Ein Sarg für zwei
ich zu Barry. »Ich werde euch die Rahmen natürlich ersetzen.«
Barry
rappelte sich auf und starrte mich finster an. Amy hielt Thierrys Arm fest. Er
hatte sie offensichtlich nicht durch den Raum geschleudert wie ich ihren
Ehemann.
»Wir können
wohl auch mehr Kraft mit auf die Liste setzen«, sagte er zu Thierry. »Ich
glaube, es ist mittlerweile ziemlich klar, womit wir es hier zu tun haben.«
»Diese Nachtwandlergeschichte,
nicht wahr?«, fragte ich. Mir rutschte der Magen vor Angst in die Kniekehlen.
Thierry
betrachtete mich bekümmert. Seine Augen nahmen langsam wieder ihre normale
silbrige Farbe an. »Wir kümmern uns darum. Lass uns jetzt gehen.«
Barry nickte,
ging zu Amy und küsste sie auf die Wange. Er ermahnte sie, vorsichtig zu sein.
Thierry
blieb an der Tür stehen. Er hatte die Brauen zusammengezogen. »Bis später,
Sarah.« Dann folgte er Barry aus dem Haus, wobei er darauf achtete, dass er
nicht zu viel Sonnenlicht hineinließ.
Amy drehte
sich langsam zu mir um. »Das ist ein teuflischer Fluch.«
Ich stieß
einen schweren Seufzer aus. »Bitte erinnere mich daran, nicht mehr zu
irgendwelchen Schultreffen zu gehen, okay?«
»Sarah? Du
hast doch nicht etwa vor, mich ebenfalls anzugreifen, oder?«
Ich
schluckte heftig. »Absolut nicht.«
Amys Augen
verengten sich. Sie schob den Vorhang neben der Tür zur Seite und spähte
hinaus. Ich sprang vor dem hereinfallenden Lichtstrahl zur Seite. »Was für ein
Blödmann«, stieß sie hervor.
»Wer?«,
fragte ich.
»Thierry.
Ehrlich, ich kann es kaum ertragen, mit ihm in einem Raum zu sein. Ich glaube,
ich verstehe endlich, wie es dir mit Barry geht, denn es geht mir mit ihm
genauso.«
Ich setzte
mich wieder auf die Bank. Ich war müde, und dabei war ich erst seit fünf
Stunden auf den Beinen. »Da gibt es nur einen kleinen Unterschied.«
»Ach? Und
der wäre?«
Ich sah ihr
direkt in die Augen. »Ich mache deinem Mann keine schönen Augen.«
Sie sah mich
unschuldig an. »Wovon in aller Welt redest du? Ich hasse Thierry.«
»Ja, genauso
wie du Käsekuchen mit Erdbeeren hasst.«
»Ich liebe
Käsekuchen mit Erdbeeren.«
Ich
verschränkte die Arme. »Eben.«
»Sarah, du
irrst dich.«
Sie sah so
gekränkt aus, dass ich beinahe lachen musste. »Es spielt keine Rolle, ehrlich.
Dass du ein bisschen in meinen Freund verknallt bist, gehört momentan zu meinen
kleineren Problemen.«
Plötzlich
senkte Amy schuldbewusst den Blick. »Ich weiß wirklich nicht, was eigentlich
mit mir los ist.«
»Dann wären
wir schon zu zweit.«
Sie schüttelte
den Kopf. »Ernsthaft, ich mag Thierry nicht. Ich würde mich niemals an ihn
heranmachen. Aber er hat irgendetwas. Er ist einfach so ... ich weiß auch
nicht.« Sie seufzte resigniert. »Verstehst du?«
Ich sah sie
an. »Klar. Das ist vollkommen klar.«
»Geht es dir
besser?«
»Viel
besser.« Ich dachte einen Augenblick darüber nach. »Vielleicht hat Thierry
recht damit, dass der Fluch auf ihn übergreift. Wenn er nicht da ist, kann ich
eindeutig klarer denken.«
»Der Mann
kann wirklich küssen«, meinte Amy verträumt.
Ich sah sie
streng an.
Sie
räusperte sich. »Okay, warten wir auf Butch und den Sonnenuntergang. Das wird
noch ein paar Stunden dauern. Wollen wir uns einen Film auf DVD ansehen?«
»Einverstanden,
aber in meinem empfindlichen Zustand möchte ich weder etwas Gruseliges,
Brutales oder möglicherweise Blutiges sehen.«
»Fein. Wie
wäre es dann mit From Dusk Till Dawn?«
»Perfekt.«
9
Ich
beschloss, Amy die Tatsache zu verheimlichen, dass ich Thierry gestern Abend
beinahe dazu gebracht hatte, mich zu beißen. Nach der Nahtoderfahrung vom
letzten Mal würde sie das wahrscheinlich nicht so toll finden. Ich meine, ich fand es ja ebenfalls nicht gut.
Wir sahen
die DVD. Ich hatte den Film mit einer romantischen Komödie verwechselt, die so
ähnlich hieß. Das hier war etwas ganz anderes. Nachdem einer Hauptfigur von
einem garstigen und blutrünstigen Vampir der Hals aufgerissen worden war, bat
ich Amy, etwas Netteres, Freundlicheres einzulegen. Wir setzten auf Winnie
der Bär und der stürmische Tag.
Wenigstens
spielten darin erheblich weniger blutrünstige Vampire mit.
Während ich
darauf wartete, dass mein Leibwächter auftauchte, merkte ich, wie sehr mich das
Gefühl, hilflos zu sein, nervte. Ich hatte diese Empfindung zwar in gewisser
Weise perfektioniert, was aber nicht hieß, dass ich sie angenehm fand. Ich
wollte Thierry helfen, anstatt hier wie ein Faultier mit zwei
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