Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
zurück in diesem Sündenbabel, meine liebe Molly!«, sagte ein viel zu dick angezogener Gentleman in einem langen, speckigen Mantel. »Versuchst du immer noch Rufschädigungen und allgemeinen Aufstand zu initiieren?«
»Ach, das waren noch Zeiten!«, sagte Molly. »Hallo, Brian. Gib mir einen Drink aus, dann erzähle ich dir, wer ein paar Leichen im Keller hat und wo.«
Jeder lachte, auch wenn es ein wenig unbehaglich klang. Bei Molly weiß man nie.
Der Pub selbst gab sich alle Mühe, ein Ort zu sein, der ein wenig schäbig war, an dem man ruhige Deals abschließen konnte und wo teure Gegenstände heimlich und billig den Besitzer wechselten, wenn keiner hinsah. Das Interieur war ebenso mehr als nur ein wenig altmodisch, mit gerahmten politischen Cartoons aus den Fünfzigern und Sechzigern an der Wand. Keiner war allein hier. Die Leute kamen, um zu reden. Bezahlt wurde mit Geheimnissen, und Klatsch war pures Gold wert. Und jeder hatte etwas zu verkaufen oder noch besser, zu tauschen. Reputationen konnten hier gemacht oder zerstört und alte Kränkungen gerächt werden, indem man die richtige Person in die falsche Richtung stupste.
Es gab eine Menge Seitenblicke und Gemurmel, als sich die Stammgäste darüber wunderten, was Molly Metcalf und Shaman Bond wohl hier wollten. Weil niemand je zufällig in den Untergegangenen Wähler kam oder weil er einfach in Ruhe einen Drink nehmen wollte. Wir mussten etwas wollen und sie alle fragten sich, wie sie es uns am besten verkaufen konnten. Viele schienen sich an Molly zu erinnern, aber auf der anderen Seite hinterließ sie immer großen Eindruck. Eine Journalistin, die für ein gehobeneres Schundblatt schrieb, eine Linda Van Paulus, erinnerte sich an Shaman Bond und schlenderte betont gelassen in meine Richtung. Sie gab mir einen Drink aus, was anständig war, und wir standen eine Weile zusammen an der Bar, während Molly alte Verbindungen auffrischte und dann skrupellos Informationen aus ihnen herausquetschte.
»Shaman, Liebelein«, begann Linda und nahm mich über ihr Ginglas hinweg genau unter die Lupe. »Ich bin überrascht, dich und die berüchtigte Molly Metcalf zusammen zu sehen. Geschäftlich oder privat?«
»Ein wenig von beidem«, erwiderte ich.
»Habe ich richtig gehört? Ihr beide seid zusammen?«
»Vor dir kann man wirklich nichts geheim halten, Linda.«
»Ach, ich weiß nicht. War wohl eher ein Glückstreffer.«
Linda war groß, mit einem langen Pferdegesicht und einem Mund mit zu vielen Zähnen darin. Sie war so nachlässig angezogen, dass es beinahe ungepflegt aussah. Aber sie besaß Verstand, den sie manchmal sogar zu benutzen geruhte. Sie sah zu Molly hinüber und den Leuten, mit denen sie sprach, und ich konnte beinahe hören, wie die Rädchen ihres Verstandes ratterten, als sie realisierte, was sie gemeinsam hatten. Ich unterbrach sie schnell, um sie abzulenken.
»Also, Linda. An welcher Story arbeitest du gerade? Irgendwas Interessantes?«
»Der Premierminister und sein ganzes Kabinett führen etwas im Schilde«, sagte Linda sofort. Sie konnte nie der Versuchung widerstehen, damit anzugeben, wie viel sie wusste. »Das ist etwas überraschend, denn normalerweise sind sie sich über gar nichts einig. Aber was auch immer es ist, was sie da planen, es muss wirklich wichtig sein, denn ich kann nicht einmal ansatzweise herausfinden, was es ist. All meine üblichen Quellen haben sich entweder aus dem Staub gemacht oder wollen mehr Geld, als meine Herausgeber bereit sind zu zahlen. Deppen. Ich sage ihnen ständig, dass man Geld ausgeben muss, um es zu machen, aber in den Aufsichtsräten sitzen heutzutage nur Erbsenzähler. Im Zählen von Pennies sind sie groß, und Pfunde wollen sie gar nicht erst ausgeben. Keiner von denen hat Druckerschwärze in den Adern.« Sie sah mich plötzlich an und knallte ihr Glas auf die Bar. »Du weißt doch was. Tust du doch, oder? Komm schon, Shaman, sag’s mir, um der alten Zeiten willen. Ich sehe schon zu, dass du nicht zu kurz kommst.«
»Nun«, sagte ich vorsichtig. »Wahrscheinlich wirst du es nicht glauben, aber ich habe sehr verlässliche Gerüchte gehört, dass der Premierminister und seine Leute mit einer neuen satanistischen Verschwörung unter einer Decke stecken.«
Das Interessante war, dass sie mir nicht sofort ins Gesicht lachte. Sie sah mich nachdenklich an und trommelte mit den Fingern auf dem Tresen herum. »Das hast du also gehört, ja? Das hat wohl kaum etwas mit dem Großen Opfer zu tun, von dem
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