Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
wo ich die Bücher ausgesperrt habe. Hier kann ich arbeiten. Weit weg von deiner Familie, muss ich glücklicherweise sagen, und angemessen vom Herrenhaus entfernt.«
Ich sah sie an. »Woher weißt du, dass wir nicht doch im Herrenhaus sind?«
»Es ist mein Job, solche Dinge zu wissen. Das hier ist eine Art Dimensionstasche. Das Herrenhaus liegt in ... dieser Richtung.«
Und sie wies mit bemerkenswerter Sicherheit nach links oben. Bedenkt man, dass die Alte Bibliothek nur lose mit der realen Welt verbunden ist, entschloss ich mich, nicht nachzufragen. Wahrscheinlich hatte sie recht.
»Hallo!«, sagte Ammonia plötzlich. »Ich empfange etwas ... Seltsames! Da sind du und ich und euer Bibliothekar und sein Assistent, aber ich empfange hier noch eine andere Präsenz ... definitiv nicht menschlich.«
»Das ist wahrscheinlich Ethel«, sagte ich. »Die andersdimensionale Wesenheit, die bei uns lebt. Sie schaut immer mal herein.«
»Die Quelle der Macht deiner Familie und eurer neuen Rüstung«, sagte Ammonia. »Ich weiß alles über Ethel. Und sie ist es nicht. Ich kann spüren, dass sie uns von der anderen Seite aus Drood Hall beobachtet. Hinter außergewöhnlich mächtigen Schilden. Ich muss mich wirklich fragen, was sie so verzweifelt vor mir verstecken will. Oder vor dir. Ich könnte es herausfinden, aber das würde auch extra kosten. Aber kümmern wir uns nicht um seltsame Präsenzen. Deshalb bin ich nicht hier. Wo ist der Patient?«
Plötzlich trat Iorith hinter den nächstgelegenen Bücherstapeln hervor und warf Ammonia aus einer Entfernung, die er wohl für sicher hielt, einen bösen Blick zu. Er trug einen Mönchshabit. Die Kapuze hatte er zurückgeschlagen und enthüllte damit einen haarlosen Kopf, auf den er eine ganz ähnliche Krone gepresst hatte wie die, die der Waffenmeister Molly gegeben hatte. Iorith tat sein Bestes, um aufrecht und würdevoll stehen zu bleiben, aber er konnte es nicht so recht rüberbringen. Er sah für mich eher aus wie einer, der dringend auf die Toilette musste.
»Hallo! Ich bin Iorith! Und es geht mir gut, danke! Ich denke über gar nichts nach! Über das hier bestimmt nicht. Und darüber auch nicht. Mir geht’s gut! Bestimmt!«
»Iorith, wenn du dich verdammt noch mal nicht auf der Stelle entspannst, dann werde ich dich von Kopf bis Fuß mit Ritalin vollpumpen«, sagte ich. »Du bist vorgewarnt. Und ich weiß, dass ich die Frage bedauern werde, aber warum bist du wie ein Mönch angezogen?«
»William sagte, es beruhige ihn«, erklärte Iorith. »Du würdest nicht glauben, wie viele verschiedene Outfits wir ausprobieren mussten, um eines zu finden, mit dem er leben kann. Ich kann dir versichern, dass er Freizeitschuhe nicht ausstehen kann. Oder Krawatten. Habe ich auf die harte Tour herausgefunden. Entweder das hier oder ein Kilt, und das hier war weniger zugig. Du hast meine Würde nicht gesehen, oder? Ich bin sicher, ich habe sie hier irgendwo. Mir geht’s gut! Danke der Nachfrage.«
»Und warum trägst du eine dieser nagelneuen psychischen Schutzeinheiten des Waffenmeisters?«, fragte ich und wies auf seine Krone. »Dein Torques ist alles, was du brauchst.«
»Der Rat bestand darauf«, sagte Iorith steif. »In deiner Abwesenheit. Der Telepathin dürfen keine Drood-Geheimnisse in die Hände fallen. Besonders die Art nicht, die man beim Lesen der Bücher in der Alten Bibliothek erfährt.«
»Als ob mich die interessieren«, behauptete Ammonia. »Ich kenne genug Geheimnisse. Ich bin mit Geheimnissen vollgestopft. Ich scheiße förmlich Geheimnisse und pisse Mysterien. Und was eure kostbaren Bücher angeht ...«
Sie fuhr mit dem Finger grob an den Buchrücken der Bücher entlang, die ihr am nächsten standen, und ich schwöre, sie zuckten vor ihr zurück. Iorith sprang beinahe aus seiner Kutte.
»Fass die Bücher nicht an! Fass gar nichts hier an! Wir haben eine große Menge gefährlicher Bücher hier in der Bibliothek und mit gefährlich meine ich gewalttätig, besessen und manchmal auch mörderisch. Das ist kein Streichelzoo! Ich benutze spezielle Handschuhe und die wurden in Handarbeit von Nonnen der Schwesternschaft der Heilsarmee in klösterlicher Abgeschiedenheit gestrickt. Die Handschuhe sind sogar heiliger, als ich je sein werde. Und selbst dann halte ich noch die Daumen gedrückt.«
»Du plapperst, Iorith«, sagte ich.
»Ich weiß! Mir geht’s gut, richtig gut, ich bin wirklich sehr nervös. Ich glaube echt nicht, dass das alles hier eine gute Idee ist,
Weitere Kostenlose Bücher