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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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ihren Dächern blinkte Blaulicht. Auf der Böschung dahinter standen zwei Ford Transit des SEK Bär.
    Die bewaffneten, mit kugelsicheren Westen und Helmen ausgerüsteten Polizisten warteten auf den weißen Lieferwagen und den grünen V W-Transporter , die beide mit hoher Geschwindigkeit näher kamen. Auch in Sichtweite drosselten sie das Tempo zunächst nicht, bis sie plötzlich gleichzeitig heftig bremsten.
    In der Ferne tauchte über der Straße der Hubschrauber auf, der die Position der Kastenwagen gemeldet hatte.
     
    Timo sah unter sich die beiden Kastenwagen, die vor der Straßensperre angehalten hatten.
    »
Sie drohen damit, ihre Gefangenen zu töten, wenn man sie nicht passieren lässt
«, meldete der Hauptwachtmeister, der den Einsatz leitete, in Timos Kopfhörer.
    Beim grünen Transporter ging eine Tür auf. Timo nahm das Fernglas, aber die Bewegungen des Helikopters und der Regen beeinträchtigten die Sicht.
    Ein Mann stieg aus, dessen Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Timo kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können.
    Patrik Vasama.
    »Ist das Vasama?«, fragte er sicherheitshalber Rämö, der ebenfalls durchs Fernglas schaute.
    »Ja.«
    »
Sie exekutieren den Finnen, wenn wir sie nicht durchlassen
«, hörte er im Kopfhörer. »
Wir haben genau dreißig Sekunden Zeit

    Timo war sicher, dass die Männer in dem Transporter ihre Drohung wahrmachen würden. Aber das Feuer aufdie beiden Fahrzeuge zu eröffnen würde im schlimmsten Fall ein weiteres Blutbad bedeuten. Und wenn die Gruppierung in Verbindung mit den gerade am Flughafen eintreffenden Entführern stand, würden diese die Geiseln im Bus bedrohen, falls ihre Komplizen nicht passieren durften.
    Timo sah, wie Vasama den Blick zum Himmel hob, als ahnte er, dass sein Schicksal in den Händen der Männer lag, die im Helikopter saßen. Timo fragte sich, warum Vasama weiterhin gefesselt war, obwohl er sich als eine der zentralen Figuren der Operation herausgestellt hatte. Wahrscheinlich sollte das ein Täuschungsmanöver sein.
    »
Lassen wir sie fahren, oder was?«,
fragte Rämö in Timos Kopfhörer.
    »Es gibt keine vernünftige Alternative«, sagte Timo frustriert.
    Rämö erteilte den entsprechenden Befehl, und der Nagelteppich wurde rasch eingerollt, die Polizeiautos machten den Weg frei, und die beiden Kastenwagen fuhren zwischen ihnen hindurch weiter in Richtung Norden.
     
    Der Scharfschütze des SEK Bär lag im dunklen Regenumhang auf dem Dach des Terminals am Flughafen Helsinki-Vantaa.
    Vor ihm tat sich der Blick auf das verregnete, leere Flugfeld auf, wo nur eine einzelne Passagiermaschine des Typs Airbus 340 startbereit stand.
    In der Nähe grummelte der Donner. Der Scharfschütze richtete den Sucher seines Gewehrs auf die offene Tür des Flugzeugs, wo eine Treppe ausgefahren worden war. Der Regen erschwerte die Aufgabe. Mit einem weißen Baumwolltuch trocknete der Mann die Sucherlinse.
    Aus der Ferne war nun das Dröhnen eines Helikopters zu hören.
    »
Der Bus kommt
«, vernahm der Scharfschütze im Ohrhörer. »
Fertig!«
    Er gab ein Handzeichen zum Tower hinüber, der jetzt auch als Einsatzzentrale der Polizei diente.
    Dann drückte der Scharfschütze die Wange gegen den Gewehrkolben, legte das Auge auf den Sucher und den Zeigefinger leicht auf den Abzug.

63
    Der Griff des verwundeten Italieners in Sandrines Hand wurde schwächer. Die Augen waren halb geschlossen.
    Vor den Fenstern kündigten große blaue Schilder den Flughafen an. In einiger Entfernung ragte ein rundes Parkhaus auf und rechts und links davon die Terminalgebäude und der Tower.
    »Wohin?«, rief Herman vom Steuer aus.
    »Unmittelbar vor dem Terminal rechts«, antwortete Andrus, der auf dem Gang stand. »Dort haben sie ein Tor geöffnet.«
    Im selben Moment tauchte ein Flughafenangestellter in gelber reflektierender Weste auf – beziehungsweise ein Mann, der sich als Airportmitarbeiter ausgab – und winkte in weitem Bogen in Richtung Tor.
    »Können wir die Verwundeten hier nicht absetzen?«, fragte Sandrine.
    Niemand antwortete ihr. Der Bus fuhr quer über den Personalparkplatz auf das offene Tor zu.
    »Noch einen Moment«, sagte Sandrine zu Razzone. »Bald kommen Sie in einen Krankenwagen.«
    Die Hand des Italieners war jedoch bereits vollkommen schlaff. Sandrine schloss die Augen. Wie lange dauerte diese Hölle noch an? Fast im selben Moment schlug ihre Verzweiflung in Wut um. Sie hatte noch nie im Leben aufgegeben, und sie würde es auch jetzt

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