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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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bleiben dürfen. Du hättest gehen und dich beim ersten
Anzeichen von Gefahr verstecken müssen.«
    »Wie du?«
Ihre Augen blitzten. »Nein, ich hätte ihn niemals so zurückgelassen. Marcellus
war mutig. Er hat gegen die gekämpft, die mich umbringen wollten. Du bist wie
ein ängstliches Kind davongelaufen. Ja, ich bin enttäuscht, dass mein Mann ein
solcher Feigling ist. Ich bin eigentlich überrascht, dass du überhaupt
zurückgekommen bist. Ich dachte, dass du dich vielleicht zu sehr schämst, um
mir wieder unter die Augen zu treten.«
    Er bemühte
sich, gleichgültig zu wirken. »Nun, ich bin hier.«
    Sie
schniefte und tupfte sich mit dem Taschentuch die Augen ab. »Ich vermisse ihn,
Thierry. Ich weiß nicht, ob er wusste, wie sehr ich ihn geliebt habe.«
    »Wenn er
noch lebte, hättest du mich dann seinetwegen verlassen?«, fragte er.
    Sie blickte
ihn überrascht an und zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Ich glaube, die
Antwort auf diese Frage werden wir wohl nie erfahren.« Sie seufzte. »Hol jetzt
bitte meine Taschen. Lass uns diesen schrecklichen Ort ein für alle Mal
verlassen. Ich möchte woanders hin. Ganz gleich wohin.«
    »Nein, noch
nicht. Ich habe am Ende der Woche noch etwas zu erledigen.«
    Sie hob die
Brauen. »Etwas Geschäftliches? Du?«
    »Ja.«
    »Nun gut.
Vielleicht bist du aus deinem Versteck ja motivierter zurückgekommen, als du es
bisher gewesen bist. Es wäre gut, wenn du endlich ein anderes Ziel gefunden
hättest, als nur mürrisch auszusehen.«
    Diese Frau
trauerte um ihren Liebhaber. Er verzieh ihr ihre scharfe Zunge. Er vergab ihr,
aber er vergaß es nicht.
    Sie war
immer noch so unglaublich schön wie zuvor, doch für ihn hatte sich an diesem
Tag ein feiner, dunkler Schleier über ihre Schönheit gelegt.
    Aber das
spielte keine Rolle. Ihr Kummer würde nachlassen. Ihre Beziehung würde
weitergehen wie vorher. Und sie würde in ihm stets den Feigling sehen, der vor
einem Kampf geflohen war. Thierry musste zugeben, dass das eine hervorragende
Tarnung war.
    Er
verschloss die Wahrheit über den Roten Teufel tief in seiner Brust, wo sie ihn
in den vielen kühlen Nächten, die dieser Nacht folgen sollten, wärmte.

4
     
    Ich war
darauf erpicht, dass dieses Schultreffen heute Abend mir etwas ganz Wichtiges
beweisen sollte.
    Dass ich
normal war.
    Ganz gleich
was mir widerfahren war - dass ich zum Vampir geworden war, einen Jäger in
Notwehr getötet hatte, fälschlicherweise als Schlächterin der Schlächter
betitelt worden war, meine Wohnung in die Luft geflogen war, dass man mich
erstochen und beinahe umgebracht hatte - all das sollte keine Rolle spielen.
Ich war vollkommen normal.
    Jedenfalls
war das der Plan.
    Deshalb
wurde das, was vor ein paar Wochen noch eine vage Idee gewesen war, nämlich an
diesem Schultreffen teilzunehmen, jetzt eine absolute Notwendigkeit. Es sollte
mir das Gefühl geben, dass mein Leben nicht vollständig außer Kontrolle geraten
war. Obwohl es das natürlich war.
    Erstochen zu
werden hatte mich irgendwie älter gemacht, und zwar spürbar. Ich fühlte mich
älter, wachsamer und paranoider als vorher, zumindest bis wir den Stadtrand von
Abottsville erreicht hatten, die, wie ein handgemaltes Schild verkündete, »Die
Stadt mit dem größten Kürbis von ganz Ontario« war. Allein das Schild zu sehen
entspannte mich ein bisschen.
    Allerdings
nur ein bisschen.
    »Du bist ja
so schweigsam«, bemerkte Thierry.
    Wow, wenn
ihm sogar auffiel, wie wenig ich sprach, verhielt ich mich, eingedenk der
Tatsache, wie wenig er normalerweise selbst redete, wohl wirklich nicht
normal.
    »Tut mir
leid. Ich führe nur gerade einen inneren Monolog über Leben und Tod.«
    »Ist es dir
denn noch recht, dass wir hierhergefahren sind?«
    »Ja, vollkommen.«
Ich schob alle anderen Gedanken beiseite.
    »Wenn es dir
lieber ist, drehen wir um und fahren zurück nach Toronto ... «
    Ich
schüttelte den Kopf. »Nein, es ist in Ordnung. Ich freue mich, hier zu sein.
Und ich möchte wirklich gern meine Eltern sehen. Ich kann es kaum erwarten,
ihnen meinen wundervollen neuen Freund vorzustellen.«
    »Und was
werden sie denken, wenn sie erfahren, dass er es leider nicht hierher geschafft
hat?«
    Ich musterte
ihn. »War das ein Witz?«
    »Zumindest
ein Versuch.«
    Etwas, das
Thierry vollkommen abging, war ein Sinn für Humor. Und ich hatte gründlich
danach gesucht, vergeblich. Aber es war ja so süß von ihm, dass er es zumindest
versuchte.
    Wir würden
in das Motel einchecken und

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