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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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still da. Ruckartig hielt ich an, beugte mich hinab und hielt die Fingerspitzen in die Nähe seiner Schnauze. Gott sei Dank fühlte ich den schwachen Lufthauch seines Atems. Ich versuchte, das Klebeband abzunehmen, aber meine Finger waren zu taub, nur nutzlose, teigige Würmer.
    Ich trat aufs Gas. Stoppschilder und Ampeln missachtend raste ich durch die leeren Straßen der Stadt.
    Die Notveterinärin war jung, hatte die tierärztliche Ausbildung gerade erst hinter sich. »Hunde sind zäh. Darum benutzt die medizinische Forschung sie gern für ihre Experimente.« Sie sah verärgert aus.
    »Also, wird er es schaffen?« Ich sprach in nachdrücklichem Ton, so, als könnte meine Stimme es wirklich werden lassen.
    »Hunde sind zäh«, wiederholte sie. »Er ist jetzt stabil, und wenn sich keine heftige Infektion entwickelt, hat er zumindest eine Chance. Rufen Sie morgen früh im Büro an.«
    »Sie haben ihm doch Antibiotika gegeben, oder?«
    »Natürlich.« Sie legte die Stirn in Falten.
    »Tut mir leid«, murmelte ich. »Ich wollte Ihnen nicht erzählen, wie Sie Ihre Arbeit machen sollen.«
    »Da wir gerade von Arbeit sprechen, sind Sie nicht Polizistin? Ich glaube, ich habe Ihren Namen in der Zeitung gelesen.«
    »Private Ermittlerin.«
    »Dann ermitteln Sie mal und finden heraus, wer das getan hat.« Sie zog die blutbefleckten Handschuhe aus. »Jemand wollte Ihren Hund einen langsamen und qualvollen Tod sterben lassen.«
    Ich fuhr nach Hause, ging zur Vordertür hinein und lauschte angestrengt. Alles, was ich hören konnte, war das leise Schnarchen von Chuy. Ich ging in die Küche, um mir eine Scheuerbürste zu holen.
    »Jaymie?« Aricela zupfte sich blinzelnd ihr altes T-Shirt über die Shorts.
    »Tut mir leid, Aricela. Ich wollte dich nicht wecken.«
    »Schon gut. Aber, Jaymie, wir konnten Dexter nicht finden, als wir schlafen gegangen sind. Vielleicht ist er weggelaufen?«
    Ich bin keine Schauspielerin, aber um ihret- und meinetwillen musste ich jetzt eine oscarreife Leistung hinlegen. »Mach dir darüber keine Sorgen, Süße. Dexter zieht manchmal allein los. Geh wieder ins Bett, ja? Morgen taucht er bestimmt wieder auf.«
    »Okay.« Das Mädchen lächelte scheu. »Jaymie? Ich bin richtig gern bei dir.«
    »Ich habe euch auch gern hier, Aricela.« Ich wandte mich ab, damit sie die Tränen in meinen Augen nicht sehen konnte. »Aber jetzt gehst du wieder schlafen, okay?«
    Ich wartete, bis Aricela wieder im Bett war. Dann holte ich die Bürste unter dem Spülbecken hervor, schaltete meine Taschenlampe ein und ging hinaus, um den Schlauch aus der Garage zu holen. Das Letzte, was ich wollte, war, dass die Kinder am Morgen das Blut entdeckten.
    Ich wusch die Stufen und den Weg, verwässerte das Blut und spülte es in die Erde. Dann bückte ich mich und schrubbte, die Bürste in der einen, die Taschenlampe in der anderen Hand. Ich schrubbte, bis mein Arm schmerzte, dann spülte ich nach und schrubbte noch ein bisschen mehr.
    Es war nach ein Uhr nachts, als ich fertig war, und mir fiel auf, dass bei Danny im Studio Licht brannte. Ehe ich zu Bett ging, musste ich mich vergewissern, dass er wohlauf war.
    Ich ging hinüber und klopfte an die Tür. »Danny, ich bin’s, Jaymie. Kann ich dich eine Minute sprechen?« Inzwischen legte ich viel Wert darauf, jeden Tag wenigstens ein paar Worte zu ihm zu sagen. Stück für Stück fing er an, mir zu vertrauen.
    Ich hatte einen Riegel für ihn eingebaut, damit er sich sicher fühlen konnte. Nun hörte ich, wie er zurückgezogen wurde. Dann öffnete sich die Tür dreißig Zentimeter weit. »Hallo, Danny.«
    »Hi.« Er öffnete die Tür noch weiter. Sein rotes Haar war seit Tagen nicht mehr gekämmt worden.
    Er tat mir so leid. Danny nahm seit beinahe zwei Wochen Medikamente und war nicht mehr psychotisch. Aber ich konnte in seinen Augen sehen, dass er verängstigt und verwirrt war.
    »Ich bin heute erst spät nach Hause gekommen und dachte, ich sehe mal nach dir. Hattest du ein schönes Wochenende?« Über seine Schulter hinweg konnte ich sehen, dass im Fernsehen eine Natursendung lief.
    Danny nickte. Einmal. »Ja … ich glaube schon.«
    Nun, da er wieder Medikamente bekam, arbeitete sein Gedächtnis wieder. Ohne Zweifel erinnerte er sich nun auch an Lili und den Schrecken, dessen Zeuge er geworden war. Mir war bewusst, dass dies eine gefährliche Zeit war, die Zeit, in der psychisch kranke Menschen besonders selbstmordgefährdet waren.
    »Wo ist Dexter?« Er starrte an mir vorbei in

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