Ein schmutziges Spiel
hinterlegen, Miss Delaney. Sie beläuft sich auf fünfhunderttausend Dollar, viel mehr, als seine Familie je aufbringen könnte, und ich muss Danny aus dem Gefängnis holen. Einmal wurde er dort schon zusammengeschlagen, und die Polizei wird ihn nicht schützen – ganz im Gegenteil, fürchte ich. Es ist eine hohe Summe, aber Sie werden Ihr Geld nicht verlieren. Er wird nicht abhauen, das kann ich Ihnen versprechen.«
»Ich verstehe. Sie bieten mir also eine Gelegenheit, etwas Gutes zu tun. Einem Mitmenschen zu helfen, sozusagen.«
»Ja, ich glaube, das tue ich.« Die Stille, die nun eintrat, war allumfassend. Ich glaubte sogar, die Wellen von East Beach an den Strand donnern zu hören.
»Also schön. Ich möchte, dass Sie sich die Geschichte meines Enkels anhören. Das ist meine Bedingung. Sind Sie damit einverstanden?«
»Natürlich.«
Sie nickte und blickte mit milchigen Augen an mir vorbei. »Timothy war mein Liebling, ganz das, was man einen guten Jungen nennt. Eines längst vergangenen Oktobers, Timmy war zehn, da starben sein Vater und sein Großvater zusammen beim Absturz eines Privatflugzeugs draußen über dem Kanal. Damals war ich schon lange von Samuel geschieden. Er war unerträglich gewesen, verdorben und verweichlicht, und er war bloß hinter meinem Familiennamen her gewesen. Aber ich darf sagen, ich habe es bedauert, meinen Sohn Jonathan zu verlieren.«
Celeste hielt inne und musterte mich, als wollte sie meine Reaktion abschätzen.
»Das muss für Timothy extrem hart gewesen sein.«
»Rückblickend denke ich, das war es. Damals jedoch konnte ich keine Anzeichen dafür erkennen. Timothy war vielleicht ein bisschen verschlossen, aber sanft und lieb wie immer, hat nie Ärger gemacht. Ungewöhnlich für einen Delaney.« Sie legte eine zittrige Hand an ihre Hutkrempe.
»Wissen Sie, Timothy war mein Erbe. Als er später dem Wahnsinn verfiel, fühlte ich mich irgendwie hintergangen. Ich wandte mich von ihm ab, von dem einzigen Angehörigen, den ich, wie ich zu behaupten wage, nie hätte im Stich lassen dürfen. Nun, so etwas geschieht.« Sie zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und tupfte sich die Mundwinkel.
»Irgendwann wurde Timothy dann wirklich sehr krank und verschwand eine Weile. Als man ihn endlich fand …«
»Miss Delaney«, rief eine weibliche Stimme.
Ich blickte auf: Ken und eine Frau mit breiten Hüften in einer Dienstmädchenuniform näherten sich uns. Die Frau balancierte beschwingten Schrittes ein Tablett, und Ken trug einen Klapptisch.
»Als er gefunden wurde, waren seine Hände und Füße angekettet, und er krabbelte auf der Suche nach Essensresten über den Boden. Er war regelmäßig verprügelt worden. Mein Enkel war …«
»Miss Celeste, Ihr Kaffee …«
»Still! Stellen Sie die Sachen ab und verschwinden Sie. Beide. Und versuchen Sie, die Finger voneinander zu lassen. Könnten Sie so viel Anstand haben, ja?«
Ungerührt stellte Ken den kleinen Tisch auf, und seine Helferin platzierte das Tablett darauf. Dann machten beide kehrt und marschierten davon.
»Begreifen Sie?«, fuhr Celeste Delaney nun schwer atmend fort. »Mein Enkel, mein eigen Fleisch und Blut, er hat Wasser aus einem Hundenapf getrunken. Sie haben ihn für …« Sie hielt inne und schlug eine Hand vor den Mund.
»Miss Delaney? Es tut mir leid, dass ich herkommen und Sie mit solch einer Bitte behelligen musste.« Ich streckte die Hand aus und berührte ihren Arm, der nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien. »Es tut mir leid, dass ich Ihren Kummer aufgerührt habe.«
»Wie amüsant.« Finster musterte sie mich. »Sie bilden sich ein, Sie wüssten, was in meinem Kopf vorgeht!«
Plötzlich ging mir auf, dass sie recht hatte. Ich verstand diese Frau nicht. Absolut nicht.
»Nun, heute wird es keinen Kaffee geben. Ich muss hineingehen, und folglich ist es Zeit für Sie, uns zu verlassen. Aber lassen Sie uns zuerst etwas klären. Sind Sie davon überzeugt, dass der mexikanische Junge das Mädchen nicht getötet hat?«
»So überzeugt ich nur sein kann«, entgegnete ich zurückhaltend. »Ich kann Ihnen versichern, ich werde tun, was ich kann, um Dannys Unschuld zu beweisen.«
»Ich verstehe. Und Sie kommen mir nicht vor wie ein Mensch, der leicht aufgibt.« Einer ihrer Mundwinkel bog sich nach oben, und es sah aus, als würde sie die Zähne fletschen, aber vielleicht war das nur eine Täuschung. »Dann muss ich Ihnen wohl helfen, nicht wahr? Etwas anderes bleibt mir kaum übrig, meine Liebe.
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