Ein Rückblick aus dem Jahr 2000
zugleich das höchste Interesse an dem besten Ergebnis der Wahl. Dazu kommt noch, daß die Ehrenmitglieder ihre Aufgabe in idealster Weise lösen können, da alle selbstsüchtigen Motive wegfallen.
Jeder der zehn kommandierenden Generäle oder Leiter der großen Berufsgenossenschaften wird aus der Zahl der Generäle gewählt, die den einzelnen Gewerben vorstehen, aus der sich die betreffende Hauptabteilung zusammensetzt. Wähler sind Ehrenmitglieder sämtlicher Gewerbe, die die Berufsgenossenschaft umfaßt. Natürlich möchten die Wähler jedes einzelnen Gewerbes am liebsten für dessen General die Mehrheit gewinnen. Jedoch besitzt in keiner einzigen der zehn großen Berufsgenossenschaften ein Gewerbe für sich allein so viel Stimmen, daß es einen Bewerber durchbringen könnte, für den nicht die Mehrheit der Ehrenmitglieder aus, den übrigen wirtschaftlichen Gruppen einträte. Ich kann Sie versichern, daß es bei diesen Wahlen äußerst lebhaft zugeht.“
„Wie ich vermute“, bemerkte ich, „wird wohl der Präsident aus der Zahl der zehn Leiter der großen Berufsgenossenschaften gewählt?“
„Ganz recht“, erwiderte Doktor Leete, „aber diese Leiter werden erst wählbar, nachdem sie mehrere Jahre außer Amt und Würden gewesen sind. Selten ist jemand vor seinem vierzigsten Lebensjahr durch alle Rangstufen hindurch bis zur Leitung einer Berufsgenossenschaft emporgestiegen; ein kommandierender General zählt also am Ende seiner fünfjährigen Amtstätigkeit gewöhnlich fünfundvierzig Jahre. Ist er älter, so behauptet er seine Stellung über die Altersgrenze hinaus bis zum Ablauf seiner Amtsperiode; ist er jünger bei ihrem Abschluß, so wird er trotzdem der weiteren Dienstpflicht im Arbeitsheer enthoben. Es würde sich nicht empfehlen, ihn wieder in Reih und Glied treten zu lassen. Die Zeit, die zwischen dem Ablauf seiner Amtsführung als kommandierender General und seiner Bewerbung um die Präsidentschaft verstreicht, soll ihn ganz mit dem Gedanken beseelen, daß er nun wieder zur großen Masse der Nation gehört, und daß er sein Augenmerk mehr auf die Interessen des gesamten Volkes richten soll als auf die des Arbeitsheeres allein. Ferner erwartet man von ihm, daß er seine freie Zeit zum Studium der allgemeinen Wirtschaftsbedingungen des Landes benutzt, statt sich ausschließlich mit Fragen zu beschäftigen, die nur die Berufsgenossenschaften angehen, deren Leiter er gewesen ist. Alle Mitglieder der Nation, die nicht dem Arbeitsheer angehören, erwählen durch Abstimmung den Präsidenten aus der Reihe der Generäle, die ganzen Berufsgenossenschaften vorgestanden haben und zur Zeit wählbar sind.“
„Wer dem Arbeitsheer angehört, darf also bei der Präsidentenwahl nicht mitstimmen?“ fragte ich.
„Gewiß nicht“, erwiderte der Doktor. „Das würde die Disziplin bedrohen, die ja der Präsident als Vertreter der gesamten Nation aufrechterhalten soll. Dem Präsidenten steht bei seinen Amtsgeschäften ein Aufsichtsrat zur Seite, der ein wichtiges Glied unserer sozialen Ordnung ist. Ihm werden nämlich alle Beschwerden oder Berichte über Mangelhaftigkeit der Güter, Unhöflichkeit oder Untüchtigkeit der Offiziere und Übelstände aller Art vorgelegt, die im nationalen Wirtschaftsleben zutage treten. Der Aufsichtsrat kommt jedoch gewöhnlich den Beschwerden zuvor. Er nimmt nicht nur alle Mitteilungen über die im Dienst begangenen Fehler zur Kenntnis und untersucht sie gewissenhaft. Ihm liegt vielmehr auch ob, durch eine systematische und beständige Überwachung aller Wirtschaftsgruppen Mängel zu entdecken, die noch niemand sonst bemerkt hat. Der Präsident ist zur Zeit seiner Wahl gewöhnlich fast fünfzig Jahre alt, und seine Amtsführung dauert fünf Jahre; er macht folglich eine ehrenvolle Ausnahme von der Regel, nach der jeder Bürger mit dem fünfundvierzigsten Lebensjahre aus dem Dienste der Nation entlassen wird. Wenn die Zeit der Amtstätigkeit eines Präsidenten abgelaufen ist, so legt er seinen Rechenschaftsbericht einem zusammentretenden Nationalkongreß vor. Dieser billigt den Re chenschaftsbericht oder weist ihn zurück. Ist das erste re der Fall, so pflegt der Kongreß den abtretenden Präsidenten für fünf Jahre zum Vertreter der Nation im internationalen Bundesrat zu wählen. Nebenbei will ich hier gleich bemerken, daß der Nationalkongreß auch die Rechenschaftsberichte der Leiter der zehn großen Berufsgenossenschaften prüft, die aus ihrem Amte ausscheiden. Eine
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