Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
Menschen, der sein wahrhaftig schweres Los so tapfer ertragen hatte, den ich so lange ich lebe niemals vergessen werde. Bye, Bye Hendrik Maurer.« Doc Barnes, der in der Tat all das was in seiner Macht stand getan hatte um Hendriks Leben zu erleichtern, verbeugte sich respektvoll vor der bronzefarbenen Urne, die Ludger fest in seinen Händen hielt. Marc Miller, der auch stets bemüht war, den beiden Brüdern tatkräftig zur Seite zu stehen, tat es dem Doc gleich.
»Auf was warten wir eigentlich noch?«, fragte Ludger die beiden mit tränenerstickter Stimme. »Gewiss wird Hendrik schon ungeduldig auf sein letztes Abenteuer warten.«
Marc Miller sah nun zu, dass er seine altersschwache Kiste in die Luft brachte. Je näher sie ihrem Ziel kamen, umso unruhiger wurde Ludger. Aus feuchten Augen schaute er auf das weit unter ihnen liegende Flussbett des Kenai River. Hier war Hendrik, wenn auch nur für wenige Monate glücklich gewesen und hier, an diesem wunderschönen Ort, würde auch seine Asche zurückbleiben.
»Bist du bereit?«, wurde Ludger aus seinen Gedanken gerissen. »Sobald ich das Kommando gebe, wirst du die Asche deines Bruders der Herrschaft des Windes übergeben.« Irgendwo fühlte sich Marc Miller nicht so recht wohl in seiner Haut, obwohl er normalerweise ein regelrechtes Raubein war.
»Gib mir bitte noch eine Minute. Danach werde ich Hendrik für immer loslassen.«
»Okay, in der Zwischenzeit gehe ich mit der Maschine etwas runter. In der Zeit öffnet Doc Barnes das Rolltor und dann bist du dran, mein Freund.«
Mit zitternden Händen öffnete Ludger die Urne. Er hätte vor Abschiedsschmerz laut schreien können, aber er tat es nicht. Hendrik hätte es mit Sicherheit nicht gewollt.
»Und nun los Ludger, gib deinem Bruder die wohlverdiente Unbeschwertheit zurück.«
»Leb wohl Bruder, eines Tages werde ich an den Kenai zurückkehren und dann wirst du mir beim Lachse angeln über die Schulter schauen«. Ohne zu zögern drehte Ludger die Urne um.
Es war schon ein seltsames Gefühl als sich Hendriks Asche immer weiter entfernte. Irgendwie sah es aus, als ob sie voller Vorfreude auf das nun Kommende im Sog des Windes schaukelte. Vor seinem geistigen Auge erschien Hendrik ihm, der ihm lachend zuwinkte. Er musste seinen Bruder loslassen und ihm die ewige Ruhe gönnen. Unglücklich ließ Ludger seine Blicke schweifen. So sehr er sich auch anstrengte, Hendriks Asche war zwischenzeitlich endgültig aus seinem Blickfeld verschwunden. Kommentarlos drehte Marc Miller noch eine allerletzte Abschied nehmende Runde über dem Gebiet. Danach nahm er Kurs Richtung Juneau …
»Was hast du nun vor mein Freund?«, fragte Doc Barnes verhalten, der mit Marc Miller und Ludger gemeinsam bei einem Glas Wein saß.
»Ich werde in den kommenden Tag zurück in die Heimat fliegen«, entgegnete Ludger bedrückt. »Schließlich haben meine Mutter und Hendriks Witwe ein Recht darauf zu erfahren, dass er nicht mehr am Leben ist.«
»Ich nehme an, dass du weißt, was dich sehr wahrscheinlich dort erwarten wird. Immerhin hast du deinem Bruder zur Flucht aus der Psychiatrie verholfen. Das wird mit Sicherheit eine Strafe hinter sich herziehen.« Die Vorstellung, dass Ludger eventuell für einige Zeit hinter Gitter verschwinden würde, gefiel weder Doc Barnes noch Marc Miller. Ratlos schauten sie sich an.
»Keine Sorge, ich werde gewiss damit klarkommen. Hendrik war glücklich und das alleine zählt.« Zwar gefiel auch Ludger der Gedanke an den Knast ganz und gar nicht, dennoch bereute er seine Tat definitiv nicht.
Vierzehn Tage später war es so weit. Abschied nehmend standen sich die Drei im Flughafengebäude gegenüber.
»Du wirst uns fehlen mein Freund«, sprach Doc Barnes bewegt.
»Hoffe doch, dass du uns mal besuchen kommst«, aus feuchten Augen blickte Marc Miller Ludger an.
»Ihr werdet mir auch fehlen«, entgegnete Ludger mit heißerer Stimme. »Hätte niemals gedacht, dass ihr beide mir mal so ans Herz wachsen werdet. Ist doch klar, dass ich eines Tages wieder nach hier kommen werde.«
»Wir nehmen dich beim Wort.« Abschied nehmend lagen sie sich in den Armen. Noch mal ein kurzes Winken, danach war Ludger aus ihren Augen verschwunden.
»Ich drücke Ludger ganz fest die Daumen, dass man ihn in der Heimat nicht allzu hart bestrafen wird, denn das hat er absolut nicht verdient.«
»Lass es gut sein Doc.«, entgegnete Marc Miller grinsend. »Um Ludger müssen wir uns absolut keine Gedanken machen. Er
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