Ein Sarg für zwei
wenn sie sich darüber nicht amüsierte! Okay, ich war
verflucht, aber trotzdem...
Noch mal von
vorn?
Hatte ich
Lust, jemanden zu beißen?
O ja, und
wie!
18
Soll ich
mich lieber zurückziehen und euch in Ruhe lassen?«, erkundigte sich Veronique,
die natürlich keinerlei Anstalten machte, das Büro zu verlassen. Sie trug ein
tief ausgeschnittenes schwarzes Kleid mit einem hohen Schlitz an der Seite. Ich
war mir ziemlich sicher, dass es ein Modell von Gucci war. Ihre rabenschwarzen,
langen glatten Haare umrahmten ganz natürlich ihr perfektes Gesicht.
Thierry
erhob sich vom Sofa, nahm meinen Pullover und reichte ihn mir mit einem
entschuldigenden Ausdruck in seinen immer noch dunklen Augen. Ich drehte mich
um und schlüpfte so schnell ich konnte in den Pullover.
»Veronique«,
sagte er gleichgültig. »Ich habe nicht mit dir gerechnet.«
»Das sehe
ich.«
»Hast du die
ganze Reise von Paris hierher gemacht, um mich zu besuchen?«, erkundigte er
sich.
»Ja, und
ganz gewiss weißt du sehr genau, warum.«
»Gehe ich
recht in der Annahme, dass es etwas mit den Papieren zu tun hat, die ich dir
geschickt habe?«
»Allerdings.
Du willst unsere Ehe annullieren?« Sie schüttelte den Kopf und lächelte. »Also
wirklich, Thierry, nach all den Jahren hätte ich eigentlich etwas mehr von dir
erwartet.«
»Tatsächlich?
Was genau?«
Sie richtete
ihren Blick auf mich und lächelte. »Sarah, wie schön, dich wiederzusehen,
Liebes.«
»Danke
gleichfalls«, erwiderte ich. Meine Stimme klang fast wie ein Quieken.
Verdammt.
Wieso fühlte ich mich so unwohl? Ihre Ehe war lange vorbei. Ich brauchte kein
schlechtes Gewissen zu haben. He, meine Beziehung zu Thierry war nicht gerade
ein Geheimnis. Jeder wusste, dass wir zusammen waren. Veronique selbst hatte
die ganze Sache stillschweigend geduldet, um nicht zu sagen, fast schon
forciert. Sie hatte damit kein Problem!
Dennoch
schämte ich mich gerade so sehr, dass ich am liebsten unter das Sofa gekrochen
wäre.
Sie wandte
ihre Aufmerksamkeit erneut Thierry zu. »Ich dachte, wir hätten eine
Vereinbarung. Wir leben getrennt, und du kannst deinen ... Liebschaften
nachgehen...«
Meine Miene
verfinsterte sich. Liebschaften?
»Aber dass
du es so weit treibst und eine Annullierung unserer Ehe beantragst...?« Sie
schüttelte den Kopf. »Also wirklich. Ich halte diesen Schritt absolut nicht für
notwendig.«
»Bei allem
Respekt, Veronique. Das sehe ich anders«, erwiderte Thierry.
Sie nickte.
»Verstehe. Ist das deine Entscheidung oder bist du dazu überredet worden?«
»Ich habe
mich nur selten zu irgendetwas überreden lassen, wie du weißt.«
»Das stimmt.
Aber du bist ein Mann und lässt dir leicht von etwas Neuem und Strahlendem den
Kopf verdrehen. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass alle Männer gern auf
Wanderschaft gehen, doch am Ende kehren sie dorthin zurück, wohin sie gehören.
Ich schlage vor, dass du die Situation einmal aus meiner Perspektive
betrachtest.«
»Und welche
Perspektive wäre das, Veronique?«
»Wie würdest
du dich fühlen, wenn irgendein junger Mann in mein Leben träte und ich alles
für ihn aufgeben würde? Wenn ich diejenige wäre, die die Annullierung unserer
Ehe beantragt hätte?«
Thierry
musterte sie einen Augenblick und lächelte schwach. »Damit hätte ich kein
Problem.«
Das brachte
Veronique einen Moment aus dem Konzept. »Touché. Vielleicht war das kein
besonders gutes Beispiel.«
Thierry
drehte sich zu mir um. »Ich glaube, es wäre am besten, wenn Veronique und ich
diese Angelegenheit allein besprechen.«
Das war die
beste Nachricht, die ich heute gehört hatte. Abgesehen natürlich von der
Tatsache, dass meine Nachtwandlertage der Vergangenheit angehörten. Von mir aus
konnten Thierry und seine Nochehefrau die Angelegenheit mit der Annullierung
gern allein austragen.
»Nein«,
sagte Veronique. »Das geht Sarah genauso viel an. Hättest du sie nicht
getroffen, wäre das schließlich überhaupt kein Thema zwischen uns, oder?«
»Nein, da
hast du recht«, erklärte Thierry. »Es wäre kein Thema, denn dann wäre ich jetzt
tot.«
»Ach ja, sie
hat ja deine Pläne durchkreuzt, deinem langen Leben ein Ende zu setzen, ich
erinnere mich.«
»Das hat
sie.«
Veronique
schien sich nur mit Mühe ein Lachen zu verkneifen. »Und dadurch hat sich deine
Einstellung zum Leben derart verändert, dass du unsere Abmachung aufkündigen
willst. Was hast du dann vor? Willst du etwa sie stattdessen heiraten?«
Er warf mir
einen
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