Ein Sarg für zwei
Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Das ist ganz einfach. Du nimmst im
Kofferraum Platz.«
Meine Augen
weiteten sich. »Ist das dein Ernst?«
»Natürlich
nicht. Ich wollte die Atmosphäre nur ein bisschen auflockern und habe versucht,
komisch zu sein.«
Ich warf ihm
einen tränenverschleierten Blick zu. »Lass es lieber, okay?.«
Er strich
mir zärtlich über die Wange. »Mach dir keine Sorgen, Sarah. Das Problem können
wir leicht lösen. Wir spüren diese Hexe auf. Ich bin sicher, dass ich sie davon
überzeugen kann, uns zu helfen.«
Ich wusste
sehr genau, was er meinte. O ja, wenn Thierry wollte, konnte er einiges
bewegen. Meistervampire verstanden es sehr gut, überzeugend zu sein.
»Ist das
dein Plan?«, fragte ich. »Wir suchen Stacy? Und wenn wir sie nun nicht finden?«
»Ich werde sie finden. Wenn wir zurück in der Stadt sind, fahren wir zuallererst bei Barry
vorbei. Er ist auch schon einmal mit einem Fluch belegt worden. Vielleicht kann
er uns bei dieser Angelegenheit behilflich sein.«
Thierry
telefonierte noch einmal mit seinem Handy, und ich rief vom Moteltelefon aus
meine Eltern an, um mich zu verabschieden. Sie entschuldigten sich mehr oder
weniger für ihr gestriges Verhalten Thierry gegenüber. Offensichtlich hatten
sie selbst gemerkt, dass sie etwas überreagiert hatten, aber sie wollten, wie
sie beteuerten, doch nur, dass ich »glücklich bin«. Ich versicherte ihnen so
überzeugend ich konnte, dass ich glücklich wäre. Glücklicherweise luden sie uns
nicht ein, auf dem Heimweg noch mal bei ihnen vorbeizukommen, sonst hätte ich
ihnen erklären müssen, dass sie einer lodernden Fackel von Tochter die Tür
öffnen würden.
Eine halbe
Stunde später hatte Thierry die Lösung für unsere Rückfahrt in die Stadt
gefunden. Er hatte einen Lieferwagen gemietet. Kurz darauf rannte ich in die
kitschige Paisley-Tagesdecke des Motelbetts gehüllt zur Rückseite des Lieferwagens
und sprang hinein. Die Tür knallte hinter mir zu, und gnädige Dunkelheit
umhüllte mich. Ich merkte, wie sich das Fahrzeug in Bewegung setzte, und zählte
die Minuten, bis wir wieder in Toronto waren.
Als wir bei
Amy und Barry ankamen, hatten sie die Eingangstür bereits weit geöffnet. Das
konnte ich vom Lieferwagen aus sehen.
»Lauf so
schnell du kannst«, ermahnte Thierry mich nachdrücklich.
Eingehüllt
in die Decke rannte ich gemeinsam mit ihm direkt auf die Tür zu. Amy winkte
mich zu sich. Sie betrachtete mich besorgt. Vielleicht lag es an der ausgesucht
hässlichen, gestohlenen Tagesdecke, die ich wie einen riesigen Paisley-Kokon um
mich geschlungen hatte. Das Innere des Hauses wirkte so dunkel, kühl und
einladend, dass ich es kaum abwarten konnte hineinzukommen. Selbst unter dem
Schutz der Bettdecke konnte ich spüren, wie die Sonne ihre heißen, tödlichen
Finger nach mir ausstreckte.
Ich raste
auf die Eingangstür zu, was leider keine gute Idee war, denn auf der
Türschwelle schien es, als würde ich frontal gegen eine Glasscheibe prallen.
Ich wurde von der unsichtbaren Wand zurückgeworfen, aber Thierry fing mich auf,
bevor ich hinfiel.
»Was zum
Teufel...?«, stieß ich hervor. Ich fühlte mich ziemlich mitgenommen und
zitterte, ganz zu schweigen davon, dass ich das Gefühl hatte, gegrillt zu
werden.
Barry
tauchte neben seiner Frau auf. Er war ein erhebliches Stück kleiner als Amy,
die selbst nicht gerade eine Amazone war. Er trug einen blauen Anzug,
verschränkte die Arme und musterte mich.
Mir wurde
ständig wärmer in meinem Kokon.
»Ganz recht,
es scheint sich um eine Art Fluch zu handeln«, erklärte er.
Und
lächelte. Er lächelte mich an! Mich!
Diese kleine
Ratte. Er hatte es vom ersten Moment an auf mich abgesehen. Dabei sprach man
immer nur von der Liebe auf den ersten Blick, nie von Hass auf den ersten
Blick. Ich hatte mich bemüht, ihn zu mögen. Ehrlich. Dass meine beste Freundin
sich Hals über Kopf in diesen widerlichen Kerl verliebt hatte, von ihm zu einem
Leben mit Reißzahn und Unsterblichkeit gezeugt worden war und ihn obendrein
innerhalb weniger Tage geheiratet hatte, war dabei allerdings nicht gerade
hilfreich gewesen.
Barry hasste
mich ebenfalls aus tiefstem Herzen. Weil ich angeblich Thierry geschadet und das
Leben für alle Beteiligten schwieriger gemacht hätte.
Ich zwang
mich, nicht in Panik zu geraten. »Ich komme nicht ins Haus. Was soll ich jetzt
machen?«
Amy rang die
Hände. »Ich hole den Feuerlöscher. Nur für alle Fälle!«
»Nette Idee,
aber das wird
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