Ein schneller Sieg
anscheinend hat BuMed in seinem unerforschlichen Ratschluß entschieden, daß ich wieder dienstfähig bin, und Admiral Cortez gibt mir ein Schiff.« Sie sah mit einem plötzlichen, blendenden Lächeln von den Befehlen auf. »Um genau zu sein, gibt er mir die Nike !«
Der an sich unerschütterliche MacGuiness starrte sie an und sperrte den Mund auf. HMS Nike war nicht irgendein Schlachtkreuzer. Die Nike war der Schlachtkreuzer, die am grimmigsten erstrebte, angesehenste Trophäe, die ein Captain begehren konnte. In der Royal Mann’coran Navy gab es stets eine Nike , und ihre Gefechtsmeriten, ihre Tradition reichte bis zu Edward Saganami zurück, dem Gründer der RMN, und die gegenwärtige Nike war der neueste, kampfkräftigste Schlachtkreuzer in der Flotte.
Honor lachte laut und tippte mit der Fingerspitze auf das zweite Dokument.
»Demnach gehen wir Mittwoch wieder an Bord«, sagte sie. »Haben Sie Lust auf ein wenig Dienst im All, Mac?«
MacGuiness sah ihr in die Augen, dann riß er sich zusammen, und ein gewaltiges Lächeln, das Honors in nichts nachstand, breitete sich über sein Gesicht aus.
»Jawohl, Ma’am. Ich denke, das kann ich aushalten – und heute ist sicherlich ein Abend für einen Delacourt!«
2
Das Intrasystem-Shuttle senkte sich in das Andockgerüst Ihrer Majestät Raumstation Hephaistos . Honor drückte die Speichern-Taste auf ihrem Memopad und erhob sich von ihrem Platz gleich neben der Luke.
Ihr Gesicht verriet durch nichts den inneren Aufruhr, der in ihr tobte, als sie das weiße Barett der Sternenschiffkommandanten unter der linken Schulterklappe hervorzog. Innerlich schnitt sie beim Zurechtrücken der Kopfbedeckung eine Grimasse, denn sie hatte sie über ein T-Jahr lang nicht mehr getragen und nicht berücksichtigt, wie sehr ihr Haar seitdem gewachsen war. Es hieß, es bringe Unglück, wenn ein RMN-Offizier sein oder ihr erstes weißes Barett ersetzte, und deshalb mußte sie sich entweder das Haar schneiden oder das Barett ändern lassen. Sie streckte für Nimitz die Arme vor.
Der ‘Kater schoß zu ihrer gepolsterten Schulter hinauf und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht und einem leisen ›Bliek‹ dort nieder. Dann tätschelte er das weiße Barett mit Besitzerstolz ausdrückender Geste. Honor verbarg ein Grinsen, das bei einem Captain (Senior Grade) niemals rechtschaffen gewirkt hätte, und Nimitz schnaubte amüsierte Toleranz. Er wußte ganz genau, wieviel dieses Symbol ihr bedeutete, und konnte überhaupt keinen Grund sehen, weshalb sie es nicht zeigen sollte.
Was das betraf, so mußte Honor zugeben, daß es wahrlich keinen Grund für sie gab, ihr ›Kommandantinnengesicht‹ schon jetzt aufzusetzen, denn außer Mac-Guiness wußte im Shuttle niemand, wer sie war oder weshalb sie sich an Bord befand. Aber sie mußte üben. Nachdem sie so lange nicht mehr auf einem Kommandodeck gestanden hatte, fühlte selbst das Shuttle sich irgendwie unvertraut an, und es gab nur wenige Dinge, die wichtiger waren, als ein neues Kommando auf dem richtigen Fuß zuerst zu beginnen. Davon abgesehen …
Sie beendete ihr mentales Geplapper und gestand sich die Wahrheit ein. Ihr war nicht nur ›seltsam‹ zumute; sie war besorgt, und unter das Freudengefühl, wieder zurück im All zu sein, mischte sich ein flaues Gefühl in der Magengegend. Zwischen den Perioden der Operationen und der Therapie hatte sie so viele Stunden im Simulator verbracht, wie man ihr gestattete, und das war längst nicht soviel Zeit, wie sie sich gewünscht hätte. Unglücklicherweise ist es sehr schwierig, wenn der Arzt, mit dem man verhandeln muß, auch noch der eigene Vater ist. Doch selbst wenn Doktor Harrington ihr alle Simulatorstunden zugestanden hätte, die sie wollte – Simulationen waren einfach nicht die Wirklichkeit. Davon abgesehen war die Nike das größte, kampfkräftigste Schiff, das sie je kommandiert hatte: 880.000 Tonnen und eine Besatzung von mehr als zweitausend Menschen. Und das hätte jeden nervös gemacht, der so viel Zeit an Land verbracht hatte, Simulationen hin und her.
Dennoch wußte Honor, daß ihr langer Genesungsurlaub nicht der einzige Grund für ihre Ängste war. Zum Kommandanten der Nike bestimmt zu werden bedeutete für jeden Captain ein enormes Kompliment, ganz besonders aber für eine Kommandantin, die noch nie zuvor einen Schlachtkreuzer befehligt hatte. Unter anderem stellte ihre Ernennung eine implizite Anerkennung ihrer Leistungen im vorherigen Kommando dar, ganz gleich, wie
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