Ein schmutziges Spiel
beschaffen?«
»Das hätten wir von Anfang an tun sollen, ich weiß. Aber wir haben nicht nachgedacht, weil dieser kleine Hund einfach perfekt gepasst hat. Und jetzt ist es zu spät. Er liebt Chica, er sagt, sie ist der beste Hund auf der Welt.« Marisol starrte die Tasche auf ihrem Schoß an. »Ich weiß, Sie müssen den Hund zurückbringen. Tun Sie das. Aber selbst wenn Sie mich Mrs Richter melden, bitte ich Sie, erzählen Sie ihr nichts von Beto. Wenn die Schule davon erfährt, alarmieren die die Kinderschutzbehörde, und meine Schwester wird ihren Sohn verlieren.«
»Passen Sie auf, ich werde weder Sie noch Beto melden, okay?« Ich bog in die Hot Springs Road ein. »Aber für Beto muss es eine bessere Lösung geben, als einfach daheimzubleiben. Er ist ein Kind. Er braucht Freunde. Menschliche Freunde in seinem Alter.«
»Ja, er braucht Freunde, keine Rabauken.« Sie setzte eine finstere Miene auf. »Denken Sie etwa, meine Schwester hätte das Geld für eine Privatschule oder so was?«
»Privatschulkinder benehmen sich auch nicht besser.« Ich sah Marisol an. Tränen schimmerten in ihren Augen. »Hören Sie, ich habe einen Plan. Einen Plan, der auf die menschliche Gutmütigkeit setzt.«
»Menschen sind selten gutmütig, das lernt man schnell, wenn man am unteren Rand lebt.«
Ich ging vom Gas. »Zu welcher Hausnummer müssen wir?«
»304. Noch ein Stück weiter runter.« Marisol legte das Foto auf das Armaturenbrett. »Also, wie geht es jetzt weiter?«, fragte sie in resigniertem Ton.
»Morgen gebe ich Mrs Richter die Adresse Ihrer Schwester. Ich werde Sie und Ihren Bruder nicht erwähnen, und ich werde flunkern – ich sage ihr, der Hund wäre Betos Familie zugelaufen.« Ich hielt vor dem Haus.
Marisol legte eine Hand an den Türgriff, regte sich darüber hinaus aber nicht. »Das wird so schlimm für meinen Neffen. Von unserer Familie abgesehen ist das einzige Wesen, das ihn liebt, dieser alberne Hund.«
»Und da kommt die menschliche Gutmütigkeit ins Spiel. Ich werde Mrs Richter dieses Bild zeigen. Wenn sie Betos Geburtsmal sieht, wird sie vielleicht erkennen, dass er den Hund mehr braucht als sie. Sie kam mir nicht wie ein schlechter Mensch vor.«
»Puh. Ich kenne meinen Boss besser als Sie«, blaffte Marisol. »Die Señora hat keine Kinder und keine Familie. Die wird sich diesen blöden kleinen Hund im Handumdrehen zurückholen. Das ist ihr Baby, sagt sie immer.«
»Vielleicht haben Sie recht. Aber vielleicht auch nicht«, sagte ich lahm.
Marisol stieß die Tür auf und stieg aus dem Auto. Dann bückte sie sich und stierte mich durch das offene Fenster böse an. »Was wissen Sie überhaupt über die Menschen? Putzen Sie an jedem Tag Ihres Lebens die Toiletten anderer Leute? Müssen Sie … sich vom Señor vögeln lassen, wenn Sie Ihren Job nicht verlieren wollen? Menschen«, zischte sie, »sind gemein und grausam.«
Ich saß wie betäubt da, als Marisol, königlich in ihrem gerechten Zorn, zum Haus stolzierte.
Sich vom Señor vögeln lassen, wenn Sie Ihren Job nicht verlieren wollen. Herrje, da hatte sie allerdings recht.
Am nächsten Morgen stand Mike in Uniform und quälend eindrucksvoller Haltung in aller Frühe an der Tür zu meinem Büro. »Jaymie? Lass uns reden.«
»Dir auch einen guten Morgen«, gab ich genervt zurück. In der Nacht zuvor hatte ich wieder nur halb geschlafen, während die andere Hälfte meiner Selbst von dem Fall in Atem gehalten wurde.
Ohne auf meinen Sarkasmus einzugehen, trat Mike ein und dominierte sogleich den ganzen Raum. »Hey, Gabi. Wie geht’s?«
»Gut geht’s. Aber mir ist gerade eingefallen, dass ich noch zum Laden muss.« Hastig fing sie an, Dinge in ihre große Strandtasche zu werfen.
»Lassen Sie sich von ihm nicht vertreiben, Gabi. Nur, weil Mike hier ist, müssen Sie nicht …«
»Wir haben keine Servietten mehr, Miss Jaymie, okay?«
Mike ließ sich in den mächtigen Sessel fallen, den Gabi gerade erst gegen meine Einwände über Craigslist erstanden hatte. »Lass Gabi ruhig gehen, Jaymie. Sie will bestimmt nicht zuhören, wie ich ihrem Boss ein Ohr abkaue.«
»Miss Jaymie? Ich bin in einer Stunde zurück. Kann ich Ihnen etwas von Smart and Final mitbringen?«
»Nein, danke.« Ich setzte mich auf den Rand meines Schreibtischs und wartete, bis die Fliegengittertür hinter meiner PA zugefallen war. »Wie läuft die Arbeit?«, fragte ich ganz ungezwungen.
»Wir sind dabei, bei einer großen Meth-Geschichte drüben auf der Seis Pinos Ranch
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