Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
den Krieg zu ihnen bringen.« Er sah auf den leeren Bildschirm. »Sie sind beide gut gestorben. Wie Männer. Wie Droods. Ich habe mich in ihnen geirrt.«
»Wir müssen etwas tun!«, rief ich. »Wir haben sie dort allein gelassen. Wir müssen etwas tun!«
»Dann tu was«, meinte Callan. »Aber tu es woanders. Ich habe hier einen Lageraum zu leiten.«
Er ging zwischen seinen Leuten davon, murmelte beschwichtigende und gelegentlich sarkastische Worte, rief nach Kannen frischen Tees und mehr gefüllten Keksen und brachte jeden still, aber entschlossen wieder ans Arbeiten. Die Techniker kehrten an ihre Kom-Stationen zurück, die Hellseher wieder an ihre Wahrsageteiche. Der Lageraum begann wieder, die Welt zu beobachten.
»Isabella Metcalfs Information war falsch«, sagte der Seneschall vorsichtig. »Sie wurde nur geschickt, um uns in eine Falle zu locken.«
»Die Verschwörung hat sie«, erklärte ich. »Sie haben sie direkt aus ihrem eigenen Teleport herausgeholt, in dem Moment, in dem wir das Unterparlament verlassen haben.«
»Das hätte sie nie freiwillig getan«, sagte Molly.
»Isabella hat einen ... ganz bestimmten Ruf«, sagte der Seneschall, immer noch sehr vorsichtig.
»Kannst du dir wirklich vorstellen, dass ein Freigeist wie Isabella sich mit diesen vereinsmeiernden Pennern von Satanisten abgibt?«, rief Molly verärgert. »Gott weiß, was sie ihr angetan haben. Wir müssen sie retten!«
»Wir müssen sie erst mal finden«, gab ich zu bedenken.
»Wie hieß nochmal Isabellas Informant?«, fragte der Seneschall. »Die Projektion erwähnte einen Scharlatan Joe.«
»Dusk sagte, dass die Projektion nur ein Bild von Iz gewesen sei«, meinte ich. »Ihre Worte, durch ihr Bild ...«
»Ja, genau, die Führer der Satanisten-Verschwörung sind ja auch so bekannt dafür, immer die Wahrheit zu sagen«, sagte Molly. »Komm schon, Eddie! Dusk hat uns reingelegt und versucht, uns zu demoralisieren. Das tun sie eben. Nein. Die Projektion war echt. Ich kenne doch meine eigene Schwester! Sie hat versucht, uns eine Botschaft zu schicken, obwohl sie festgehalten wird.«
»Und sie haben es ihr gestattet, weil sie wollten, dass wir es wissen«, sagte ich.
»Ich werde sie leiden lassen«, sagte Molly. »Jeden verdammten Einzelnen von ihnen.«
Ihre Stimme war nicht ungewöhnlich kalt oder bedrohlich. Sie war einfach nur Molly. Der Seneschall und ich sahen uns an. Ich entschied mich, das Thema zu wechseln.
»Scharlatan Joe ist die einzige konkrete Spur, die wir haben«, sagte ich. »Ich kenne ihn. Ein Trickbetrüger, ein Schelm, Dieb, Schurke und hinterlistiger kleiner Scheißer. Er und Shaman Bond sind schon seit Jahren befreundet.«
»Ist er gewöhnlich eine verlässliche Quelle?«, fragte der Seneschall.
»Er versteht sein Handwerk«, sagte ich. »Auf seine Weise ist er ein ehrlicher Bösewicht, bei ihm bekommt man was fürs Geld.«
»Also warum hat er diesmal so falschgelegen?«, fragte Molly.
»Konnte er nicht«, erwiderte ich. »Wenn er Isabella wirklich auf das Cathedral Hotel angesetzt hat, dann kann es nur sein, dass jemand ihn bezahlt und/oder ihn überzeugt hat, das zu sagen, was man ihn sagen lassen wollte.«
»Ich glaube, wir werden mit diesem Kerl reden müssen«, sagte Molly. »Und zwar ein sehr ernstes Wörtchen.«
»Er wird untergetaucht sein«, sagte ich. »Aber Merlins Spiegel wird ihn schon finden.«
Ich beschwor den Spiegel durch meinen Torques. Er stand immer noch im Park, ein rund sechs Quadratmeter großes Portal, das ins Nichts führte. Ich rief ihn zu mir. Er schrumpfte wieder zu normaler Größe und erschien im Lageraum in meiner Hand. Jeder zuckte ein wenig zusammen, als ich den Spiegel plötzlich in der Hand hielt.
»Ich wusste nicht, dass das Ding das kann«, sagte der Seneschall.
»Ich habe geübt«, erwiderte ich.
»Ich wusste nicht, dass der Spiegel innerhalb des Herrenhauses rumspringen und überall erscheinen kann, wo es ihm gefällt, ohne auch nur eines meiner sehr sensiblen Alarmsysteme auszulösen!«, grollte der Seneschall.
»Na, dann weißt du’s ja jetzt«, sagte ich. Ich hielt den Handspiegel hoch und schaute hinein. Ich erkannte das Gesicht, das mir entgegensah, kaum. Ich hatte nicht gewusst, dass ich so zornig und kalt aussehen konnte. »Du bist doch in der Lage, jeden zu finden, den ich kenne«, sagte ich zum Spiegel. »Also, finde mir Scharlatan Joe. Wo auch immer er sich versteckt oder was auch immer ihn versteckt. Tu ’s.«
Mein Gesicht verschwand aus dem
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