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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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die Gefangenen aus, lasst die Autos stehen und entfernt euch«, rief Andrus aus dem Bus.
    Die Hecktüren des grünen VW gingen auf, und Männer mit auf dem Rücken gefesselten Händen stiegen aus: Dominik, Jochem und nach ihnen ein dritter   … Patrik.
    Einerseits war Sandrine unendlich erleichtert, Patrik am Leben zu sehen, andererseits aber enttäuscht, weil es ihm nicht gelungen war zu fliehen. Sein Mund war mit Tape verklebt, ebenso der von Jochem. Dominik war der Einzige, der sprechen konnte.
    »Kommt direkt hierher«, rief Jörg an der Flugzeugtür.
    Nach Patrik stiegen weitere Männer aus dem VW, ebenso aus dem Sprinter. Einem von ihnen war offenbar ins Bein geschossen worden, ein anderer Mann stützte ihn.
    »Was soll das, verdammt?«, brüllte Andrus. »Bleibt stehen   …«
    »Nein, das sind Leute von Wolf, sie haben uns befreit«, rief Dominik. »Lasst sie in die Maschine!«
    Ein Teil der Männer ging auf den Bus zu, ein anderer Teil stieg die Treppe zum Flugzeug hinauf.
    »Stopp!«, rief Jörg unsicher.
    »Nicht nervös werden!«, brüllte Dominik. »Bringt dieGeiseln in die Maschine und die Ladung aus dem Sprinter ebenfalls, sofort!«
    Mit blutüberströmter Schläfe und Wange sah Herman sich um. Er schien Dominiks Befehl zu hören und sich darüber zu wundern.
    Auch Sandrine begriff nicht, was da vor sich ging. Sicher war auf jeden Fall, dass diese Männer keine Polizisten waren.
    »Sandrine hat eine Waffe, sie steht hinter dem Flugzeugreifen«, rief Andrus.
    Dominik wandte sich in die entsprechende Richtung. »Lass die Waffe fallen! Du hast zehn Sekunden Zeit.«
    Sandrine verstand, dass sie alleine keine Chance gegen all die Männer hatte. Sollte sie den Flugzeugreifen zerschießen? Mit dieser Maschine kämen sie dann nicht in die Luft, aber es würde sie mit Sicherheit das Leben kosten. Vielleicht wäre es das wert, vielleicht könnte sie so den Geiseln und Patrik wenigstens eine gewisse Überlebenschance verschaffen.
    »Wenn du die Waffe nicht herausgibst, wird Jörg als Erstes Patrik erschießen«, rief Dominik. »Meine Geduld geht zu Ende.«
    Sandrine sah, wie Patrik heftig den Kopf schüttelte und versuchte, trotz des Tapes etwas zu sagen. Sie wusste, was er mitteilen wollte. Sie sollte nicht aufgeben, er war bereit, sein Leben zu opfern.
    Langsam stand sie mit der Maschinenpistole in der Hand auf. Sie sah Patrik immer heftiger den Kopf schütteln.
    Sie trat einen Schritt von dem Reifen weg. Dann machte sie einen zweiten Schritt und legte die Maschinenpistole auf den Asphalt.
     
    Timo stand mit dem Fernglas in der Hand im Tower von Helsinki-Vantaa. »Kalevi, Bericht«, rief Metsälä in seinHalsmikrofon. Der Chef des SEK Bär war gerade im Tower angekommen und stand schon mit dem Fernglas am Fenster. Mit »Kalevi« sprach er die Scharfschützen des SEK an.
    »Vier Objekte im Visier«, wiederholte Metsälä die Antwort, die er bekommen hatte.
    »Das reicht nicht«, sagte Rämö. »Sie sind zu viele.«
    »Was ist da los?«, schnaubte Metsälä frustriert. »Die Frau hat die Waffe hingelegt. Ist in der Gruppe ein Machtkampf zugange, oder was?«
    Timo sah machtlos zu, wie die Geiseln im strömenden Regen die Treppe zum Flugzeug hinaufstiegen. Mit dabei waren die Entführer aus dem Bus und aus den Lieferwagen.
    »Versuchen Sie, die Maschine zu rufen«, sagte Timo zum Flugleiter.
    »388, hören Sie mich? Moisio, antworten Sie.«
    Keine Antwort.
    Timo fuhr zusammen, als er ein schwarzes Diplomatenfahrzeug auf das Flughafengelände kommen sah.
     
    Herman wischte sich das Blut vom Gesicht, als er die Treppe zum Flugzeug hinaufstieg. Ihm war noch immer ein bisschen schwindlig, und er musste sich am Geländer abstützen. Sandrine war zu weit gegangen, die Frau war gefährlich. Sie mussten etwas unternehmen   …
    Er trat in die geräumige Passagierkabine mit acht Plätzen in einer Reihe, jeweils zwei an den Seiten und vier in der Mitte. Im selben Moment begriff er die Lage.
    Dominik stand zwischen den Sitzreihen – und zwei Männer aus dem Lieferwagen richteten die Waffe auf ihn.
    Das waren nicht Wolfs Leute.
    Aber Herman kam nicht einmal dazu zu reagieren, so schnell drückte ihm einer der fremden Männer einen Laufin den Nacken und fesselte ihm die Hände mit Kabelbinder.
    »Du hast uns getäuscht, um deine Haut zu retten«, brüllte Herman Dominik an.
    »Sie haben die ganze Zeit die Waffe auf mich gerichtet«, erwiderte Dominik. »Hätte ich   …«
    »
Shut up!«,
rief einer der Bewaffneten.

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