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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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bestand. Die Flammen schienen ihm nicht im Mindesten etwas auszumachen. Molly rannte auf das Vieh zu und bombardierte es mit geformten Flüchen. Der segmentierte Horror krachte und zerbrach schließlich unter dem Einschlag ihrer Worte. Dickes, cremiges Blut schoss aus den Wunden. Ich wagte nicht, die Tür zu verlassen, um ihr zu helfen. Eine Menge Viecher kamen auf mich zu, alle waren wirklich übel, und obwohl der Anblick meiner Rüstung sie einen Moment innehalten ließ, hatte ich keine Ahnung, wie lange das anhalten würde. Sie hatten den Zusammenbruch des Schutzfeldes gesehen und sie wollten hinein.
    »Wie viele sind übrig?«, schrie ich. »Wie viele noch?«
    »Die Letzten gehen gerade durch!«, schrie sie zurück. »Nur noch du und ich! Weg von der Tür und lass uns abhauen! Eddie! Eddie, warum bist du noch da?«
    »Weil du nicht sehen kannst, was ich sehe«, sagte ich entschlossen. »Eine ganze Armee von unerfreulichem Viehzeug ist hier draußen und ich bin das Einzige, das sie davon abhält, die Halle zu stürmen. Ich kann nicht weg. Geh, Molly. Geh durch den Spiegel und schließe ihn von deiner Seite aus. Damit nichts von diesem Wahnsinn dir folgen kann, um die normale und gesunde Welt zu infizieren.«
    »Zum Teufel damit«, erwiderte Molly. »Ich lass dich nicht allein! Ich werde dich nie allein lassen. Ich bin dir in den Limbus gefolgt, um dich zurückzuholen, und ich will verdammt sein, wenn ich dich jetzt allein lasse.«
    Sie stand jetzt neben mir und sah hinaus. Sie gab einen schockierten und angeekelten Ton von sich. Ich nickte.
    »Eklig, was? Und gefährlich sind die auch noch. Wir können es nicht riskieren, dass sie durch Merlins Spiegel kommen.«
    »Schlägst du vor, dass wir den Spiegel jetzt schließen?«, fragte Molly. »Tust du doch, oder? Du bist bereit, unser beider Leben für eine Bande von Niemanden zu opfern. Weil sie unschuldig sind.«
    »So ist das nun mal«, sagte ich.
    »Darum liebe ich dich«, nickte Molly. »Weil du das eine Wahre in meinem Leben bist.«
    »Nein«, entgegnete ich. »Zusammen sind wir das Wahre. Aber warte mal.«
    »Was jetzt?«
    »Ich meine: Warte, ich habe eine Idee.«
    »Ich liebe sie«, sagte Molly sofort. »Es ist eine wunderbare Idee und ich will Kinder mit ihr. Was für eine?«
    »Wenn wir nicht zu Merlins Spiegel können, dann muss Merlins Spiegel eben zu uns kommen.« Ich konzentrierte mich und erweiterte meine Rüstung so, dass sie den Spiegel erreichte. Und so rauschte der Spiegel an uns heran und hüllte Molly und mich im Türrahmen, in dem ich stand, ein. Ganz plötzlich standen wir auf dem Grashügel vor der Stadt. Durch das Portal konnte ich schreckliche Kreaturen die Halle stürmen sehen, doch ich schlug ihnen den Spiegel in die furchtbaren Gesichter. Und endlich war es vorbei.
    Ich schüttelte den Spiegel wieder zu normaler Größe und steckte ihn weg. Dann rüstete ich ab. Eine frische Brise blies mir ins Gesicht, der Geruch nach Gras und Erde und Blumen. Ich hatte noch nie etwas so erfrischend Normales gerochen. Als ich abrüstete, verließ mich auch meine letzte Kraft. Ich setzte mich abrupt. Ich hatte nicht erkannt, dass ich schon so lange auf Adrenalin lief. Molly setzte sich dazu und schmiegte sich an mich.
    Wir saßen auf einem ziemlich steilen Hügel und sahen auf den großen, dunklen Fleck nieder, an dem sich einmal Little Stoke befunden hatte. Die geretteten Überlebenden saßen oder standen in kleinen Grüppchen auf der Hügelflanke unter uns und sprachen angeregt über das, was sie durchgemacht hatten. Ein paar lagen auf dem Rücken im Gras und starrten mit begeisterten Blicken in den perfekt normalen Himmel hinauf; sie waren einfach glücklich, wieder in einer Welt zu sein, die einen Sinn ergab. Der Vikar saß gar nicht weit von uns entfernt und ließ seine Finger durch das dickte, tuftige Gras gleiten, als hätte er noch nie etwas so Wundervolles gesehen.
    Und als Molly und ich so den Hügel hinab auf den dunklen Fleck sahen, begann er plötzlich zu schrumpfen. Er fiel in sich zusammen, die Ränder rauschten schneller und schneller auf die Mitte zu, bis schließlich das ganze Ding in sich zusammenfiel und verschwand. Die Stadt war wieder zurück – oder wenigstens die Gebäude – und sah größtenteils unberührt und nicht transformiert aus. Ich musste mich fragen, wie viel von dem, was wir in der Stadt erlebt hatten, in irgendeinem Sinn »real« gewesen war.
    »Ein so übler Ort muss ja grundsätzlich instabil sein«, meinte Molly.

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