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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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und die Stufen hinabging. »Mike? Ich bin’s, Jaymie. Ich habe ziemlich schlechte Neuigkeiten.«
    In jüngster Zeit blieb mein Fahrrad immer häufiger in dem überdachten Durchgang an der El Balcón stehen, so auch heute. Vielleicht wurde ich einfach nur faul. Aber es hatte Vorteile, mit dem Auto zu fahren, beispielsweise brachte es mich in zehn oder weniger Minuten und ohne Schweißbad zum Sheffield Drive in Montecito. Ich musste um 14:30 dort sein, wenn Marisol Feierabend machte.
    Ein verbeulter alter Datsun parkte im Schatten eines mächtigen Eukalyptusbaums auf der Straßenseite gegenüber von Darlene Richters Haus. Die Frau auf dem Fahrersitz war jünger als Marisol, die Züge weicher, aber eindeutig eine Verwandte.
    Ich fuhr den Sheffield weiter hinauf, wendete, steuerte neben Mrs Richters Tor den Straßenrand an und schaltete den Motor ab. Dann lehnte ich mich zurück und starrte den zerfetzten Stoff unter dem Wagendach des El Camino an.
    Das, was ich vorhatte, sagte mir gar nicht zu, aber ich hatte es nun lange genug vor mir hergeschoben.
    Marisol tauchte in ihrer strengen schwarzen Uniform, bewaffnet mit einer schwarzen Handtasche, an dem kleineren Fußgängereingang auf. Sie trat durch das Tor und zog es dann fest hinter sich zu. Als sie in die Richtung des Datsun ging, sah sie sich um und entdeckte mich.
    Ich sprang aus dem Auto. »Marisol, kann ich Sie bitte kurz sprechen?«
    »Nein … nein.« Sie tat einen Schritt weg von mir. »Tut mir leid. Ich habe es eilig. Meine Schwester …« Vage winkte sie in die Richtung des Wagens.
    Aber schon stand ich neben ihr. Sacht berührte ich ihren Arm. »Bitte«, sagte ich etwas bestimmter. »Es ist wichtig, dass wir uns unterhalten.«
    »Aber ich … ich bin in Eile.« Dann verstummte sie und ließ die Arme hängen.
    »Marisol, ich möchte, dass Sie sich dieses Foto ansehen. Ich habe es mit dem Handy aufgenommen.«
    Als Marisol das Bild von zwei kleinen Jungs studierte, die an Tüten mit blauem Eis schleckten, während zwei hoffnungsfrohe Hunde aufmerksam zu ihren Füßen kauerten, fiel ihr Gesicht in sich zusammen.
    »Oh, nein. Wollen Sie … haben Sie vor …«
    »Reden wir, nur ein paar Minuten. In meinem Wagen, einverstanden?« Ja, ich kam mir vor wie eine Kriminelle. Die arme Frau klappte zusammen wie eine Marionette, deren Fäden abgeschnitten worden waren.
    »Bitte …«
    »Sagen Sie Ihrer Schwester, sie kann fahren. Ich bringe Sie nach Hause.«
    »Nicht nach Hause. Zu meiner nächsten Stelle an der Hot Springs Road.« Statt über die Straße zu gehen, nahm sie ihr Telefon und sprach hastig auf Spanisch hinein. Ihre Schwester streckte einen Arm aus dem Wagenfenster, winkte und fuhr davon.
    Marisol musterte den El Camino und zog eine Braue hoch, ehe sie einstieg und die Tasche auf ihren Schoß legte. »Dieses Bild.« Marisol drehte sich zu mir um. »Wer ist der andere kleine Junge?«
    »Sein Name ist Chuy. Seine Familie wohnt bei mir. Es war übrigens seine Idee, Ihrem Neffen ein Eis zu spendieren.«
    »Dann wissen Sie also, dass Beto mein Neffe ist.« Sie schüttelte den Kopf. »Der kleine Teufel. Er hätte drinbleiben sollen oder im Garten hinter dem Haus. Ich liebe Beto, aber er tut nie, was man ihm sagt, und er redet zu viel. Hat er Ihnen alles erzählt?«
    »Weitgehend. Seit dem Eis sind wir beste Freunde.« Ich fuhr los.
    »Das liegt daran, dass er keine Freunde hat«, sagte sie in scharfem Ton. »In der Schule, was die Kinder ihm da angetan haben, Sie haben keine Vorstellung. Erst haben sie ihn angespuckt. Dann, eines Tages, hat eine ganze Bande ihn zu Boden gestoßen und ihm Kies und Erde ins Gesicht gerieben. Wo waren da die Lehrer, das möchte ich gern wissen! Die Kinder haben immer weitergemacht, bis Beto geblutet und geschrien hat. Darum hat meine Schwester beschlossen, dass er nicht mehr zur Schule geht. Sie hat dem Schulleiter erzählt, Beto wäre in Mexiko und würde bei seinem Vater leben.«
    »Und darum haben Sie und Ihr Bruder beschlossen, ihm einen Hund zu besorgen – einen Freund.«
    »Das ist ein netter, kleiner Hund, und wir wussten, Beto würde ihn lieben. Außerdem hat er sich bei Mrs Richter nie wirklich wohlgefühlt, das ist die Wahrheit.« Marisol zuckte mit den Schultern. »Ich weiß gar nicht, wer von den beiden glücklicher ist, Beto oder der Hund.«
    »Das wird schwer für ihn, Minuet zu verlieren.« Ich bemühte mich, das Bedauern in meinem Ton zu verschleiern. »Können Sie ihm nicht einen anderen Hund

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