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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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obwohl Mütterchen Russland kaum als seine Heimat bezeichnet werden konnte, jedenfalls seit zehn Jahren nicht mehr. Er hatte sich zu Recht als einen Exilanten bezeichnet, und seine Ansichten über das Russland der Post-GlasnostÄra hatten ihm einigen Ärger und Spott vonseiten des Politbüros eingebracht. In einem Interview hatte man ihn gefragt, ob er sich als einen Dissidenten verstehe. »Als einen konstruktiven Dissidenten«, hatte er erwidert.
    Clarke trank einen weiteren Schluck lauwarmen Kaffee. Das ist dein Fall, Mädchen, sagte sie sich. Rebus würde bald nicht mehr da sein. Sie bemühte sich, nicht allzu sehr daran zu denken. Sie hatten so viele Jahre zusammengearbeitet, dass sie fast die Gedanken des anderen lesen konnten. Sie wusste, dass er ihr fehlen würde, wusste aber auch, dass sie anfangen musste, eine Zukunft ohne ihn zu planen. Sicher, sie würden sich immer wieder mal auf einen Drink treffen, gelegentlich auch zusammen essen gehen. Sie würde Klatschgeschichten und sonstige Leckerbissen mit ihm teilen. Vielleicht würde er sie wegen dieser alten ungelösten Fälle nerven, die er ihr die ganze Zeit aufzuhalsen versuchte …
    Im Fernsehen lief BBC News 24, aber mit abgestelltem Ton. Sie telefonierte ein bisschen herum für den Fall, dass jemand den Dichter schon vermisst gemeldet hatte.Viel mehr konnte sie nicht tun, also schaltete sie Fernseher und Computer aus und ging ins Bad. Die Glühbirne musste ausgewechselt werden, also zog sie sich im Dunkeln aus, putzte sich die Zähne und stellte fest, dass sie die Zahnbürste statt unter dem kalten unter dem Warmwasserhahn ausspülte. Im Licht der mit einem hellpinkfarbenen Tuch verhängten Nachttischlampe schüttelte sie die Kissen auf und legte sich mit angezogenen Knien ins Bett, so dass sie Astapowo Blues dagegenstützen konnte. Mal eben vierzig Seiten, trotzdem hatte das Buch Chris Simpson einen Zehner gekostet.
    Halte die Treue, wie ich’s getan und nicht getan habe …
    Das erste Gedicht der Sammlung endete mit den Versen:
    Als das Land blutete und weinte, weinte und blutete,
Wandte er die Augen ab,
Dass man ihn nicht zum Zeugen aufrufen könnte.
    Sie blätterte zur Titelseite zurück und sah, dass Todorow die Gedichte selbst – »mit Unterstützung von Scarlett Colwell« – aus dem Russischen übersetzt hatte. Clarke lehnte sich zurück und machte sich an das zweite Gedicht. Bevor sie die dritte seiner vier Strophen geschafft hatte, war sie eingeschlafen.

Zweiter Tag
    Donnerstag, 16. November 2006

3
    Die Scottish Poetry Library befand sich in einem der unzähligen engen, zum Teil überwölbten Gässchen, die von der Canongate abgingen. Rebus und Clarke schafften es, die Einfahrt nicht zu finden, und landeten schließlich unten beim Parlament und dem Holyrood-Palast. Als sie den Hügel, jetzt langsamer, wieder hinauffuhren, verpassten sie sie wieder.
    »Man kann sowieso nirgendwo parken«, moserte Clarke. An diesem Morgen saßen sie in ihrem Auto, und so war es Rebus’ Aufgabe, Crichton’s Close auszumachen.
    »Ich glaube, wir sind eben dran vorbeigefahren«, sagte er und verdrehte den Hals nach hinten. »Fahren Sie auf den Bürgersteig, und wir sehen mal nach.«
    Clarke ließ die Warnblinkanlage an, als sie den Wagen abschloss, und klappte den Außenspiegel um, damit er ihr nicht abgefahren wurde. »Wenn ich ein Knöllchen kriege, zahlen Sie das«, warnte sie Rebus.
    »Polizeieinsatz, Shiv. Wir legen gegebenenfalls Widerspruch ein.«
    Die Poetry Library war ein geschickt zwischen den alten mehrstöckigen Häusern verstecktes modernes Gebäude. Die Frau am Empfangstresen lächelte ihnen strahlend entgegen. Das Lächeln verschwand, als Rebus ihr seinen Dienstausweis zeigte.
    »Die Lesung vor ein paar Tagen – Alexander Todorow.«
    »Ah ja«, sagte sie, »ganz wunderbar. Einige seiner Bücher sind hier erhältlich.«
    »War er allein in Edinburgh? Irgendwelche Angehörigen oder so …?«
    Die Augen der Frau verengten sich, und sie griff sich mit einer Hand an die Strickjacke. »Ist etwas passiert?«
    Clarke antwortete. »Ich muss Ihnen leider sagen, dass Mr. Todorow letzte Nacht überfallen wurde.«
    »Herrje«, stieß die Bibliothekarin atemlos hervor, »ist er …?«
    »Mausetot«, steuerte Rebus bei. »Wir müssen mit dem nächsten Angehörigen sprechen oder zumindest mit jemandem, der ihn identifizieren kann.«
    »Alexander war hier als Gast des PEN und der Universität und schon seit einigen Monaten in der Stadt …« Die Stimme der

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