Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
nicht über direkte Kontrolle der Gedanken«, sagte der Waffenmeister. »Nicht als solche. Aber wäre es wirklich so schlimm, wenn man hier und da die Menschheit in die richtige Richtung schubsen würde? Ihnen Dinge wie ›Nie wieder Krieg‹ ins Ohr flüsterte? ›Speist die Hungrigen, gebt den Heimatlosen Obdach, holt die ursprüngliche Cola in den alten Flaschen wieder auf den Markt und hört auf, miese Filmversionen von perfekten TV-Serien zu machen‹?«
»Siehst du?«, fragte ich. »Es geht nicht darum, was man am Anfang will, sondern wo das alles endet. Die Versuchung ist zu groß, um nach der ersten Hilfe aufzuhören und sich dann nicht weiter einzumischen. Schlag dir die Idee aus dem Kopf, Onkel Jack.«
»Jaja, ist ja schon gut«, schmollte der Waffenmeister. »Schon erledigt. Ihr jungen Leute heute wisst ja gar nicht mehr, wie man Spaß hat. Also, was machst du hier unten, Eddie? Ich weiß, ich bin dein Lieblingsonkel und ich mag unsere kleinen Schwätzchen. Oh, kann ich dir einen Keks anbieten? Das ist echte Schokolade, weißt du.«
»Nicht jetzt«, sagte ich.
»Aber eigentlich kommst du nur, wenn du etwas von mir willst«, sagte der Waffenmeister und richtete einen vorwurfsvollen Blick unter weißen, buschigen Augenbrauen auf mich. »Was ist los, hast du wieder Ärger mit deinem Festplattenreceiver?«
»Wenn wir uns wieder dem aktuellen Thema zuwenden könnten?«, bat ich geduldig. »Warum hast du aufgegeben, die Gedankenbeeinflussungsmaschine zu blockieren? Sonst gibst du doch auch nicht so schnell auf. Was ist los? Irgendwas ist da, das weiß ich.«
Der Waffenmeister seufzte kurz und nickte widerwillig. »Setzt euch, ihr beiden.«
Molly und ich sahen uns um. Es gab keine anderen Stühle. Also klauten wir diejenigen der Laborassistenten, die sie gerade nicht benutzten, und setzten uns dem Waffenmeister gegenüber. Er machte ein großes Gewese darum, etwas Tee in die Untertasse zu gießen, um ihn abzukühlen und dann zu schlürfen, aber wir alle wussten, dass er den Moment hinausschob, also stellte er den Tee wieder ab und schenkte uns seine volle Aufmerksamkeit.
»Es ist die Sache mit Harry und Roger«, sagte er düster. »Ihr Tod. Er trifft mich sehr. Mehr als ich erwartet hatte, wenn man bedenkt, dass ich sie eigentlich nicht leiden konnte. Meine beiden armen Neffen. Sie haben so sehr versucht, das Richtige zu tun. Alte Männer sollten junge nicht vor ihnen sterben sehen. Onkel sollten ihre Neffen nicht zu Grabe tragen. Meine Generation hat es mit ihren Kindern nicht allzu gut angestellt. Harry war James’ einziges legitimes Kind. Und ja, ich weiß, dass es andere Bastarde wie Roger gibt. Einige sind auf der guten Seite, andere auf der schlechten, die meisten irgendwo dazwischen, über die Welt verteilt. Alle aus der Familie geworfen, weil wir die Mütter nicht leiden konnten. Viele von ihnen haben sich einen eigenen Namen gemacht, aber ich kann nicht anders: Ich muss mich fragen, wie viel mehr sie erreicht hätten, wenn wir sie willkommen geheißen hätten, sie als Droods erzogen und aufgezogen hätten. Es wird eine Beerdigung geben müssen, wenn dieser Mist hier vorbei ist. Und ich glaube, wir sollten alle Nachkommen von James dazu einladen. Sie alle nach Hause holen. Wir haben sie schon viel zu lange allein in der Welt dort gelassen. Sie zu vielen schlechten Einflüssen und Versuchungen ausgesetzt. Sie müssen sich fühlen, als hätten wir sie im Stich gelassen, als ob wir uns nicht kümmern wollten, und sie hätten recht. Also ab nach Hause mit ihnen, denn sie gehören zur Familie. Sie gehören zu uns.«
»Harry und Roger kamen wieder ins Herrenhaus«, sagte ich vorsichtig. »Und es hat nicht allzu gut funktioniert. Wir haben sie zu Missionen ausgeschickt, bis sie das umgebracht hat.«
Der Waffenmeister fuhr zu mir herum. »So war das nicht, Eddie, und das weißt du.«
»Tu ich das?«, entgegnete ich. »Jedenfalls fühlt es sich so an.«
»Timothy war mein einziger Sohn«, sagte der Waffenmeister. »Ich kann mir nicht helfen, aber ich frage mich, ob er, wenn ich mehr Zeit mit ihm verbracht hätte, vielleicht nicht zu Tiger Tim geworden wäre. Aber ich hatte immer so viel zu tun, so viele Pflichten ... und ich konnte nie gut mit Kindern umgehen. Ich wusste nie, was ich mit ihnen reden sollte. Ich kenne dich nur, Eddie, weil du als Teenager immer Ärger gemacht hast, die Schule schwänztest, um dich hier herunterzuschleichen und mich mit endlosen Fragen über das Leben als Agent zu
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