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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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anschließend kurz meine Eltern besuchen, die nicht
wussten, dass ihr einziges Kind ein Vampir war. Ich wollte, dass das so blieb.
Was sie nicht wussten, würde sie auch nicht belasten. Oder mich.
    Dann würden
wir heute Abend zu dem Ball gehen, der anlässlich des Treffens stattfand. Es
gab bereits seit einigen Tagen Veranstaltungen rund um dieses Schultreffen,
aber zu viel des Guten tut nicht gut. Ein kleines Tänzchen, ein bisschen
plaudern, das war’s. Hoffentlich wurde ich meine vampirmäßige Angst dann los
und gewann wieder ein besseres Gefühl zum Leben, zur Freiheit und meinem
Hauptziel, dem Erreichen von vampirmäßigem Glück.
    Mom hatte
uns angeboten, in meinem alten Zimmer zu übernachten, obwohl sie es, wörtliches
Zitat: » ... nicht sonderlich schätze, dass ihr ein Zimmer ohne Trauschein
teilt«, Zitat Mom Ende. Also war ich auf die Idee gekommen, dass ein Zimmer im
Motel für alle Beteiligten die beste Lösung war.
    Es gab nur
ein Motel in der Stadt, das Abottsville Motor Inn . Das daran
angeschlossene Speiserestaurant nannte sich: »Die Frühstücksecke«. Tja, nomen
est omen.
    Unser Raum
wurde von der Geschäftsleitung als »Luxussuite« angepriesen und rühmte sich
eines breiten Bettes unter einem wahrhaft eleganten Deckenspiegel.
Normalerweise hätte mich das sicherlich grenzenlos amüsiert, insbesondere
aufgrund der Ironie, dass Vampire kein Spiegelbild hatten, jetzt jedoch war es
mir nur peinlich.
    Nachdem ich
mich mit dieser Anzüglichkeit abgefunden hatte, hängte ich das von Amy
geliehene Kleid in den Schrank, warf meine Reisetasche in die Ecke und
untersuchte die Bettlaken auf Spuren von Kakerlaken. Ich duschte kurz und
frischte mein Make-up auf, indem ich die Scherbe, die Thierry mir einmal als
verfrühtes Valentinsgeschenk mitgebracht hatte, als Minispiegel benutzte.
Normalerweise erzeugen Vampire keine Spiegelbilder, nur war eine Scherbe halt kein normaler Spiegel. Sie war etwas ganz Besonderes, extrem kostspielig,
und ich konnte mich darin sehr gut betrachten und meiner Eitelkeit frönen. An
der Wand in Georges Haus hing eine noch viel größere Scherbe, nur war die nicht
transportabel.
    Als ich
endlich fertig war, wartete Thierry bereits auf mich. Ich hatte mich für die
lässige Variante entschieden und trug dunkelblaue Jeans und einen flauschigen
weißen Pullover unter meinem Wintermantel.
    Wir fuhren
ans andere Ende der Stadt, was nur fünf Minuten dauerte, bis ich das Haus
meiner Eltern am Ende einer Sackgasse sah. In der Einfahrt stand ein ganzer
Fuhrpark von Autos. Es sollte doch nur ein kurzer Besuch bei Mom und Dad sein!
Wen hatten sie denn noch eingeladen?
    Thierry
parkte seine Limousine am Bordstein und warf mir einen fragenden Blick zu. »Was
geht hier vor, Sarah?«
    Ich stieg
aus und genoss die kühle Winterluft auf meinem Gesicht. Es schneite sogar ein
bisschen. »Keine Ahnung. Aber ich verspreche, dass es nicht lange dauern wird.
Wir gehen rein. Ich stelle dich vor. Sie werden von deinem Charme und deinem
Aussehen angemessen beeindruckt sein. Ich kippe ein Glas Wein hinunter, und in
zehn Minuten sind wir wieder draußen.«
    Er hob eine
Braue und betrachtete skeptisch die vielen Autos. »Zehn Minuten?«
    »Allerhöchstens
fünfzehn. Wir haben sowieso nicht mehr allzu viel Zeit bis zu dem Treffen.« Ich
musterte den Vorgarten und die Winterdekoration, zu der eine beleuchtete
Rentierfamilie sowie ein aufblasbarer Schneemann gehörten. »Und kein Wort von
diesem Holzpflock-Attentat. Ich glaube nicht, dass meine Mutter es besonders
gut aufnehmen würde, wenn sie wüsste, dass ich beinahe zu Tode gepfählt worden
wäre. Insbesondere nach dem, was mit meiner Wohnung passiert ist.«
    Da meine
Eltern nichts von der Vampirgeschichte wussten, hatte ich die Explosion einem
undichten Gasrohr zugeschrieben. Meine Eltern hatten sich natürlich maßlos
aufgeregt und darauf bestanden, dass ich zu ihnen nach Hause zurückziehen
sollte, bis ich mein Leben wieder in Ordnung gebracht hatte.
    Das war
schon ein paar Wochen her, und ich war nach wie vor dabei, mein Leben in
Ordnung zu bringen. Aber ich hatte nicht vor, zurück in mein altes Zimmer zu
ziehen, in dem noch die uralten Poster von Madonna und Bon Jovi hingen. Das kam
überhaupt nicht in Frage.
    Thierry
hatte mich bislang nicht gefragt, ob ich bei ihm einziehen wollte. Obwohl
zwischen uns in letzter Zeit alles ziemlich gut lief, machte ich mir ein wenig
Sorgen um die Zukunft.
    Bloß nicht
hineinsteigern!, ermahnte ich mich.

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