Ein Sarg für zwei
»Ich liebe sie.«
Ȇbrigens,
weißt du, was ich gehört habe?«
Ich behielt
Veronique im Auge. Was auch immer sie Barry erzählte, brachte ihn dazu, alle
paar Sekunden in meine Richtung zu glotzen. Na toll. Es war offensichtlich, wen
er in der Reißzahnversion von »Herzblatt« zu seiner Lieblingskandidatin erküren
würde.
»Es geht um
Gideon Chase«, fuhr Amy fort. »Weißt du, dass er gestorben ist, als er einen
verrückten Dämon in Las Vegas abschlachten wollte? Kannst du dir das
vorstellen? Deshalb ist das El-Diablo-Casino ausgebrannt.«
»Ich komme
schon!« George schwebte mit einem Tablett voller Drinks an uns vorbei.
»Die
Einzelheiten kannte ich nicht«, sagte ich.
»Das Casino
ist durch ein Höllenfeuer bis auf die Grundmauern abgebrannt. Höllenfeuer! Ist das nicht abgefahren?«
»Ja,
Höllenfeuer. Huh.« Ich hörte ihr nur abgelenkt zu.
»Darin ist
Gideon gestorben. In einem Höllenfeuer. Offensichtlich hat es seinen Körper
restlos zu Asche verbrannt. Es war nichts mehr von ihm übrig. Es gab nur einen
leeren Sarg mit einem Foto darauf und einem Paar Schuhe darin.«
Veronique
deutete jetzt auf mich, und Barry blickte mich finster an. Verdammt. Ich
wünschte, mein Vampirgehör wäre besser. Ich versuchte so zu tun, als würde ich
nicht darauf achten, also wandte ich mich wieder Amy zu.
»Woher weißt
du all diese Neuigkeiten über Gideon? Steht das auf der Webseite der
Vampirjägervereinigung von Amerika?«
»Nein. Quinn
hat vor zehn Minuten angerufen. Eigentlich wollte er dich sprechen, aber ich
wusste, dass du da drin beschäftigt warst.«
»Quinn? Er
hat hier angerufen? Das ist schon das zweite Mal in dieser Woche.«
Sie nickte.
»Er wollte außerdem berichten, dass er demnächst heiratet und wahrscheinlich
nach Toronto zurückkommt, weil man ihn überall sonst auf der Welt hasst und
umbringen will. Das hat er jedenfalls gesagt. Wir sind alle zur Hochzeit
eingeladen.« Amy klatschte voller Freude in die Hände. »Ich liebe Hochzeiten!«
»Heiraten?«
Okay, jetzt hatte sie meine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Quinn heiratet? Michael Quinn ? Wen?«
»Dieses
total nette Mädchen, deine ehemalige Leibwächterin. Janie.« Sie strich sich
über ihren strohblonden Pixie-Haarschnitt. »Ihr haben damals jedenfalls meine
rosa Haare gefallen.«
Janie war
eine Lügnerin und eine falsche Schlange. Außerdem hatte sie versucht, mich
umzubringen, indem sie ihrem Auftraggeber, dem Meistervampir Nicolai, meinen
Kopf auf einem Silbertablett serviert hatte. Zugegeben, am Ende hat sie mich
gerettet, aber nur knapp. Hm. Und jetzt war sie mit Quinn verlobt?
Seit drei
Wochen. Also wirklich. Drei Wochen, und schon war Quinn über mich hinweg?
Als mir klar
wurde, was ich da dachte, lachte ich laut auf und schüttelte den Kopf. »Na dann,
nur zu.«
»Quinn hat
also angerufen und mir von seiner Verlobung erzählt und außerdem von dieser
Sache mit Gideon. Er fand, du solltest das wissen.«
Gideon. Wenn es einen Mann gab, dessen Namen ich nie wieder hören wollte, obwohl ich
ihm nie persönlich begegnet war, dann war es Gideon Chase.
Leb wohl,
Gideon Chase , dachte ich. Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich dich
vermisse.
Veronique
beugte sich vor und gab Barry etwas affektiert einen Kuss auf beide Wangen,
ohne ihn allerdings zu berühren. Dann schlang sie ihre Hermelinstola um die
Schultern und verließ den Club.
»Okay, danke
für die Neuigkeiten«, sagte ich. »Ich muss jetzt Veronique davon überzeugen,
dass Thierry und ich zusammengehören.«
»Oh. Klar.
Na dann viel Glück.« Sie klang nicht sehr überzeugt.
Ich folgte
Veronique aus dem Club in die Gasse.
»Veronique,
warte!«, rief ich ihr nach.
Sie drehte
sich um und hob eine perfekt gezupfte Braue. »Du möchtest mich sprechen,
Liebes?«
»Ja. Hast du
etwas dagegen?«
»Wieso
sollte ich etwas dagegen haben?« Sie verzog ihre vollen roten Lippen zu einem
gewinnenden Lächeln. »Komm.« Sie streckte mir die Hand entgegen. »Trinken wir
etwas zusammen. Dahinten gibt es ein Café.«
Ihre
Reaktion war erheblich freundlicher, als ich befürchtet hatte.
Es war dasselbe
Café, in dem ich mit Heather und ihrem Freund an dem Abend gewesen war, als sie
mich erstochen hatten. Sobald ich das Leuchtschild »The French Connection« sah,
beschlich mich ein ungutes Gefühl, aber ich sagte nichts und ließ mir auch
nichts anmerken. Als wir hineingingen, bestellte ich einen Kaffee. Schwarz.
Veronique bestellte einen Café Latte und ein Croissant mit
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