Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
unser glorreicher Führer gesprochen hat? Ja ja, Liebchen, Tante Linda hat auch Gerüchte gehört. Meine üblichen Informanten haben sich vielleicht verkrümelt oder sich selbst durch zu teure Preise aus dem Markt gekickt, aber es gibt immer noch Leute, die reden wollen, wenn man weiß, wo man hinhören muss. Noch hat keiner Details über dieses Große Opfer, aber du kannst Gift drauf nehmen, dass deinesgleichen und ich diejenigen sein werden, die es am Ende bringen sollen. Und der Premier und seine Bande wird davon profitieren. Siehst du diesen kleinen Kerl da drüben? Der über seinem Cuba Libre brütet? Mit dem solltest du reden. Der liebe kleine Adrian Toomey arbeitet für die Times und gelegentlich als Rechercheur für die einzige anständige Dokumentarreihe der BBC, Panorama. Sprich mit ihm. Sieh zu, was du aus ihm rauskriegst.« Sie packte mich fest am Arm und ihre langen Finger gruben sich tief in mein Fleisch. »Und sag mir nur ja alles, was du herausfindest. Ja. Der liebe, liebe Adrian. Er steckt tiefer da drin als jeder andere. Jedenfalls behauptet er das gern.«
Ich dankte ihr, gab ein paar Versprechen, die ich nicht zu halten gedachte, und ging hinüber zu Adrian Toomey, der am Rand einer Unterhaltung saß und nicht im Geringsten darauf achtete. Seine blassblauen Augen starrten in weite Ferne. Er war ein untersetzter, schwermütiger Kerl in einem ausgebeulten Pullover und einem formlosen Blazer, aber seine alte Schulkrawatte war sicher echter als meine. Er blinzelte kurz, als ich mir einen Stuhl heranzog und mich neben ihn setzte. Als ich ihm erklärte, was ich von ihm wollte, begann er, unruhig auf seinem Sitz hin und her zu rutschen. Er beugte sich vor, um vertraulich mit mir sprechen zu können. Seine sanfte, klare Stimmer verlor sich fast im Lärm des Pubs.
»Alle meine üblichen Quellen sind von der Bildfläche verschwunden, Mr. Bond. Keiner scheint zu wissen, was mit ihnen passiert ist. Und die paar, die noch da sind, die offiziellen Sprecher, die Pressesprecher und die, die ab und an eine Information weitergeben – die reden so viel wie immer, ohne wirklich etwas zu sagen. Und nicht, weil sie unter Druck gesetzt werden oder eingeschüchtert wurden, sie scheinen wirklich nicht zu wissen, was vor sich geht. Und das sind die Leute, die üblicherweise eingeweiht sind. Jeder spricht über dieses Große Opfer und die wundervolle Zukunft, die schon bald beginnen soll, aber keiner weiß, wie sie aussehen soll oder was sie beinhaltet. Außer unseren derzeitigen Herren und Meistern. Und die reden nur hinter verschlossenen Türen darüber und mit erhöhter Sicherheit, und keiner führt Protokoll über das, was gesagt wird. Einer erzählte, dass er den Premierminister gestern hat weinen sehen.
Je höher ich gehe, desto weniger haben die Leute zu sagen. Da herrscht eine bestimmte Atmosphäre in den Korridoren der Macht, Mr. Bond. Die Leute haben Angst. Sie sind zutiefst verängstigt von dem, was kommt. Sie wissen genug, um sicher zu sein, dass sie gar nicht mehr wissen wollen. So etwas habe ich noch nie erlebt.«
»Verzeihen Sie mir, wenn ich ganz deutlich werde«, sagte ich. »Aber haben Sie etwas über eine neue satanistische Verschwörung gehört?«
Adrian Toomey sah mich traurig an. »Ach, Mr. Bond. Ich habe Sie für einen ernsthaften Rechercheur gehalten. Ich befasse mich nicht mit diesem Schwachsinn der Regenbogenpresse.«
Molly und ich verließen den Untergegangenen Wähler nicht sehr viel schlauer, als wir hineingegangen waren. Molly hatte alle ihre Kontakte angezapft – erfolglos. Der Premierminister und sein Kabinett planten definitiv etwas und wahrscheinlich nichts Gutes, dessen war sich jeder sicher. Aber keiner wusste, was es war. Molly war ziemlich genervt und ein wenig befremdet, dass sie nicht in der Lage gewesen war, etwas Spezifischeres herauszufinden. Westminster ist in der Regel nicht so gut, was das Verbergen von Geheimnissen angeht. Irgendjemand weiß immer etwas und kann es nicht abwarten, zu reden. Aus politischen Gründen, aus Prinzip oder fürs Geld. Aber es schien, als wollten die paar Leute, die Bescheid wussten, nicht reden. Weil sie zu viel Angst hatten.
Interessanterweise war es dennoch so, dass nur wenig Leute an eine neue satanistische Verschwörung glauben wollten, außer denen, die für die aktuellen Klatschblätter arbeiteten. Doch für die war das sowieso das tägliche Brot. Ich musste unwillkürlich an den Jungen denken, der vor dem Wolf gewarnt hatte.
Dennoch,
Weitere Kostenlose Bücher