Ein schmutziges Spiel
Aber ich war nicht einmal in Versuchung, an dem Spaß teilzunehmen. Danny brauchte Celeste Delaneys Hilfe, und er brauchte sie schnell, und es war meine Aufgabe, sie ihm zu verschaffen.
Zave zufolge gab es zwei Faktoren, die Miss Delaney zu einer potenziellen Quelle für Dannys Kaution machten. Erstens bestand eine Verbindung zur Apollogilde: Ihr Neffe, Sutton Frayne III ., war, wie der Zufall wollte, eines der drei amtierenden Mitglieder des Vorstands, der als Triune bezeichnet wurde, als Dreieinigkeit. Aber da war noch ein zweiter, triftigerer Faktor im Spiel.
Einst, und nur für kurze Zeit, war Miss Delaney Mrs Samuel Calden gewesen. Sie und Samuel hatten ein Kind, Jonathan, und Jonathan hatte schließlich auch Nachwuchs bekommen. Vor etwa fünfzehn Jahren war Celeste Delaneys einziges Enkelkind, Timothy Calden, an Schizophrenie erkrankt. Nicht imstande, ausreichend auf sich aufzupassen, war er schlimm misshandelt und schließlich unten in L.A. ermordet wor den.
Zave nahm an, Dannys Situation würde Miss Delaney nahegehen, nahe genug, damit sie seine Kaution aufbrachte. Vielleicht hatte er recht, doch ich fürchtete, mein Besuch würde bei der alten Dame schmerzhafte Erinnerungen aufwühlen, die sie womöglich dazu veranlassen konnten, mir die Tür vor der Nase zuzuknallen. Ich musste vorsichtig sein.
Ich verließ den Cabrillo und strampelte eine breite Auffahrt hinauf, die von uralten Monterey-Zypressen gesäumt wurde. Vor mir sah ich ein massives Eisentor und ein Torhaus, erbaut aus Sandsteinblöcken.
War ich die einzige Besucherin, die je mit einem Fahrrad auf Miramar eingetroffen war? Der ungläubige Gesichtsausdruck des hochnäsigen Wachmanns deutete jedenfalls darauf hin. Von einem steinernen Pfeiler aus lugte eine Überwachungskamera auf mich herab. Der Kerl in dem Torhaus war vielleicht nicht der Einzige, der mich beobachtete.
»Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?« Dem höflichen Gruß haftete eine unausgesprochene Drohung an. Stahl, verpackt in Veloursleder.
»Ich möchte zu Celeste Delaney.«
Die hellgrauen Augen des Wachmanns blickten mich so kalt wie Packeisbrocken an. »Werden Sie erwartet?«
»Ich habe einen Termin. Mein Name ist Jaymie Zarlin.«
Der Mann sah geradezu enttäuscht aus. Wahrscheinlich wollte er nichts lieber, als mich vom Gelände zu jagen. Stattdessen murmelte er etwas in ein Telefon, trennte die Verbindung und wandte sich wieder mir zu.
Ein paar Minuten zogen dahin. Vögel kreischten in den chirurgisch getrimmten Sträuchern, die unter den Säulenzypressen wuchsen. Dann brummte das Telefon.
Der Wachmann nahm ab und lauschte. »In Ordnung.« Finster blickte er auf mich herab. »Fahren Sie weiter zum Haus und warten Sie vor der Treppe. Dort wird man Sie abholen und zu Miss Delaney bringen.«
Das schwere Eisentor wurde geöffnet. Trotz der korrosionsfördernden Seeluft gab es keinen Laut von sich. Als ich hindurch- und die Auffahrt weiter hinauffuhr, dachte ich über Öl nach, Südkaliforniens Öl und das rücksichtslose Delaney-Pack, das das schwarze Gold aus der Erde gesaugt und in einen gewaltigen Reichtum umgewandelt, zugleich aber unzählige hart arbeitende Bauern ruiniert hatte.
Und am Ende hatte die ganze Habgier nichts weiter hervorgebracht als eine sehr alte Frau, der ein Haufen Steine gehörte, welcher eine ganze Armee Hofschranzen ernährte.
Irgendwo seitlich hörte ich heiser einen Vogel krächzen. Ich sah mich um und entdeckte eine ältere Dame, die an einem grasbewachsenen Hang auf einem Gartenstuhl saß. Mehrere schwarze Krähen pickten nahe ihren Füßen auf dem Boden herum.
Ich stieg ab und stellte mein Fahrrad auf den Ständer, ehe ich über den saftigen, smaragdgrünen Rasen watete. Die Krähen, aufgeschreckt von meiner Annäherung, flatterten ein wenig weiter weg.
»Miss Delaney?«
Die alte Frau drehte den Oberkörper, um mich anzusehen. Obwohl der Tag recht warm war, hatte sie sich in mehrere Lagen Kleidung gewickelt. »Wer sind Sie?« Ihr breitkrempiger Strohhut wippte auf ihrem starren Kopf. »Und wie sind Sie hier hereingekommen?«
»Ich bin Jaymie Zarlin.« Ich trug meine Radhose, und das lange, üppige Gras stach mich in die nackten Fesseln. »Ihrem Wachmann habe ich das Sesam-öffne-dich-Zauberwort genannt.«
»Sesam öffne dich?« Die Lippen der Frau waren nun fest geschlossen, wie eine dünne, runzlige Narbe, aber ihre stechenden blauen Augen waren so hellwach, wie sie nur sein konnten.
»Ja. Termin .«
»Ah. Dann müssen Sie die
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