Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Titel: Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bellamy
Vom Netzwerk:
zurückverfolgt werden kann, der ihn verschuldet hat, und das auch dann noch, wenn das Erzeugnis sich bereits in der Hand des Verbrauchers befindet. Natürlich sind keineswegs die gesamten nationalen Arbeitskräfte erforderlich, um alles zu erzeugen, was dem tatsächlichen Verbrauch der Nation dient. Nachdem den einzelnen Wirtschaftsgruppen die erforderlichen Mannschaften zugewiesen worden sind, bleiben noch viele Arbeitskräfte frei. Sie werden dazu verwendet, stehendes Kapital zu schaffen: Gebäude, Maschinen, Brücken und Wege, Betriebsund Verkehrsanlagen und so weiter.“
    „Ein Umstand fällt mir ein“, sagte ich, „der vielleicht Unzufriedenheit verursachen könnte. Da Privatunternehmungen ein Ding der Unmöglichkeit sind, wie kann man da mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß die Wünsche kleiner Minderheiten erfüllt und daß auch solche Artikel hergestellt werden, die keinen starken Absatz versprechen? Kann nicht eine amtliche Verfügung sie jederzeit der Möglichkeit berauben, ihre individuellen Bedürfnisse zu befriedigen, bloß weil die Mehrheit ihren Geschmack nicht teilt?“
    „Wenn dies der Fall wäre, so würde das in der Tat Tyrannei sein“, versetzte Doktor Leete. „Aber Sie können versichert sein, daß ähnliches bei uns nicht vorkommt, denn uns ist die Freiheit genau so teuer wie die Gleichheit und Brüderlichkeit. Wenn Sie mit unserer Wirtschaftsordnung erst besser vertraut sind, so werden Sie sich überzeugen, daß unsere Beamten nicht nur dem Namen nach, sondern in der Tat die Geschäftsführer und Diener des Volkes sind. Die Verwaltung besitzt nicht die Macht, die Herstellung von Artikeln einstellen zu lassen, für die überhaupt Nachfrage vorhanden ist. Gesetzt, die Nachfrage nach einem Gegenstand sinkt so beträchtlich, daß seine Erzeugung sehr kostspielig wird. Es muß dann natürlich der Preis entsprechend erhöht werden, allein solange ihn die Verbraucher zahlen, nimmt auch die Produktion ihren Fortgang. Es ist möglich, daß ein bisher noch nicht erzeugter Artikel verlangt wird, und daß die Verwaltung im Zweifel ist, ob tatsächlich Nachfrage danach besteht. In diesem Falle kann sie zur Herstellung des gewünschten Gegenstandes von den Bürgern mittels eines Antrags gezwungen werden, der einen bestimmten Absatz verbürgt. Wir würden es als einen höchst wunderlichen Anachronismus betrachten, wenn eine Regierung oder auch eine Majorität sich einfallen ließe, dem Volke oder einer Minorität Vorschriften machen zu wollen, was man essen und trinken, wie man sich kleiden soll. Zu Ihrer Zeit soll das in Amerika vorgekommen sein. Sie hatten vielleicht Ihre Gründe, warum Sie diese Beschränkungen der persönlichen Freiheit duldeten, uns dagegen würden sie unerträglich dünken. Es ist mir lieb, daß Sie diesen Punkt berührt haben. Dadurch ist mir Gelegenheit geboten worden, Ihnen zu zeigen, daß heutzutage jeder einzelne Bürger die Produktion weit unmittelbarer und erfolgreicher beeinflussen kann, als dies zu Ihrer Zeit möglich war.
    Zwar erklärte man damals die sogenannte Privatinitiative für ausschlaggebend, in Wirklichkeit hätte man aber von der Initiative der Kapitalisten reden müssen. Dem gewöhnlichen Bürger war es so gut wie unmöglich, bestimmend auf die Produktion einzuwirken.“
    „Sie erwähnten vorhin eine Preissteigerung kostspieliger Artikel“, sagte ich. „Wie kann aber von einer Festsetzung der Preise in einem Lande die Rede sein, wo sich weder die Käufer noch die Verkäufer untereinander Konkurrenz machen?“
    „Die Preise werden nach dem nämlichen Grundsatz geregelt wie zu Ihrer Zeit“, versetzte Doktor Leete. „Sie meinen, meine Worte bedürfen der Erklärung“, setzte er hinzu, als ich ihn ungläubig anblickte. „Meine Erklärung braucht nicht lang zu sein. Zu Ihrer Zeit hat te der Preis eine natürliche Grundlage: die Kosten der Arbeit, die zur Erzeugung eines Artikels aufgewendet werden mußte. Genau das gleiche ist auch heute noch der Fall. Damals waren es die Unterschiede in den Löhnen, die die Unterschiede in den Preisen bewirkten. Jetzt, wo die Unterhaltskosten aller Arbeiter gleich hoch sind, wird der Preis der einzelnen Güter durch die Unterschiede in der Zahl der Stunden bestimmt, die in den verschiedenen Produktionszweigen je einen Arbeitstag ausmachen. Die Ausübung eines Berufes kann so schwierig sein, daß nur Freiwillige gewonnen werden, wenn die Zahl der Arbeitsstunden auf vier im Tag festgesetzt wird. Die Arbeit eines Mannes

Weitere Kostenlose Bücher