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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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unbedingt noch eine Frage stellen musste, die sie ihm genauso würde beantworten können. Clarkes Räuspern riet ihm ernsthaft davon ab.
    »Computer auch nicht?«, fragte er trotzdem.
    »Er hätte jederzeit den in meinem Arbeitszimmer benutzen können«, sagte Colwell. »Aber Alexander misstraute der Technik.«
    »Sie kannten ihn gut?«
    »Ich war seine Übersetzerin. Als das Stipendium ausgeschrieben wurde, habe ich mich sehr für ihn eingesetzt.«
    »Und wo war er, bevor er nach Edinburgh kam?«
    »Eine Zeit lang in Paris … davor in Köln … Stanford, Melbourne, Ottawa …« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Er war sehr stolz auf die vielen Stempel in seinem Pass.«
    »Apropos Pass«, unterbrach Clarke. »Seine Taschen waren leer – haben Sie eine Ahnung, was er normalerweise so bei sich hatte?«
    »Notizbuch und Stift … Geld, nehme ich an …«
    »Irgendwelche Kreditkarten?«
    »Er besaß eine Bankcard. Ich glaube, er hatte bei der First Albannach ein Konto eröffnet. Es müssten hier irgendwo Auszüge sein.« Sie sah sich um. »Sie sagten, es war ein Raubüberfall?«
    »Mit Sicherheit ein Überfall.«
    »Was war er für ein Mann, Dr. Colwell?«, fragte Rebus. »Wenn ihm jemand auf der Straße dumm gekommen wäre, hätte er Widerstand geleistet, sich gewehrt?«
    »Oh, ich glaub schon. Er war ein kräftiger Mann. Immer für einen guten Wein und eine handfeste Auseinandersetzung zu haben.«
    »War er reizbar?«
    »Nicht besonders.«
    »Aber Sie sagten gerade, dass er sich gern gestritten hat.«
    »Nein, ich meinte, dass er gern diskutierte«, stellte Colwell richtig.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »In der Poetry Library. Nach der Lesung wollte er noch was trinken gehen, aber ich musste nach Haus – hab noch Hausarbeiten vor den Weihnachtsferien zu benoten.«
    »Mit wem ist er also dann was trinken gegangen?«
    »Es waren ein paar hiesige Dichter zur Lesung gekommen: Ron Butlin, Andrew Greig … Und ich könnte mir vorstellen, dass Abigail Thomas auch mit von der Partie war, und wenn auch nur, um die Zeche zu zahlen – Alexander hatte zu Geld keine richtige Beziehung.«
    Rebus und Clarke tauschten einen Blick: Sie würden sich noch einmal mit der Bibliothekarin unterhalten müssen. Rebus hüstelte kurz, um die nächste Frage ein wenig hinauszuschieben. »Wären Sie bereit, den Toten zu identifizieren, Dr. Colwell?«
    Scarlett Colwell wurde kreidebleich.
    »Sie scheinen ihn mit am besten gekannt zu haben«, erklärte Rebus. »Es sei denn, es gibt Angehörige, an die wir uns wenden könnten.«
    Aber sie hatte sich schon entschieden. »In Ordnung, ich mach’s.«
    »Wir könnten jetzt direkt hinfahren«, sagte Clarke, »wenn es Ihnen recht ist.«
    Colwell nickte langsam, ins Leere starrend. Rebus wandte sich zu Clarke. »Rufen Sie die Wache an«, sagte er, »Hawes und Tibbet sollen sich hier ein bisschen umsehen – Reisepass, Bankcard, Notizbuch … Wenn die Sachen nicht hier sind, dann hat sie entweder jemand, oder man hat sie entsorgt.«
    »Nicht zu vergessen seine Schlüssel«, fügte Clarke hinzu.
    »Richtig.« Rebus ließ noch einmal den Blick durch den Raum wandern. »Schwer zu sagen, ob die Wohnung durchsucht worden ist – oder können Sie das eher erkennen, Dr. Colwell?«
    Colwell schüttelte wieder den Kopf und schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Es sah immer ziemlich genau so aus.«
    »Also können wir uns die Spurensicherung sparen«, sagte Rebus zu Clarke. »Bloß Hawes und Tibbet.«
    Mit einem Nicken griff Clarke nach ihrem Handy. Rebus hatte etwas nicht mitbekommen, das Colwell gerade gesagt hatte.
    »In einer Stunde habe ich ein Tutorium«, wiederholte sie.
    »Wir sorgen dafür, dass Sie rechtzeitig zurück sind«, versicherte er ihr, obwohl es ihm ziemlich gleichgültig war. Er hielt Clarke die Hand hin. »Schlüssel.«
    »Bitte?«
    »Sie bleiben hier, um Hawes und Tibbet reinzulassen. Ich fahre Dr. Colwell ins Leichenschauhaus.«
    Clarke versuchte zunächst, ihn mit Blicken zu töten, gab aber schließlich nach.
    »Lassen Sie sich anschließend von einem von denen in die Cowgate fahren«, sagte Rebus in der Hoffnung, ihr die bittere Pille ein wenig zu versüßen.

4
    Die Identifizierung lief reibungslos ab, obwohl die Leiche größtenteils verhüllt blieb, damit die Arbeit der Pathologen nicht zu sehen war. Colwell legte für einen Augenblick die Stirn an Rebus’ Schulter und gestattete sich ein paar Tränen. Rebus bedauerte es, kein sauberes Taschentuch dabeizuhaben,

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