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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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ist ja
hinlänglich bekannt, was man über Stolz sagt.
    Nachdem wir
bereits eine Stunde in der Einkaufsgalerie waren, hatte Amy noch immer nichts
gekauft, was sehr ungewöhnlich für sie war. Wir durchstöberten einen Laden, der
auf Dessous spezialisiert war. Es war ein Ozean aus Seide und Spitze.
    »Was hältst
du davon?« Amy hielt ein knallrosa Mieder mit Strumpfhaltern in die Luft. Die
Farbe passte perfekt zu ihrer aktuellen Haarfarbe.
    Ich
kräuselte die Nase. »Ein bisschen zu verrucht für meinen Geschmack.«
    Sie
lächelte. »Genau das, was ich gesucht habe! Danke!«
    Ich sah
hinüber zu Butch, der eine Schaufensterpuppe anstarrte, die in ein
lavendelfarbenes Korsett und ein Höschen gekleidet war, das vorn ein Loch
hatte. Außerdem trug sie eine Federboa um die Schultern. Er schien geradezu
hypnotisiert.
    Ich überließ
Amy ihrer verruchten Einkaufstour und schlenderte durch den Laden. Eine Serie
für Bad und Schönheit erfüllte die Luft mit einem Jasminduft, und es roch so
gut. In der Schaufensterdekoration flackerte eine »stimulierende« Kerze.
    In der
Morgenmantelabteilung blieb ich vor einem hinreißenden Modell aus dunkelblauem
Chenille stehen. Ich sah auf das Preisschild. Über zweihundert Dollar. Autsch.
Ich seufzte und fuhr mit den Händen über das superweiche Material.
    Eine
Verkäuferin kam auf mich zu. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    Ich
schüttelte den Kopf. »Ich sehe mich nur ein bisschen um.«
    Sie deutete
mit dem Kopf auf den Morgenmantel. »Der ist im Sonderangebot. Diese Woche kommt
keine Mehrwertsteuer dazu.«
    »Vielleicht
sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie 90 % Preisnachlass haben.«
    Sie
lächelte. »Ich weiß, er ist sehr teuer, aber solche Qualität hat eben ihren
Preis.«
    Ich dachte
an meine Kreditkarte. Keine Chance. Ich konnte förmlich hören, wie sie in
meiner Tasche aufschrie. Sie wollte nicht herausgeholt werden und drohte, mich
im anderen Fall wegen Missbrauchs anzuzeigen.
    »Probieren
Sie ihn doch an«, drängte die Verkäuferin, nahm den Morgenmantel vom Ständer
und hielt ihn hoch.
    »Oh, Sie
sind begabt.« Ich schlüpfte hinein, wickelte mich in ihn ein und verschwand in
einer großen Umarmung aus Chenille. Ich fühlte mich automatisch entspannt.
Zweihundert Dollar für weniger Stress. Ohne Steuern.
    »Der steht
Ihnen wirklich sehr gut!« Sie musste Provision bekommen.
    »Ich hätte
ihn liebend gern«, erklärte ich. »Aber...«
    Sie
blinzelte. »Dann gehört er Ihnen.«
    Ich hob
überrascht die Brauen. »Wie bitte?«
    Sie
blinzelte noch einmal. »Wenn Sie ihn haben wollen, gehört er Ihnen. Warten Sie,
ich packe ihn für Sie ein.«
    »Moment,
warten Sie. Ich kann mir den Mantel wirklich nicht leisten...«
    Sie schüttelte
den Kopf. »Er gehört Ihnen. Sie brauchen ihn nicht zu bezahlen.«
    »Aber...«
    Bevor ich
noch länger protestieren konnte, nahm sie mir den Morgenmantel ab, brachte ihn
zur Kasse, schlug ihn in Seidenpapier ein und legte ihn in eine große Tasche.
Damit er gut duftete, warf sie noch ein paar Badeperlen mit hinein. Schließlich
schob sie mir die Tasche über den Tresen zu.
    Ich musterte
sie. Wo war der Haken? »Sind Sie sicher, dass ich ihn nicht bezahlen muss?«
    Das Lächeln
auf ihrem Geicht wirkte irgendwie erstarrt, und ihre Augen waren etwas glasig.
»Ja. Umsonst. Viel Vergnügen mit Ihrem neuen Morgenmantel. Auf Wiedersehen.«
    Sie drehte
sich um und verschwand.
    Amy kam zu
mir an die Kasse. »Ich habe nichts gefunden, was mir gefällt. Wollen wir
gehen?«
    Ich nickte.
    Vielleicht
war es eine Art Werbeaktion. Vielleicht war ich heute die tausendste Kundin.
Merkwürdig.
    Mit einem
letzten Blick auf die Verkäuferin, die jetzt eine andere Kundin beriet,
begleitete ich Amy aus dem Geschäft. Ich hatte erwartet, dass mir die Frau die
Tasche abnehmen würde, doch das tat sie nicht. Schließlich riss Butch den Blick
von der verrucht gekleideten Schaufensterpuppe los und kam zu uns.
    »Das war
absolut merkwürdig.« Ich warf noch ein letztes Mal einen Blick zurück zu dem
Geschäft. »Ich habe den hier einfach umsonst bekommen.«
    Amy linste
in die Tasche. »He, echt?«
    »Ja.«
    »Das ist ja
cool. Wer sagt denn, dass heute nicht dein Glückstag ist?«
    Na ja, ich
hauptsächlich. Ein kostenloser Morgenmantel konnte es nicht ganz herausreißen.
    Ich hätte
fast mit den Schultern gezuckt. Aber es war zumindest ein netter Anfang.
    »He, sieh
mal, da ist ja George.« Amy zeigte auf die Restaurantecke.
    Tatsächlich,
da saß George. Er

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