Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
Mathematik verwendet, die Mathematik das Objekt ist und umgekehrt. Wenn man also die Berechnung ändert, dann ändert man auch das Objekt. Seine Theorie verfügte über viele Zusätze, die sich um Waffen drehten: Kennzeichnungstheorie-Bomben, in denen die Mathematik einer Stadt wissenschaftlich beweist, dass sie gar nicht mehr da ist. Das funktionierte angeblich sogar zum Transport von Personen – wobei die Mathematik das Universum überzeugen kann, dass die Leute dort sind, wo die Mathematik sie postuliert.
An diesem Punkt angelangt, hingen alle dem Wissenschaftler an den Lippen und er huschte vor der Tafel hin und her, fügte hier ein Symbol hinzu, nahm dort eines weg, schrieb so seine Berechnungen um und kam immer näher und näher an sein Ergebnis heran. Schließlich fügte er noch mit einem Extra-Schnörkel ein Zeichen hinzu und die Tafel verschwand. Die Menge applaudierte ihm wie wild.
»Nein! Nein!«, schrie der Wissenschaftler, warf seine Kreide auf den Boden und trampelte darauf herum. »Das hatte ich doch gar nicht vor!«
Molly und ich gingen weiter und überließen ihn sich selbst. Ich mag es nicht, erwachsene Männer weinen zu sehen.
Nicht allzu weit entfernt versuchte ein Wissenschaftler, eine skeptische Menge vom Wert eines Gerätes zu überzeugen, das Heisenbergsche Unschärfe erzeugte. Das Problem war nur, dass jedes Mal, wenn er die Kontrollen auf dem vor ihm aufgebauten Gerät justierte, er sich in etwas anderes verwandelte. Der Wissenschaftler wurde ein anderer Mann, der wiederum eine Frau, die etwas Großes und Blaues wurde, bevor es völlig verschwand und nur eine körperlose Stimme zurückließ. »Hallo? Hallo? Ist da jemand? Ach, verdammter Mist, nicht schon wieder!«
Es gab noch viele andere interessante Dinge zu sehen. Eine Flasche mit billigem Dschinn, ein Gewehr, das um die Ecke schießen konnte, und eine Horde verrückt gewordener Gespenster, die von Ketten aus verstärktem Ektoplasma an Ort und Stelle gehalten wurden. Ihre Gesichter waren ausdruckslos und die Augen leer, und ihre halb durchsichtigen Körper schwebten in- und wieder auseinander, während sie rastlos im beschränkten Platz ihres Zelts herumspukten. Sie wurden von einem Sizilianer zum Verkauf angeboten, der einen Armani-Anzug mit viel Charme und Leichtigkeit trug und seine Verkaufsgespräche beängstigend rücksichtslos führte.
»Stellt euch vor, meine Freunde«, sagte er. »Der Feind, dem niemand etwas anhaben kann, ist jetzt in Reichweite gerückt. Geister können überallhin: durch Wände hindurch, durch Stacheldraht und alle Arten von Sicherheitssystemen. Sie gehen direkt zu ihrem Ziel. Sie tun, was immer Sie ihnen befehlen, ohne Widerrede. Sie haben keine Identität mehr, ich habe ihnen diesen Unsinn ausgetrieben. Jetzt sind sie spirituelle Kampfhunde, passend sowohl für die Verteidigung als auch für den Angriff. Ektoplasmische Halsbänder und Ketten können für einen kleinen Aufpreis zur Verfügung gestellt werden.«
»Haben Sie keinen Respekt vor den Toten?«, kam eine Frage aus der Menge. »Was, wenn es Mitglieder Ihrer Familie wären?«
»Sie sind meine Familie«, sagte der Sizilianer. »Warum sollten sie ruhen, wenn sie Geld für die Familie verdienen können?«
»Was, wenn einer von ihnen aufwacht?«, fragte Molly beinahe faul. »Was, wenn sie sich durch Zufall daran erinnern, wer sie sind und was Sie ihnen angetan haben?«
Der Sizilianer grinste sein lässiges und arrogantes Lächeln. »Passiert nicht, schöne Dame. Möchten Sie nicht diesen brutal Aussehenden hier drüben? Nur für sich? Sie können darauf trainiert werden, beinahe alles zu tun ...«
»Wenn schon Leute so entsetzlich sein können«, sagte Molly. »Ist es dann ein Wunder, wenn ich im Großen und Ganzen Tiere bevorzuge?«
Der Sizilianer hörte auf zu lächeln. Er zog an der Kette eines der Geister und dieser kroch vorwärts neben ihn. Der Sizilianer wies auf Molly und murmelte etwas in sich hinein. Der Geist wurde plötzlich aufmerksam. Sein Gesicht war konzentriert und klar und die Augen voll wahnsinniger Wut. Er knurrte, sein Mund war mit spitzen Zähnen gespickt. Er hob eine Hand, deren Finger in Klauen endeten. Er sah jetzt völlig fest und körperlich aus. Der Sizilianer ließ die Kette durch seine Hand gleiten, aber bevor der Geist vorspringen konnte, sah Molly ihn direkt an und hielt seinen Blick fest. Für einen Moment bewegte sich keiner von beiden. Dann verschwand auf einmal alle Wut aus dem Gesicht des Geistes und er
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