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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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Zündschloss drehte, überraschte mich der Motor damit, umgehend anzuspringen. Offenbar kannte Gabi einen guten Automechaniker, der auch für Schwarzarbeit zu haben war.
    Ich steuerte den Kombi fort vom Bordstein und die Straße hinunter und kam mir dabei ein bisschen so vor, als würde ich einen Frachter durch einen engen Kanal dirigieren.
    Verstohlen tätigte ich einen Anruf mit meinem Handy. »Mike! Ich bin früh dran – hab vier Räder. Wo bist du?«
    »Ganz in der Nähe der Mission. Wir treffen uns auf dem Parkplatz. Aber, Jaymie? Du sollst beim Fahren nicht telefonieren.«
    »Was immer du sagst, Deputy. Wir sehen uns in zehn Minuten.«
    Hatte ich mir nicht vorgenommen, mehr Abstand zu Deputy Dawson zu halten? Aber das hier zählte nicht, oder? Das hier war ja nur beruflich.
    Für Touristen war es noch zu früh, und der Parkplatz der Mission war leer. Ich hielt neben Mikes Pick-up. Sein Gewehrhalter war leer, und die Kabine peinlich sauber. Der Mann selbst war nirgends zu sehen.
    Ich ging über den Parkplatz und die Sandsteinstufen zu der eleganten alten Missionskirche empor. Die in Cremeweiß und Rosa gehaltene Fassade und der Glockenturm warfen das Licht der warmen Morgensonne zurück. Die alten Franziskaner hatten den besten Platz in der ganzen Stadt mit Beschlag belegt, und die Häuser der Stadt und der Kanal dahinter funkelten förmlich in der kristallklaren Luft.
    Ich musterte den Hang unterhalb der Kirche, wo ein Rosengarten in zarten Abstufungen von Pink und Orange leuchtete, durchzogen von samtenem Grün. Immer noch kein Mike zu sehen.
    Dann fiel mir in einer hohen Steinmauer auf einer Seite der Kirche ein halb offen stehendes gusseisernes Tor auf, das mit Rost und Flechten überzogen war. Als ich durch das Tor in den tiefen Schatten trat, entdeckte ich ihn. Mike war auf ein Knie gesunken, um die eingemeißelte Inschrift eines Grabsteins zu entziffern, und blickte auf, als er das Knirschen meiner Schritte auf dem kiesbedeckten Weg hörte.
    Als sich unsere Blicke trafen, fühlte ich mich von ihm angezogen wie ein Magnet vom Nordpol.
    »Hi, Jaymie.« Mike stand auf und streckte mir eine Hand entgegen. Gegen meinen Willen tanzte ich ihm mehr oder minder entgegen, und er überraschte mich damit, meinen Arm zu ergreifen und mich an sich zu ziehen.
    »Hey. Erst um Erlaubnis bitten!«, quäkte ich.
    »Die hast du mir schon gegeben.« Er grinste. »Das habe ich in deinen Augen gesehen.«
    »Unsinn.« Ich versuchte, seinem Grinsen kein eigenes entgegenzusetzen. »Was machst du hier?«
    »Verwandte besuchen.« Er beschrieb einen Halbkreis mit der Hand. »In diesem Bereich wurden über viertausend Tote begraben – ziemlich beengt hier.«
    »Ich wusste nicht, dass du ein Chumash bist.«
    »Nein, ich bin kein Chumash. Meine Abuela war halb Spanierin, halb Salina. Yolanda war die Matriarchin der Familie, absolut federführend. Sogar Dad musste sich ihrem Willen beugen. Sie hatte eine spanische Rancho geerbt, und unser Land war ein Teil davon.«
    »Hört sich an, als hätte dein Großvater gut geheiratet.«
    »Der hat eine sich bietende Gelegenheit beim Schopf gepackt. Aber Mom hat immer gesagt, die beiden hätten einander geliebt.«
    »Du hast mir so viele schöne Geschichten über deine Mutter erzählt. Ich wünschte, ich hätte sie kennengelernt«, sagte ich spontan. Aber kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, hätte ich sie am liebsten zurückgenommen; sie luden zu Intimität geradezu ein.
    »Sie hätte dich gerngehabt. Mehr als gern.«
    Meine Kehle fühlte sich plötzlich an wie zugeschnürt. Ich wandte mich ab und entfernte mich von ihm.
    »Jaymie? Alles in Ordnung?«
    »Klar.« Hastig setzte ich etwas auf, von dem ich hoffte, es sähe aus wie ein ungezwungenes Lächeln. »Hör mal, worüber wolltest du mit mir sprechen? Ich habe um zehn einen Termin.«
    »Okay. Also zum Geschäft.« Mike griff in seine Hemdtasche und zog einen gelben, doppelt gefalteten Bogen Papier hervor. »Ich habe gehört, du hast den Jungen im Gefängnis besucht. Gut gemacht.«
    »Schau an, die Neuigkeiten machen ja schnell die Runde. Deine Kollegen Gesetzeshüter sind davon bestimmt auch ganz begeistert, richtig?«
    »Wen interessiert, was die denken?« Er zuckte mit den Schultern. »Hast du schon irgendeine Idee, wie sich die Kaution für Armenta aufbringen lässt?«
    »Die eine oder andere. Ich arbeite daran.« Ich war nicht dumm genug, Zave Carbonel zu erwähnen. Wenn Zaves Name fiel, war mit Mike nicht mehr vernünftig zu

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