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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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müssen, aber vernünftige Leute gingen eben auf Nummer sicher.
    Ich ging direkt auf Scharlatan Joe zu, der mit seinen neuen Freunden an der Bar stand. Jeder andere sah erleichtert aus und ging mir aus dem Weg. Joe sah sofort auf die dreizehn Barkeeper mit dem gleichen Gesicht. »Ich sollte hier sicher sein! Ich soll hier beschützt sein! Sogar vor den hochwohlgeborenen und allmächtigen, verdammten Droods!«
    Die Barkeeper waren die erste Verteidigungslinie des Klubs und konnten gemeinsam mit so ziemlich jedem, der Ärger machte, fertigwerden. Aber sie warfen nur einen Blick auf meine goldene Rüstung und entschieden sich dazu, dass sie sowohl in der Unterzahl waren als auch zu wenig Bewaffnung zur Verfügung hatten, und dass sie nicht bezahlt wurden, um sich mit so etwas wie mir auseinanderzusetzen. Sie alle duckten sich hinter die Theke, sodass sie nicht mehr zu sehen waren. Ich hielt das für eine sehr vernünftige Einstellung.
    Scharlatan Joe fluchte kräftig, als er sich die im Stich gelassene Bar ansah, und versuchte, sich hinter seinen neuen Freunden zu verstecken. »Ihr habt mir versprochen, ich sei hier sicher, ihr Schweinehunde! Wozu bezahle ich euch eigentlich einen Mitgliedsbeitrag?«
    »Tust du doch gar nicht«, klang es hinter der Bar hervor.
    »Akzeptiert ihr Kreditkarten?«
    Jeder trat beiseite, um mir viel Platz zu machen. Ich erkannte Freunde, Feinde und Verbündete überall, aber es war Shaman Bond, der sie kannte, nicht ich. Ich war mit keinem von ihnen bekannt. Ich konnte nicht riskieren, dass mich einer von ihnen erkannte. Ich wollte nicht, dass sie Shaman Bond so ansahen, wie sie mich jetzt ansahen, in einer Kombination von Bewunderung, Furcht und nicht ganz verstecktem Hass. Wir Droods beschützen die Welt, aber keiner hat uns je versprochen, dass die Welt uns dafür lieben würde.
    Ich hatte Scharlatan Joe beinahe erreicht, als das Indigo-Phantom plötzlich einen Schritt nach vorn machte und sich mir in den Weg stellte. Er sah entschlossen und bestimmt aus, sehr beeindruckend in seiner Art sich zu kleiden, wie man es von kostümierten Helden nun einmal erwartete. Und das Besondere daran war, dass ich genau wusste, dass er das nie vor dem Spiegel geübt hatte oder auch nur darüber nachgedacht hatte. Er hatte eine natürliche Begabung dafür, weil er einfach echt war. Aus Respekt vor seinem Ruf hielt ich an und betrachtete ihn nachdenklich. Wenn meine gesichtslose und abwehrende goldene Maske ihn überhaupt beeindruckte, dann verbarg er es ganz hervorragend.
    »Tut mir leid«, sagte Indigo. »Joe mag ein kleiner Gauner und Schwindler und überhaupt ein extrem lästiger Kerl sein, aber selbst er hat an diesem Ort ein Recht auf Schutz. Der Klub ist für uns alle eine Zuflucht für die Guten, die Bösen und alles dazwischen. Und auch, wenn die Kerle hinter der Bar nicht den Arsch in der Hose haben, für ihn einzustehen, ich hab’ ihn.«
    »Du weißt ja nicht, was er getan hat«, erwiderte ich.
    »Das spielt überhaupt keine Rolle, mein lieber Junge«, sagte der Bischof der Bestien und sprang mit einem herrlichen Wirbel seiner scharlachroten Roben und seines Umhangs auf mich zu. Ich schwöre, die Bodendielen quiekten laut unter seinem massiven Gewicht. Der Bischof lächelte mich entspannt an, sein geschürztes Rosenmündchen verschwand fast in seinem immens fetten Gesicht. Seine tief eingesunkenen Augen waren freundlich, aber bestimmt. »Eine Zuflucht gilt für jeden oder für keinen. Wie kann ein so unbedeutender Kerl wie Scharlatan Joe all diese Aufregung wert sein? Setzen Sie sich, mein lieber Junge, trinken Sie was und knabbern Sie ein paar der genießbareren Barsnacks und wir diskutieren das in einer zivilisierten Weise aus.«
    »An jedem anderen Tag hätte ich das getan«, sagte ich. »Und bei jedem anderen vielleicht auch. Aber nicht bei ihm und nicht heute. Ich kann nicht zulassen, dass Sie sich einmischen, Bischof, und wenn Sie wüssten, was er getan hat, mit wem er sich eingelassen hat und wofür er verantwortlich ist, dann würden Sie ihn mir überlassen.«
    »Das bezweifle ich wirklich«, murmelte der Bischof. »Kommen Sie schon, lassen Sie uns gemeinsam vernünftig –«
    »Er kapiert nicht, was vernünftig ist«, warf Lady Verdammnis ein. »Das muss er gar nicht. Er ist ein Drood.«
    Sie stakste zu mir, stellte sich vor mir auf und grinste mir höhnisch direkt in meine gesichtslose Maske. Ihre leichenblasse Haut hob sich grell von ihrem knallbunten Zigeunerrock und -tuch ab. Dicke

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