Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
bring eine Armee zurück, die so groß ist, dass uns egal sein kann, was die Verschwörung uns schickt.«
»Für Harry und Roger?«
»Beide sind Droods.«
»Natürlich sind sie das«, bestätigte der Seneschall. »Alles für die Familie.«
Er sammelte seine Leute auf und bugsierte sie mit hastigen Befehlen und unflätiger Sprache durch Merlins Spiegel. Ich wartete bis zum Ende ab, weil ich hoffte, mir fiele in letzter Minute ein verzweifelter Plan ein. Vergeblich. Aber manchmal gibt es einfach nichts, was man tun kann. Molly blieb bei mir und am Ende musste ich weichen, weil sie sonst bei mir geblieben wäre. Wir gingen durch den Spiegel und ich schloss ihn hinter mir, damit uns nichts mehr folgen konnte.
Ich rannte durchs Herrenhaus in den Lageraum und überließ das Ausheben der Armee dem Seneschall. Ich musste sehen, was mit Harry und Roger passierte. Als ich im Lageraum ankam, hatten sie bereits die Übertragung der Bilder aus Harrys Torques auf den großen Bildschirm gelegt. Wir konnten sie in der Zentrale im Hotel sehen und jedes Wort hören, das sie sagten, aber wir konnten nichts tun, um ihnen zu helfen. Wir konnten nur zusehen und darauf warten, dass uns der Seneschall sagte, die Armee stehe bereit.
Harry Drood und Roger Morgenstern saßen still beieinander und sahen auf die eigenen Monitore, die eine Endlosschleife des leeren Parkplatzes zeigten. Sie schienen entspannt und sich in der Gesellschaft des anderen wohlzufühlen.
»Wir werden sehen, wenn die Armee der Hölle sich hierher teleportiert«, sagte Roger. »Es dürfte sogar ziemlich schwer werden, sie zu übersehen.«
»Werden es wirklich tausende sein?«, fragte Harry. »Echt?«
»Aber ja. In der satanistischen Verschwörung sind Soldaten nicht knapp. Sie scheint Leute anzuziehen, die es mögen, dass man ihnen Befehle erteilt. Und die gern Menschen töten.«
»Mit schrecklichen neuen Waffen? Mächtiger als die Rüstung der Droods?«
»Unglücklicherweise ja. Das musste ja mal so kommen. Die Droods konnten nicht immer allen vorausbleiben.«
»Kannst du ... etwas mit deinen infernalischen Kräften tun?«
»Nein. Alles, was ich je davon besaß, wurde mir genommen, als ich mich für dich entschied und für mein menschliches Erbe.«
»Ich habe immer noch meine Rüstung«, meinte Harry.
»Die wird dir nicht helfen«, sagte Roger. »Die Armee, die kommt, wird sie herunterreißen wie einen alten Mantel. Ich hab’s dir doch gesagt, die haben das schon lange geplant.«
»Können wir denn gar nichts tun?«, fragte Harry.
»Das Hotel hat immer noch alle Schutzvorrichtungen, die von diesen Geräten hier gespeist werden«, sagte Roger. »Solange ich hier bin, um die Passworte zu ändern, können sie die Verteidigungen von außen nicht durchbrechen. Wenn wir sie lange genug draußen halten, kommt Eddie vielleicht mit Verstärkung. Auch wenn sie dazu die ganze Familie mitbringen müssen und jede Waffe, die die Waffenmeisterei zur Verfügung stellen kann. Ich hoffe, du hörst zu, Eddie.«
»Also haben wir eine Chance?«, fragte Harry.
»Nein«, antwortete Roger. »Ich war optimistisch. Das machen Menschen so.«
Harry dachte eine Weile nach. »Die Verschwörung kann nicht lange hierbleiben, nicht mit einer Armee dieser Größe. Das würde doch von den Behörden bemerkt werden.«
»Harry, mein Liebling, die Behörden gehören ihnen«, unterbrach Roger. »Sie könnten ein Massaker an Unschuldigen durchführen, direkt hier, mit Flammenwerfern, und es würde gedeckt werden.«
Harry gab einen kurzen, frustrierten Laut von sich. »Roger, mal ganz ehrlich. Was haben deine Anführer den Regierungen dieser Welt versprochen, um sie vom Großen Opfer zu überzeugen?«
»Was die Hölle immer verspricht: Macht. Und die Befriedigung geheimer Bedürfnisse und Gelüste. Alles, was du zu wollen glaubst. Sie haben versprochen, dass sie zu Königen der Welt werden, die da kommt. Narren.«
»Also, dann beantworte mir wenigstens das«, meinte Harry. »Wer sind die Anführer dieser neuen satanistischen Verschwörung? Wer ist dafür verantwortlich?«
»Nur ein Mann, um ehrlich zu sein«, antwortete Roger. »Und es ist ein Name, den du kennst. Und ich glaube, auch einer, der dich überraschen wird. Es sind immer die kleinen Leute, die stillen und zurückhaltenden, die heimlich ehrgeizigen kleinen Männer, auf die man aufpassen muss. Aber ich kann dir seinen Namen nicht sagen. Nicht einmal jetzt. Ich stehe unter einem Fluch, der mir von der Hölle selbst auferlegt
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