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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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erzwingen. Sie versagten und erloschen.
    Harry und ich warteten ab, um sicherzugehen, dass sie uns mit allem, was sie besaßen, beschossen hatten, dann schritten wir entschlossen voran. Schwere Klingen schossen aus Harrys Händen, furchtbare Dornen wuchsen aus seinen Armen und Schultern. Er bewegte sich auf die Wachen zu, als sei er der lebendige Tod, und er schnitt jeden nieder, der sich ihm in den Weg stellte. Ich ließ aus einer Hand ein langes, goldenes Schwert wachsen und ging hinter ihm her, hackte und schnitt. In keinem von uns war auch nur ein wenig Erbarmen. Ich musste nur an das Große Opfer und Berge von toten Kindern denken, und mein Herz wurde zu einem kalten und schrecklichen Ding.
    Es dauerte nicht lang. Es war ein Gemetzel, keine Schlacht. Schon bald war die Lobby voller Leichen und blutgetränkt. Noch mehr Blut rann an unserer Rüstung herab und bildete zu unseren Füßen Pfützen.
    »Okay«, sagte Harry. »Ich denke, wir können jetzt als gesichert annehmen, dass sie wissen, wir sind hier. Dann gehen wir uns mal vorstellen.«
    Er ging den Korridor hinab, aus dem die Wachen gekommen waren. Ich folgte ihm. Der Gang mündete in einen weiteren, dann hielten wir wieder inne. Von irgendwo über uns war ein tiefes, ominöses Knurren zu hören.
    »Ach, verflucht nochmal«, sagte ich. »Die haben einen Höllenhund beschworen. Ich hasse diese Viecher.«
    »Können wir den umgehen?«
    »Weiß ich doch nicht. Ich seh’ keine Seitenflure. Aber was auch immer das ist, es muss hier irgendwas bewachen. Oder irgendwen. Also werden wir ihn wohl erledigen müssen. Okay, ich mach das. Geh und such Roger.«
    »Spinnst du jetzt, Eddie? Kein Drood hat je auf eigene Faust einen Dämonenhund besiegt.«
    »Da bist du wohl nicht auf dem Laufenden mit meinen Berichten, was, Harry? Ich habe einen besiegt, im Lightbringer House.«
    »Ich habe deinen Bericht gelesen, du hattest Molly und Isabella dabei, die dir geholfen haben.«
    »Du liest meine Berichte? Ich bin geschmeichelt. Hör zu, ich kann das Ding in Schach halten, solange du mit Roger redest. Darauf kommt’s doch an.«
    »Das kann ich nicht zulassen.«
    »Doch, kannst du. Du kannst mich nicht leiden, schon vergessen?«
    »Ach ja, stimmt. Alles für die Familie?«
    »Für die Familie, Harry.«
    Wir gingen den Korridor zusammen hinab, dann links um die Ecke und stellten fest, dass kein Höllenhund auf uns wartete. Der ganze Gang vor uns hatte sich verändert, transformiert und war von einem Geist aus der Hölle besessen. Der Flur lebte, jede Oberfläche war organisch, fleischig, verdorben. Wie der lebende Schlund, der den Aufzugsschacht im Lightbringer House ersetzt hatte. Die Wände waren zu Fleisch geworden: Scharlachrotes und purpurfarbenes Fleisch, mit dunklen, verfaulenden Flecken und einem Netz von dicken, pulsierenden Venen. Der Boden bestand aus einer langen, gerippten und grell pinkfarbenen Zunge, glitschig vor Verdauungssäften, die Decke bildete ein einziges, in die Länge gestrecktes Auge, das uns mit wahnsinnigem und fasziniertem Blick ansah, ohne zu blinzeln. Große, spitze Zähne ragten in regelmäßigen Reihen aus dem Fleisch der Wände und als wir hinsahen, begannen sie, sich langsam wie ein Fleischwolf oder eine lebende Kettensäge zu bewegen. Das ganze Ding stank nach Blut, Schwefel und saurer Milch, es lebte und war hungrig und wartete auf uns. Ich sah Harry an.
    »Nach dir.«
    »Das ist doch nur Fleisch und Zähne«, meinte er. »Glaubst du wirklich, das könnte die Rüstung durchdringen?«
    »Das ist ein Dämon aus der Hölle«, erwiderte ich. »Ein überlegenes Wesen mit überlegener Kraft, wenn es unsere Realität so völlig überschreiben kann. Ich habe absolut keine Ahnung, was dieses Ding mit unserer Rüstung anstellen könnte.«
    »Es ist dort, damit wir nicht an Roger herankommen«, sagte Harry.
    »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Also, wenn man nicht sicher ist, muss man bluffen. Wenn wir nicht da durch können, dann können wir’s vielleicht umgehen.«
    Ich wandte mich von dem besessenen Flur ab und schlug ein Loch in die gewöhnliche Wand neben mir. Meine goldene Faust drang problemlos hindurch. Ich zog meine Hand zurück, zerbrochene Ziegel und Ziegelstaub fielen auf den Boden. Ich hieb auf die Wand ein und öffnete damit ein Loch, das groß genug war, dass man hindurchtreten konnte. Aber als ich innehielt, um hindurchzusehen, stellte ich fest, dass mich von dort nur die andere Seite des besessenen Korridors

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