Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
bist nicht mal wegen der Satanisten hier. Du bist hier, um die Höllenbrut Roger Morgenstern zu finden und hoffentlich zu retten. Du bist der Einzige, der nur wegen ihm hierherkam. Weil du ihn liebst. Und in keinem Ort der Hölle ist Platz für Liebe. Also denke ich, du solltest abrüsten und in diesen Korridor hineingehen und der Liebe vertrauen, dass sie dich beschützt.«
    » Bist du verrückt geworden?! «
    »Vielleicht. Aber ich glaube, das wird funktionieren. Wenn du bereit dazu bist.«
    »Ich wusste es!«, rief Harry. »Du willst mich loswerden!«
    »Du bist wegen Roger hier! Das ist es, worauf es dir ankommt! Ist er nun deine große Liebe oder ist er’s nicht? Weil, wenn er’s nicht ist, wirst du’s jetzt auf die harte Tour rausfinden. Wenn er’s ist, wird die Hölle selbst nicht in der Lage sein, sich dir in den Weg zu stellen.«
    »Die Liebe besiegt alles?«, erwiderte Harry. »Bist du nicht ein bisschen zu alt, um daran zu glauben?«
    »Ich glaube an das Böse, denn ich hab’s gesehen. Und ich glaube an das Gute, weil ich’s gesehen habe. Und ich glaube an die Liebe. Meine Molly ist in den Limbo gegangen, in den Schatten des Todes selbst, um mich zu finden und wieder zurückzubringen. Wagst du es, weniger für deine Liebe zu vollbringen? Wann immer die Hölle droht, die Erde zu erobern, ist auch der Himmel da. Was wir im Namen des Himmels tun, hat auch die Kraft des Himmels.«
    »Du bist so überzeugt davon«, sagte Harry. Er sah den besessenen Gang hinab, der zwischen Roger und ihm stand. Er sah wieder zu mir. »Willst du wirklich, dass ich das tue?«
    »Ich bin direkt hinter dir«, bestätigte ich.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich an all das glaube«, sagte Harry. »Also glaubst du wohl besser mit mir daran.«
    Er rüstete ab, und ich auch. Dann gingen wir langsam hinein in den lebenden Korridor. Ein ganz normal aussehender Mann, in seinem schicken Anzug, der Brille mit Drahtgestell und einem Gesicht, das redlich versuchte, mutig und entschlossen auszusehen. Ich ging hinter ihm her, aber er sah sich nicht einmal um. Er ging festen Schritts hinein in die faulige und stinkende Luft und das blutrote Licht. Als er seinen Fuß auf die dicke, fleischige Zunge setzte, die anstelle des Bodens dalag, zog sie sich vor ihm zurück. Wo Harry seinen Fuß auch hinsetzte, war plötzlich wieder der ganz gewöhnliche Fußboden eines Hotelflurs. Er zögerte nicht und sah nach seinem ersten ungläubigen Blick auf den Boden noch ein weiteres Mal hin, dann ging er einfach weiter vorwärts. Und die Hölle zog sich vor ihm zurück. Die Zunge verschwand, das faulige Fleisch der Wände zog sich zuckend zurück und gab Flecken ganz gewöhnlicher Wand frei. Schartige Zähne fielen aus der Wand und verschwanden, bevor sie auf dem Boden auftrafen.
    Wir hatten den halben Korridor abgeschritten, als das Fleisch, das sich noch an den Wänden befand, auf einmal wieder dicker wurde und sich auf Harry stürzte und versuchte, ihn einzuhüllen, doch es konnte ihn nicht erreichen. Es löste sich auf und zerfiel, wurde zu Nebel und Staub und weniger als Staub. Harry ging den Flur hinab bis ganz zum Ende, ich blieb dicht hinter ihm. Und als er endlich anhielt und sich umdrehte und den Weg betrachtete, den er gekommen war, war da nichts mehr übrig, das angezeigt hätte, dass die Hölle je einen Platz auf der Erde gehabt hatte.
    Harry sah mich an. Er versuchte zu lächeln, aber er war zu aufgewühlt. Ich zitterte selbst ein bisschen.
    »Ich war nicht ganz sicher, ob es funktioniert«, sagte ich.
    »Das sagst du mir jetzt.« Harry atmete tief durch und dann wieder aus. »Ich ... ich muss mir die Konsequenzen dessen überlegen, was da gerade passiert ist. Und wenn ich Roger finde, dann werde ich ihm schnell den Refrain von The Power of Love vorsingen. Roger hat Frankie Goes To Hollywood immer geliebt.«
    »Ich hatte immer eine Schwäche für Welcome to the Pleasure Dome «, antwortete ich. »Geiles Video.«
    Harry sah mich an. »Du bist wirklich voller Überraschungen, Eddie, stimmt’s?«
    »Du hast ja keine Ahnung«, grinste ich. »Glaubst du wirklich, der Himmel sieht zu?«
    »Vielleicht.«
    »Naja, ich hab das ja nicht für den Himmel getan. Ich hab’s für Roger getan.«
    »Dann gehen wir doch los und sagen’s ihm«, meinte ich.
    Wir gingen los, aber Harry blieb plötzlich noch einmal stehen und sah mich an. »Was hättest du gemacht, wenn es nicht funktioniert hätte?«
    »Ach, ich bin sicher, dass mir etwas anderes eingefallen

Weitere Kostenlose Bücher