Ein Sarg für zwei
habe.«
»Das tue
ich«, versicherte er.
Er fragte
sich, ob sie bereute, ihn gezeugt, ihn geheiratet zu haben. Er liebte diese
dunkelhaarige Schönheit auf seine Weise. Schließlich war Veronique trotz ihres
selbstsüchtigen Verhaltens nicht böse. Sie machte das Beste aus ihrem Leben.
Wie er ebenfalls. Sie war eine nette Begleiterin und hatte ihn viele Dinge über
das Vampirdasein gelehrt.
Aber er
liebte sie nicht.
Seine
Familie hatte er geliebt, aber die war von der Pest dahingerafft worden. Eine
seiner Schwestern war noch gesund gewesen, als die Dorfbewohner sie spät in der
Nacht geholt, sie erschlagen und dann mit den anderen Toten verbrannt hatten,
um die Ausbreitung der schrecklichen Seuche zu verhindern. Er hatte nichts
dagegen tun können. Das war die Nacht, in der Thierry so weit er konnte gerannt
war, um schließlich genau wie seine Schwester zu enden.
Veronique
hatte ihn gerettet. Sie war hungrig gewesen und hatte ihn offensichtlich
appetitlich genug gefunden, um seinen halbtoten Körper aus dem Stapel
brennender Leichen zu ziehen.
Die Pest
hatte eine lange Spur von Tod und Zerstörung in Europa hinterlassen, doch
Thierry war nach wie vor noch am Leben. Er atmete, und sein Herz schlug, nur
musste er, damit das auch so blieb, jetzt das Blut von anderen trinken.
Es war ein
wahrhaft monströses Leben.
Veronique
war das Einzige, was ihm geblieben war. Diese Frau, die jetzt gerade auf dem
Schoß ihres Erzeugers und einstigen Liebhabers saß, der gerade mit seiner Zunge
ihren Hals hinunterfuhr. Thierry beobachtete sie aus seinem Versteck. Veronique
hatte nicht einmal bemerkt, dass er den Tisch verlassen hatte.
Sie betrog
ihn. Thierry war überrascht, dass ihm der Gedanke nicht so viel ausmachte, wie
er gedacht hätte. Er sah, wie ein Mann zu Marcellus ging, ihm auf die Schulter
tippte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Marcellus nickte und befreite sich so
weit aus Veroniques Umarmung, dass er aufstehen konnte, lächelte, verließ den
Tisch und ging hinaus. Thierry folgte ihm heimlich und beobachtete, wie
Marcellus’ lockeres Lachen verschwand und sein Gesicht einen angespannten,
entschlossenen Ausdruck annahm.
»Und woher
hast du das?«, fragte er streng den Mann neben sich, nachdem er die Treppen zur
Straße hinaufgegangen war.
»Aus einer
seriösen Quelle. Es ist eine absolut zuverlässige Information. Sie haben uns
schon fast erreicht.«
Marcellus’
Ausdruck verfinsterte sich. »Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit. Wir müssen
sofort Vorkehrungen treffen.« Sein ernster Blick wanderte zu Thierry, der
regungslos im Schatten stand.
»Du da, da
drüben. Du kannst mir heute Nacht vielleicht helfen.«
»Ich wollte
nicht lauschen«, versicherte Thierry und fühlte sich bloßgestellt und beschämt,
weil man ihn beim Spionieren erwischt hatte.
Marcellus
schürzte die Lippen. »Natürlich wolltest du das, und ich kann nicht einmal
behaupten, dass ich dir deswegen Vorwürfe machte. Schließlich habe ich den
ganzen Abend über Veronique mit Beschlag belegt.«
»Willst du
dich dafür entschuldigen?«
»Nein.«
Seine Augen waren kühl und gelassen, und Thierry fühlte sich ziemlich unwohl.
»Was willst
du dann von mir?«
»Lasst uns
allein«, befahl er den anderen Vampiren, die sich verbeugten und sich mit einem
kurzen Blick auf Thierry zurückzogen.
Marcellus
zog eine Kette unter seinem Kragen hervor, an deren Ende ein Schlüssel hing.
»Würdest du mir einen Gefallen tun, wenn ich dich darum bitte?«
»Das kommt
auf den Gefallen an.«
Marcellus
lächelte erneut, streifte die Kette über den Kopf und betrachtete den goldenen
Schlüssel. »Das ist der Schlüssel zu meinem Haus nahe der Stadtmauer.« Er
nannte Thierry die genaue Adresse. »Ich möchte, dass du den Schlüssel nimmst
und in das Haus gehst. Verbrenne sämtliche Papiere, die du dort vorfindest.«
»Warum?«
»Weil ich
heute Nacht sterben werde, und sollten diese Papiere in die falschen Hände
gelangen, verlieren viele andere ebenfalls ihr Leben.«
»Das
verstehe ich nicht.«
Er
schüttelte den Kopf. »Das glaube ich. Ich kann jedoch Leute gut einschätzen.
Ich weiß, ob ich jemandem trauen kann, wenn ich ihm in die Augen sehe. Weißt
du, was ich in deinen sehe?«
Thierry
wartete stumm.
»Ich sehe
einen Mann, der sehr viel Leid erfahren hat, und obwohl die Ursache deines
Leids verschwunden ist, lässt dich der Schmerz nicht los. Ich spüre jedoch,
dass du ehrlich und aufrichtig bist. Ich weiß nur nicht, wie du auf die
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