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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Helsinki-Vantaa?
     
    Der Hubschrauber schwankte heftig. Timo starrte auf das vom Regen gepeitschte Helsinki herab und spürte, wie seine Kräfte schwanden. Er trug die Verantwortung für Ereignisse, die er selbst nicht verstand. Schon lange hatte er die Lage nicht mehr im Griff. Niemand hatte sie im Griff, nicht einmal die Amerikaner.
    Rämö sprach über Mikrofon ins Funkgerät. Am Himmel zuckte ein Blitz.
    »
Timo, hörst du mich?«,
fragte plötzlich Åsas Stimme in seinem Kopfhörer. »
Wie ist die Lage?«
    »Der Bus wird bald den Flughafen erreichen. Michaels war zu keinerlei Kooperation bereit.«
    »
Hast du irgendeine Ahnung, was hier los ist?«
    »Ich gehe davon aus, dass die Leute, die den Überfall auf die Amerikaner verübt haben, zu den Entführern der
Sigyn
gehören, auch wenn sie aus irgendeinem Grund so tun, als wäre das nicht der Fall. Sollten sie aber wirklich nichts darüber wissen, hätten wir es mit einer dritten Instanz zu tun   … Wenn man wenigstens eine Ahnung hätte, gegen wen man hier kämpft. Auf jeden Fall ist der Überfall im Botschaftsviertel extrem professionell und kaltblütig durchgeführt worden.«
    »
Michaels kennt bestimmt die Hintergründe.«
    »Wahrscheinlich   …«
    Rämö gab Timo mit erhobener Hand ein Zeichen. Dann kam seine Stimme über das interne Funksystem aus dem Kopfhörer. »
Der gesuchte weiße Sprinter mit dem Kennzeichen HRI-847 fährt auf der Tuusulantie nach Norden, gefolgt von einem grünen V W-Transporter mit dem Kennzeichen EEY-541.   Sie sind jetzt auf Höhe der Kreuzung Koskelantie.«
    Timo versuchte, sein todmüdes Gehirn in Gang zu bringen.
    »Straßensperre«, sagte er.
    Über die Tuusulantie kam man zum Flughafen Helsinki-Vantaa, der schien das Ziel der Fahrzeuge zu sein. Gehörte die Gruppe also doch zu Vasamas und McQuinns Leuten? Oder würde sie am Flughafen vorbei und in nördlicher Richtung aus dem Großraum Helsinki hinausfahren?
    »Ich werde die Leute vom SEK Bär alarmieren, die am Flughafen warten, die sind schneller an der Tuusulantie als Einsatzwagen aus der Innenstadt«, sagte Rämö und sprach in den externen Funk: »
Nagelteppich, volle Bewaffnung und Schutzausrüstung. Extrem gefährliche Profis in den Fahrzeugen. Wir kommen hin.«
    Timo gab dem Piloten ein Zeichen, und der Hubschrauber neigte sich so abrupt, dass Timo eine Welle von Übelkeit überkam.
     
    Der Regen schlug gegen die hohen Fenster des Kabinettssaals im Staatsratsgebäude. Die wichtigsten Minister der Regierung saßen vor dem Tisch und schauten auf den Fernseher, wo ein violetter, schwer ramponierter Bus in starker Schräglage die Kurve zur Hakaniemi-Brücke nahm und gleich danach auf der geraden Sörnäisten rantatie beschleunigte.
    »
Die Polizei, das Strahlenschutzzentrum und die anderen Behörden nehmen weiterhin keine Stellung zu der Behauptung der Entführer, es habe bei den Berechnungen für das Atommüllendlager Unregelmäßigkeiten gegeben. Wir haben mit einem ehemaligen Mitstudenten von Patrik Vasama an der geologischen Fakultät gesprochen. Er will anonym bleiben
…«
    Der Ministerpräsident wandte sich an die übrigen Anwesenden. Jemand drehte den Ton des T V-Geräts leiser.
    »Die Pressekonferenz ist für zwei Uhr anberaumt«, erklärte der Ministerpräsident. »Wenn es bis dahin doch nur irgendwelche Informationen gäbe«, sagte er mehr zu sich selbst und richtete das Wort dann an den Polizeipräsidenten: »Würden Sie uns bitte etwas zu den Vorfällen im Hafen sagen?«
    »Die Amerikaner nahmen den Lieferwagen, den die Entführer verlangt hatten, und drei der Entführer in ihre Gewalt. Anschließend fuhren sie in Richtung Botschaft davon. Kurz bevor sie dort ankamen, wurden sie von einer unbekannten Gruppierung angegriffen. Diese brachte die gefangenen Entführer und den Lieferwagen an sich. Vier Amerikaner starben. Einer hat überlebt, Brad Michaels, den wir kennen. Aber er ist jetzt in der Botschaft und angeblich nicht zur Zusammenarbeit bereit.«
    »Weshalb nicht?«
    »So hat man es mir gesagt.«
    Es klopfte an der Tür. Der persönliche Referent des Ministerpräsidenten trat ein.
    »Anruf aus dem Kreml. Sie wollen vom Ministerpräsidenten persönlich hören, was in Helsinki eigentlich vor sich geht.«
    Der Ministerpräsident seufzte nervös.
    »Wenn ich das wüsste   …«
     
    Auf der nach Norden führenden zweispurigen Fahrbahn der Tuusulantie war ein Nagelteppich ausgerollt worden. Daneben hatten sich zwei Polizeiautos quergestellt. Auf

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