und wandte sich wieder zu seinen Besuchern um. »Sie wagt es nicht. Ich dagegen bin selten nüchtern. Das wage ich nicht. Ich trinke wie ein Fisch, wisst ihr, wie ein kleiner stachliger Tiefseefisch. Das würdet ihr auch, wenn ihr mit der mächtigsten Telepathin der Welt verheiratet wärt. Es geht nicht um die Person, versteht ihr, es geht um den Lebensstil. Oh, setzt euch doch bitte, beide. Mit euch sieht der Raum unordentlich aus. Es nutzt nichts, zu warten, bis Ammonia euch bittet. Solche Sachen kommen ihr einfach nicht in den Sinn. Keine soziale Kompetenz, schon vergessen? Natürlich ist das nicht ihr Fehler.«
    Peter ließ sich wie ein nasser Sack wieder in seinen Sessel fallen und Ammonia versank in dem Sessel ihm gegenüber. Bisher war auf ihrem Gesicht nicht eine einzige erkennbare Emotion zu sehen gewesen. Molly und ich zogen uns zwei Stühle mit steifen Lehnen heran und setzten uns zu ihnen.
    »Wenn man bedenkt, was das alte Mädchen alles durchmachen musste, ist es ein Wunder, dass sie so gut bei Verstand geblieben ist«, sagte Peter leutselig. Es war abstoßend, wie er über seine Frau sprach, als sei sie mal da und mal nicht. Er lächelte Molly und mich schwach an. »Kennt ihr die Geschichte? Sie ist nicht allzu bekannt, aber sehr spaßig. Ammonia hat die ersten zehn Jahre ihres Lebens im Koma verbracht. Selbst induziert, um ihr hochentwickeltes Bewusstsein von den Gedanken dieser Welt, die alle gleichzeitig auf sie einstürmten, zu schützen. Sie musste lernen, wie man einen Schild aufbaut, der alle anderen aus ihr heraushielt, bevor sie selbst entscheiden konnte, wer sie war. Bedenkt, dieses arme Kind wusste schon in so jungen und schutzlosen Jahren alles, was es über die menschliche Natur zu wissen gibt. All das Gute und Böse, der Wahnsinn und das Gesunde, die Heiligen und die Teufel! Nur ein eiserner Wille hat sie zusammengehalten. Das macht sie zu so einer wundervoll heilkräftigen Telepathin. Sie weiß alles, was es über die Dämonen des Unterbewussten zu wissen gibt, denn sie war dort. Du bist hervorragend bei dem, was du tust, stimmt’s, Liebes? Ja, das bist du.«
    »Peter ...«, meinte Ammonia.
    »Ich sage ihnen nur, was sie wissen müssen, altes Haus.« Peter lächelte Molly und mich verschwörerisch an. »Ich sehe, ihr habt bemerkt, dass die Einrichtung und die Möblierung hier schrecklich modern sind. Das müssen sie sein. Ammonia kann Spuren, Echos all der Leute auffangen, die alte Dinge verwendet haben. Menschen prägen sich allem ein, wisst ihr. Sie hat das Cottage einem kompletten telepathischen Exorzismus unterziehen müssen, bevor wir einziehen konnten. Die Steinaufnahmen mussten, so wie sie waren, gelöscht werden. Und die Möblierung muss alle zwölf Monate gewechselt werden, weil sie Erinnerungen aufsaugt. Wir zelebrieren dann hinter dem Haus immer ein hübsches Feuer für das alte Zeug. Man kann ja nie wissen, was ein anderer Telepath daraus liest. Für eine Telepathin wie Ammonia ist der geistige Friede alles. Alles. Stimmt’s nicht, altes Mädchen?«
    »Ja«, erwiderte Ammonia.
    »Und sie muss Vegetarierin sein«, sagte Peter. »Weil sie die Todesschreie und die letzten schrecklichen Momente selbst des kleinsten Stückchens Fleisch hören kann. Einmal hat mir jemand gesagt, dass Pflanzen schreien, wenn man sie aus dem Boden zieht, aber offenbar ist das nicht wahr. Ganz sicher kein Wurzelgemüse, denn davon essen wir genug. Ich hatte seit Jahren kein

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